Mehrere gestapelte gelbe Säcke, die tagelang am Straßenrand stehen, sind keine Verschönerung für die Stadt Singen. Dieser Auffassung ist auch die Stadtverwaltung: Sie strebt nun an, die gelbe Tonne einzuführen. Dafür sprechen viele Gründe, wie der Oberbürgermeister Bernd Häusler im Betriebsausschuss erläuterte.
„Wenn Sie mit offenen Augen durch die Stadt fahren, dann sehen Sie, dass sehr oft die gelben Säcke viel zu früh rausgelegt werden“, so der OB. Die Folgen: Die Säcke würden vom Wind weggeweht oder von Tieren aufgerissen. In der Vergangenheit seien zudem hygienische und gesundheitliche Probleme durch ein verstärktes Aufkommen von Ratten aufgetreten, schilderte Häusler die Situation. Durch die aufgerissenen Müllsäcke würde sich der Abfall in der ganzen Stadt verteilen. „Die Kolleginnen und Kollegen von den Technischen Diensten müssen dann den Dreck wieder einsammeln“, sagte Häusler. Die Kosten für die Entsorgung trage dann die Stadt, so der OB weiter.
Er bemängelte auch die falsch befüllten gelben Säcke, die liegen bleiben würden. „Dafür fühlt sich dann keiner mehr zuständig und am Schluss bleibt es an der Stadt hängen, die die Säcke dann entsorgen muss. Wenn wir eine Mülltonne haben, dann wissen wir, wem die Tonne gehört und können gezielt Maßnahmen ergreifen“, erklärte der OB. Aus diesen Gründen möchte die Singener Stadtverwaltung zum 1. Januar 2025 den gelben Sack durch die gelbe Tonne ersetzen.
Gelbe Tonne steigert Entsorgungskomfort
Der Sitzung des Betriebsausschusses zugeschaltet war die Rechtsanwältin Ida Oswalt aus Berlin. Zu ihren Schwerpunkten gehören Abfallwirtschaft und -recht sowie das Verpackungsgesetz. Sie erläuterte im Ausschuss die Vorteile der gelben Tonne. „Aufgrund der festen Tonnenwände wird verhindert, dass Tiere an die am Straßenrand stehenden Abfälle gehen. Auch Verwehungen werden vermieden. Dadurch wird die Umweltverträglichkeit gesteigert, da es nicht mehr zu Verschmutzungen der Umwelt kommt“, sagte die Rechtsanwältin. Die Müllsammlung sei effektiver, da die Sammelmenge durch die Tonne erhöht und der Entsorgungskomfort gesteigert werde, so Oswalt weiter.
Vorgesehen sei wie bisher eine 14-tägige Abfuhr der Tonnen. Die Gemeinderäte zeigten überwiegend Zustimmung für die Einführung der gelben Tonne. Markus Weber (Neue Linie) begrüße eine Müllsammlung durch die gelbe Tonne, zumal die gelben Säcke in den vergangenen Jahren immer dünner und dadurch weniger reißfest geworden seien, sagte er im Betriebsausschuss. Dietrich Bubeck von den Grünen freue sich vor allem, dass dadurch das Rattenproblem gelöst werde.
Stadtbild profitiert von gelber Tonne
Auch Wolfgang Werkmeister (CDU) finde die Umstellung auf die gelbe Tonne sehr gut, während sein Parteikollege Klaus Niederberger vor allem ein Problem bei Mehrfamilienhäusern, was die Menge an Tonnen sowie deren Unterbringung, sehe. „Viele Menschen lagern die Säcke im Keller oder auf dem Balkon, für die Tonnen muss aber irgendwo Platz geschaffen werden“, so seine Argumentation.

Rechtsanwältin Oswalt gab an, dass es die gelbe Tonne in verschiedenen Größen gebe, sodass, je nach Wohneinheit, genügend Volumen da sei, um den Müll entsprechend entsorgen zu können. „Natürlich wird es einen Aufschrei geben, dass es viel zu wenig ist“, sagte Häusler. „Aber andere Städte haben diesen Prozess schon durchgemacht und dort funktioniert es ja auch“.
Es sei sicher eine Herausforderung, überall einen Platz zu finden, wo man die Tonnen unterstellen könne, räumte der OB ein, aber es werden sich schon Lösungen finden. Das Stadtbild könne von der gelben Tonne nur profitieren, so die Einschätzung des Oberbürgermeisters. „Ich finde als Bürger dieser Stadt diese Müllberge am Straßenrand nicht unbedingt appetitlich“, sagte Häusler. Bei einer Gegenstimme wurde dem Gemeinderat eine Empfehlung zur Einführung der gelben Tonne ab 1. Januar 2025 beschlossen.
Aktualisierung vom 27. Juli 2023
Der Singener Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung die Einführung der Gelben Tonne beschlossen. Klaus Niederberger und Ralf Knittel (beide CDU) stimmten dagegen, außerdem gab es zwei Enthaltungen. Axel Blüthgen, Geschäftsführer der Singener Stadtwerke, hatte zuvor von seinen Gesprächen mit den Baugenossenschaften als große Vermieter berichtet. Bei der Genossenschaft Oberzellerhau sehe man die Vorteile der Gelben Tonne stärker, bei der Genossenschaft Hegau die Nachteile. Ein Diskussionsthema im Gremium war der Platzbedarf für die Tonnen.