Wie kann der stationäre Handel gegen die Konkurrenz durch die Online-Riesen bestehen? Und das vor allem nach den harten Monaten der Corona-bedingten Schließungen, in denen sich viele Kunden ans Einkaufen per Klick gewöhnt haben? Diese Fragen standen nicht ausdrücklich auf der Tagesordnung bei der Mitgliederversammlung des City Ring. Aber beim Treffen der Werbegemeinschaft der Singener Innenstadthändler standen sie doch im Hintergrund. Zu diesem Hintergrund gehört auch, dass der Einzelhandel viele Arbeitsplätze in der Stadt bietet. Für die Branchen Handel, Gastgewerbe und Verkehr weist das Statistische Landesamt mehr als 6000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in der Stadt aus (Stand 2020).

Bei der Mitgliederversammlung wurde deutlich: Man will vor allem auf ein Einkaufserlebnis setzen, um den Online-Konzernen Paroli zu bieten. Diese Botschaft unterstrich auch Gerd Springe, Vorstandsvorsitzender des Standortmarketingvereins Singen aktiv, der die doppelte Bedeutung eines erfolgreichen Einzelhandels für ein Gemeinwesen hervorhob. Die Händler seien gleichzeitig Wirtschaftsunternehmen und würden für eine lebendige Innenstadt sorgen.
Oberbürgermeister Bernd Häusler kündigt weitere Arbeiten an der Fußgängerzone an
In diese Richtung deutete auch, was der frisch wiedergewählte Oberbürgermeister Bernd Häusler den Händlern mitgebracht hatte. Es sei das Anliegen der Verwaltung, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu verbessern. Man solle sich nur vorstellen, der Holzerbau und der alte Bahnhofsplatz wären noch da und Karstadt hätte geschlossen: „Dann hätte es keine Chance gegeben, als Handelsstandort auf die Beine zu kommen“, sagte Häusler. 15 neue Gastronomie-Angebote gebe es in der Stadt und mit dem Scheffelareal solle auch das Wohnen in der Innenstadt vorankommen. Häusler kündigte an, an der Scheffelstraße Poller zu installieren, um unberechtigte Autofahrer aus der Fußgängerzone herauszuhalten. Und der Ekkehard-Platz neben der gleichnamigen Schule sowie der Heinrich-Weber-Platz sollen als Endpunkte der Fußgängerzone neu gestaltet werden.

Für die Strategie, als serviceorientierter Einzelhandel gegen die Online-Riesen zu punkten, steht auch Alexander Kupprion, der bei der Versammlung einstimmig zum Vorsitzenden des City Ring gewählt wurde. „Einkaufen wird immer mehr zu einem Freizeiterlebnis“, lautet seine Einschätzung. Der Einzelhandel solle sich daher eher als Gastgeber statt als reinen Verkäufer betrachten, sagte Kupprion nach der Veranstaltung im Gespräch. Dadurch könne man gegen den Internethandel agieren und das sei auch die Chance für einen dienstleistungsorientierten Handel. Ansonsten wolle er nicht zu viele Versprechungen nach diesen turbulenten Zeiten machen, denn aus dem Sport wisse er, dass zu viel gleichzeitig meistens nichts werde. Volker Messerschmitt, der als Gast zu der Veranstaltung geladen war, gab den versammelten Händlern denn auch einige Botschaften für die Gastgeberrolle mit auf den Weg.
Auch andere Ämter neu besetzt
Alexander Kupprion löst als Vorsitzender nach vielen Jahren Michael Burzinski ab, der sich schon im November 2019 aus persönlichen Gründen aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hatte. Auch Anja Haid wechselte vom Amt der zweiten Vorsitzenden in das der Beisitzerin. Ihr Nachfolger als Vize wird Philipp Künz. Kassiererin Elke Redling, Schriftführer Sascha Mark sowie die Kassenprüfer Karl Wager und Matthias Müller wurden jeweils einstimmig in ihren Ämtern bestätigt.
Wie blickt der scheidende Vorsitzende auf seine Zeit beim City Ring? Seine größte Baustelle sei die Umstellung des Geschenkeschecks von der Papierversion auf die heutige Kartenversion gewesen, erzählte er nach der Veranstaltung. Durch Unterschiede in der Verrechnung sei das für den City Ring auch eine finanziell schwierige Zeit gewesen, weshalb er OB Häusler und dem Standortmarketing von Singen aktiv für die damalige Unterstützung dankte. Zur attraktiven Innenstadt trage der Verein unter anderem mit der Weihnachtsbeleuchtung bei, so Burzinski.
Verein und Regularien
- Der Verein: Derzeit hat der City Ring 66 Mitglieder, wie die scheidende stellvertretende Vorsitzende Anja Haid in ihrer Begrüßung sagte. Neu hinzugekommen seien im vergangenen Jahr das Hotel Trezor, das Einkaufszentrum Cano und das Café Horizont. Allerdings gab es auch zwei Schließungen.
- Der Werberat: Carolin Faustmann blickte für das Gremium auf die Aktivitäten zurück. Es habe Coupon-Aktionen, Willkommens-Aktionen und Aktionssamstage gegeben. Außerdem habe es Lobbyarbeit gegeben wie Brandbriefe von OB Bernd Häusler und dem Singen-aktiv-Vorsitzenden Gerd Springe an Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Winfried Kretschmann – „mit ernüchterndem Ergebnis“, so Faustmann.
- Die Kasse: Kassiererin Elke Redling konnte nach einem Minus zum Ende des Jahres 2019 wieder auf ein Guthaben in der Kasse von etwa 2800 Euro verweisen. Die beiden zur Versammlung verhinderten Kassenprüfer Karl Wager und Matthias Müller bescheinigten ihr in ihrem Bericht, den Helmut Assfalg verlas, eine saubere Kassenführung. Die Mitglieder entlasteten ihren Vorstand einstimmig.
- Satzungsänderung: Die Mitglieder stimmten ebenfalls einstimmig auch einer Satzungsänderung zu. Dadurch soll vor allem die Doppelmitgliedschaft im City Ring und bei Singen aktiv geregelt werden. Die Änderung ist laut dem Vorsitzenden Alexander Kupprion Grundlage für einen Kooperationsvertrag beider Vereine. (eph)