Es ist eine dunkle und schwierige Zeit, die die Menschen in Israel und dem Gazastreifen erleben. Rund einen Monat ist es her, seit der Krieg am 7. Oktober im Nahen Osten ausgebrochen ist. Um ein Zeichen für Frieden und Versöhnung zu setzen, haben die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Singen, der Verein inSi, die Diakonie sowie der Caritasverband Singen-Hegau nun ein Friedensgebet in der Herz-Jesu-Kirche gestaltet – am Jahrestag der Reichspogromnacht.

Zusammenstehen über Grenzen hinweg

Dabei wurde nicht nur den Opfern des Israel-Krieges gedacht, sondern allen Opfern der unzähligen Kriegsgebiete auf der ganzen Welt. „Wir sind erschüttert und bestürzt, uns fehlen die Worte“, sagt Andrea Fink-Fauser, Pfarrerin der Luthergemeinde, und machte deutlich, dass man über Grenzen hinweg zusammenstehen müsse, denn angesichts der im Nahen Osten herrschenden Gewalt, sei es falsch zu schweigen.

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Ein Friedensgebet könne die Not vor Ort nicht verringern, doch es sei wichtig, sich mit den Menschen solidarisch zu zeigen. Zwar sei der 9. November ein Datum, das mit dunklen Erinnerungen verbunden sei, dennoch könne man sich gerade dann noch deutlicher vor Augen führen, dass so etwas nicht noch einmal passieren dürfe. „Wir müssen ein Zeichen setzen, dass ein gutes Miteinander möglich ist. Nur gemeinsam überwinden wir Ausgrenzung“, sagte Fink-Fauser.

Dekan Matthias Zimmermann lud im Anschluss zum Gebet ein. Die Angst und Handlungsunfähigkeit dürfe nicht Überhand nehmen, sagte er. „Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens“ lautete daher das Gebet, und Dekan Zimmermann animierte die Zuhörerinnen und Zuhörer in Herz-Jesu-Kirche, damit den Frieden für alle wachsen zu lassen. Mit dem Gebet solle Hoffnung gegeben und Trost gespendet werden.

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Auch Oguz Akbudak vom Hegauer Kulturverein betonte die wichtige Bedeutung eines Friedensgebetes. „Wir wollen damit an die Kraft der zwischenmenschlichen Beziehungen erinnern“, sagte er. Krieg bedeute immer Leid und Furcht und es sei wichtig, mit den Zivilisten im Nahen Osten solidarisch zu sein. Eine Unterteilung der Menschen lehne Akbudak ab. „Wir sind alle Menschen“, sagte er und verwies auf den US-amerikanischen Bürgerrechtler Martin Luther King, der von einer Welt träumte, in der alle Menschen gleichberechtigt seien.

Der Vorsitzende des Integrationsvereins inSi, Bernhard Grunewald, ging einen Schritt weiter und schloss in das Gebet auch die Opfer von Naturkatastrophen ein. So sammle der Verein gemeinsam mit dem Caritasverband und dem Verein Unser buntes Engen Spenden, um den Opfern in Herat, Afghanistan, zu helfen. Schließlich gehe es um Nächstenliebe und um die Frage: „Was braucht es?“

Frieden und Koexistenz soll für alle möglich sein

In Israel treffe nun Schmerz und Tod Menschen auf beiden Seiten, die in Frieden leben wollen, sagt Grunewald. „Wir denken heute an das furchtbare Leid aller Menschen in diesen beiden Kriegsregionen, an ihre Hoffnung auf Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit“, so Grunewald. Wie aber könne Versöhnung jemals gelingen, wenn soviel Blut geflossen sei, stellte er die Frage.

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Diese Geschehnisse könnten wohl nur überwunden werden, wenn die Taten beim Namen genannt werden, aber auf Rache und Vergeltung verzichtet werde, sei er überzeugt. Grunewald ist sich sicher: Heilung ist nur so möglich. „Ich wünsche mir für die Menschen vor Ort, dass sie die Kraft dafür finden und nicht müde werden in ihrer Zuversicht, dass Frieden und Koexistenz für alle möglich sind.