Die Freiwillige Feuerwehr wird schon bald auch von der Singener Südstadt im Brandfall ausrücken. Wie Oberbürgermeister Bernd Häusler und Kommandant Mario Dutzi auf Nachfrage bestätigen, sollen künftig mehrere Fahrzeuge in einer Außenstelle in der Güterstraße stationiert werden. Der Gemeinderat hat sich in einer nichtöffentlichen Sitzung bereits auf dieses Vorgehen geeinigt. Auch dies bestätigt Häusler im Gespräch. Der Mietvertrag für das Gebäude, in dem zuletzt eine Lastwagen- und Buswerkstatt beheimatet war, sei bereits unterschrieben.

Von einem zweiten Feuerwehrhaus, wie es immer wieder einmal in der Diskussion stand, wollen sowohl Häusler als auch Dutzi dennoch nicht sprechen. „Unsere Feuerwehr wird in der Kernstadt bleiben“, macht OB Häusler deutlich. Singen brauche keine zwei, sondern eine starke Feuerwehr, so der Rathauschef.
Das Thema Feuerwehrhaus beschäftigt die Stadt schon länger. Der jetzige Standort in der Hauptstraße ist zu eng, zu klein und in die Jahre gekommen. Bisher wurde ein Neubau an der Radolfzeller Straße beim Hohentwiel-Stadion favorisiert. Dieser Plan sei laut OB Häusler auch mit der neuen Außenstelle nicht vom Tisch: „Wir planen in vielerlei Richtungen.“ Auch Kommandant Dutzi erklärt, dass der Standort an der Radolfzeller Straße ein guter sei. „Aber wir müssen überlegen, ob er mit Blick auf die Erreichbarkeit gerade für die Südstadt der richtige ist. Wir haben eine große Distanz vom Norden in den Süden“, betont er. Der jetzige Standort in der Hauptstraße 31 genieße weiter oberste Priorität. „Wenn es die Planung zulässt, bleibt die Feuerwehr in der Kernstadt“, so Dutzi.
Fahrzeugauswahl steht noch nicht fest
Die neue Außenstelle im Süden liege strategisch günstig. „Viele Kollegen wohnen und arbeiten in der Südstadt“, schildert Dutzi. Im Falle einer Alarmierung hätten sie gerade zu Stoßzeiten mit viel Verkehr auf ihrem Weg zum Feuerwehrhaus in der Kernstadt zu kämpfen. „Wir versprechen uns mit der neuen Außenstelle, dass wir die Kollegen und die Einsatzfahrzeuge näher zusammenbringen“, so Dutzi. Bisher sei vorgesehen, dass ein Löschfahrzeug und ein Mannschaftstransportwagen in der Güterstraße stationiert werden. Eventuell könnten auch Spezialfahrzeuge, die nicht bei jedem Einsatz benötigt werden, dort abgestellt werden. Aber ein endgültiger Beschluss darüber falle der Abteilungsausschuss in seiner nächsten Sitzung. Eines ist Dutzi schon jetzt wichtig zu betonen: „Wir rücken bei Einsätzen immer als Gesamtwehr aus.“

Der Mietvertrag mit den Eigentümern der Gewerbehalle in der Güterstraße ist in trockenen Tüchern. Laut Mario Dutzi ist er vorerst auf zwölf Monate datiert. Beide Beteiligten hätten aber bereits signalisiert, dass die Zusammenarbeit langfristig angelegt sei. Bereits ab Mai soll die Außenstelle bezogen werden. Ab Juni sollen Einsätze dann auch von dort gefahren werden. Größere Umbaumaßnahmen seien laut Dutzi nicht nötig: „Das Gebäude ist wirklich ein Glücksgriff.“
Bewährt sich die Außenstelle?
Sowohl Häusler als auch Dutzi betrachten die neue Außenstelle auch ein stückweit als Versuch. „In einem Jahr haben wir aussagekräftige Zahlen, ob sich ein weiterer Standort bewährt hat“, so Häusler. Einen klaren Zeitplan wolle man zudem nicht aus den Augen lassen: 2023 soll mit der Intensivplanung zum neuen Feuerwehrhaus – Standort noch offen – gestartet werden.
Dafür stehen im Haushalt bereits 200.000 Euro bereit. Baubeginn könnte laut Häusler 2024 sein. Er rechne mit einer Bauzeit von zwei Jahren. Auch in den weiteren Haushaltsjahren sind zusätzliche Gelder bereits eingeplant: 2024 zwei Millionen Euro, 2025 2,8 Millionen Euro und 2026 sechs Millionen Euro. Alles zusammen kalkuliert Häusler mit Kosten von etwa elf Millionen Euro. „Das könnte dann auch auf einen Hauptsitz in der Kernstadt und eine Außenstelle in der Südstadt hinauslaufen“, sagt er.
Radolfzeller Straße noch nicht vom Tisch
Auch wenn man sich für den Standort in der Radolfzeller Straße entscheiden würde, wäre eine Außenstelle in der Südstadt weiterhin ein Thema. Viele Alternativen gibt es laut Häusler ohnehin nicht. Sechs bis sieben Standorte seien geprüft worden. Übrig blieb lediglich die Radolfzeller Straße. „Wir brauchen für ein neues Feuerwehrhaus zwischen 10.000 und 12.000 Quadratmeter. Von diesen Grundstücken gibt es in der Stadt keine“, sagt er. Das Grundstück an der Radolfzeller Straße erfülle alle Kriterien. Dennoch habe Dutzi die Erreichbarkeit im Brandfall genaustens im Blick: „Die Stadt ist durch die Bahnlinie gespalten.“
Für ein bisschen Entlastung bis zum Neubau sorgt, dass das Deutsche Rote Kreuz (DRK) laut Häusler zur Jahresmitte seine neuen Räumlichkeiten beim Neubau am Krankenhaus beziehen werde. Bisher war das DRK auf dem Grundstück der Feuerwehr untergebracht. Laut Dutzi sollen die dann zur Verfügung stehenden Räume vor allem für Büros genutzt werden.
Das Feuerwehrhaus
- Das Parken: Die Singener Feuerwehr platzt aus allen Nähten: „Dass wir etwas Neues brauchen, müssen wir nicht diskutieren“, so Häusler. Am Ende laufe es auf einen Neubau heraus, entweder in der Radolfzeller Straße oder am jetzigen Standort. Ein Thema werde beim Neubau in der Kernstadt auch die Parkplatzsituation sein. Denkbar seien laut Häusler eine Tiefgarage oder Parkmöglichkeiten auf dem Dach.
- Die Einsätze: Laut Kommandant Mario Dutzi rücke die Feuerwehr in Singen durchschnittlich 450 Mal pro Jahr zu Einsätzen aus. 2020 lag die Einsatzzahl bei 425. 83 Brände galt es dabei zu löschen.