Als Segen gilt Regen im Volksmund. Doch das lebenswichtige Nass hat sich in den vergangenen Jahren rar gemacht. Nicht nur im Wald ist die anhaltende Trockenheit zu spüren, sondern auch im Grundwasserspiegel, wie die Fachleute für die Trinkwasserversorgung feststellen müssen. Grund zur Sorge bestehe aber nicht, betonen sie. „Bei den Grundwasserspiegeln im Bereich der Wasserentnahme unserer Tiefbrunnen konnten wir zwar leichte Veränderungen beobachten, welche sich aber nicht auf die Versorgungssicherheit unserer Wasserversorgung auswirken“, erklärt Joachim Dutt, der im Bauamt der Gemeinde Gottmadingen für die Trinkwasserversorgung zuständig ist. Zwar musste auch bei den oberflächennahen Quellen in den letzten Jahren ein Rückgang festgestellt werden.

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Aber: „Es ist nicht genau zu sagen, welcher Anteil aus baulichen und Alterungsaspekten beziehungsweise aus Gründen der Trockenheiten der letzten Jahre herrührt.“ Zudem stelle das oberflächennahe Quellwasser nur einen geringen Anteil der Versorgungssicherheit in der Gottmadinger Wasserversorgung dar.

Die Trinkwasserversorgung: Es erfordert immensen Aufwand, damit frisches Wasser aus dem Hahn sprudelt.
Die Trinkwasserversorgung: Es erfordert immensen Aufwand, damit frisches Wasser aus dem Hahn sprudelt. | Bild: Biehler, Matthias

Der Hegau sitzt auf einer besonderen Quelle. „Die Trinkwasserversorgung ist autark“, sagt Christian Berger von den Singener Stadtwerken. Dass die Versorgung mit frischem Trinkwasser auf sicheren Beinen stehe, versichert Amtskollege Joachim Dutt. „Der Ortskern wird von den Quellen am Heilsberg und Tiefbrunnen versorgt, die Ortsteile Bietingen und Ebringen beziehen ihr Trinkwasser aus dem Tiefbrunnen Bietingen, Randegg und Petersburg werden nur teilweise aus eigenen Brunnen versorgt und beziehen auch Trinkwasser aus dem Gottmadinger Netz, Murbach bezieht sein Trinkwasser aus einer eigenen Quelle“, erläutert Dutt.

Sprudel-Produzent Clemens Fleischmann ist ein echter Fachmann, wenn es um Trinkwasser geht.
Sprudel-Produzent Clemens Fleischmann ist ein echter Fachmann, wenn es um Trinkwasser geht. | Bild: Tesche, Sabine

Dass Trinkwasser ein keineswegs zu unterschätzender Bodenschatz ist, weiß auch Clemens Fleischmann, dessen Familie seit über hundert Jahren die Randegger Ottilienquelle bewirtschaftet. Auch sein Betrieb spüre die anhaltende Trockenheit der letzten Jahre. „Gerade haben wir die Genehmigung der Behörden bekommen, eine nicht genutzte Quelle aus dem Jahr 1990 als Brauchwasser zu verwenden. Damit wollen wir unseren Bodenschatz schonen, denn auch hier bemerken wir durch die zunehmende Trockenheit eine Senkung des Grundwasserspiegels im Bohrloch von zwei Metern von 70 auf nunmehr 72 Meter Tiefe“, bilanziert Fleischmann.

Wasser aus 118 Meter Tiefe

Das Mineralwasser der Randegger Ottilien-Quelle wird aus 118 Meter Tiefe gefördert und ist vor mehr als 100 Jahren im Hegau abgeregnet. Das zwinge, auch wenn die Region noch „etwas Luft nach unten“ habe – nachhaltig zu handeln. Die aktuelle Quelle wurde 1995 erschlossen, nachdem das Wasser der historischen Quelle im Elternhaus für die Abfüllung nicht mehr reichte. „Wir entnehmen derzeit aus dieser Quelle 34.000 Kubikmeter im Jahr“, so Fleischmann.

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Die Entnahme des hochwertigen Trinkwassers soll künftig auf das Abfüllen von Mineralwasser und Limonaden beschränkt werden. „Wir haben das Glück, dass sich vor Urzeiten unter unserem Grundstück durch tektonische Plattenbewegungen eine geologische Verwerfungsrinne gebildet hat. Diese Rinne führt unglaubliche Wassermengen in der Tiefe und wir entnehmen nur einen kleinen Bruchteil dessen, was da unterirdisch wegläuft“, so Fleischmann. Rund 19 Millionen Flaschen werden Jahr für Jahr in Randegg abgefüllt. „Mineralwasser weit zu transportieren verbietet sich aus unserer Sicht“, betont Fleischmann. Dies spare nicht nur unnötige Transporte, sondern auch CO2-Ausstoß.

Die Wasserqualität im Hegau ist gut

Aber auch wer das Wasser aus dem Hahn zum Durstlöschen nutzt, kann mit bester Qualität rechnen. „Die Trinkwasserqualität wird regelmäßig überprüft. Die Untersuchungsergebnisse belegen, dass unser Wasser von hervorragender Qualität ist. Dadurch ist es zum Beispiel auch für die Zubereitung von Babynahrung geeignet“, betont Dutt. Es sei zwar vergleichsweise Kalziumreich, also hart, der Gehalt an Nitrat und Natrium liege aber weit unter den Grenzwerten. Toxisch relevante Schwermetalle, organische Chlorverbindungen, Pflanzenschutzmittel oder deren Abbauprodukte seien nicht nachweisbar.

Viele Brunnen und Quellen

„Wir haben im Süden von Gottmadingen zwei Tiefbrunnen, welche das Rohwasser ins Wasserwerk Gottmadingen fördern. Dort erfolgt die Aufbereitung durch eine Ozonanlage. Das Reinwasser wird dann an die Hochbehälter am Heilsberg und an den Hochbehälter im Süden von Randegg gepumpt. Von dort geht es in das Verteilernetz“, erklärt Dutt. Ein kleiner Teil des Rohwasser komme zusätzlich noch von fünf Quellen in Gottmadingen am Heilsberg und von drei Quellen südöstlich von Randegg. In Bietingen gebe es einen Tiefbrunnen. An gleicher Stelle werde das Rohwasser über eine Ozonanlage aufbereitet und dann als Reinwasser zum Hochbehälter südlich von Bietingen gefördert. Von dort geht es in das Verteilernetz von Bietingen.

Für Singen und die Stadtteile kommt – wie Christian Berger von den Stadtwerken weiß – das Trinkwasser aus zehn Tiefbrunnen und zwei Quellen. „Die Trinkwasserspiegel haben sich während des nassen Sommers 2021 erholen können“, betont er. Davor sei ein Rückgang des Grundwasserspiegel aber deutlich zu erkennen gewesen. Der Großteil der Grundwasserneubildung die im Herbst und Winter geschehe, bliebe durch die geringen Niederschläge sowie der ausbleibenden Schneeschmelze allerdings aus. Grund zur Sorge sei das aber nicht. „Ein Großteil des Trinkwassers kommt als gespanntes Grundwasser von unten aus dem Karst und wird in der Neubildung nur gering durch Niederschläge beeinflusst“, erklärt Berger.

Die Singener Wasserversorgung ist mittlerweile über 100 Jahre alt. Die Verantwortlichen sind tagtäglich und rund um die Uhr im Einsatz, um den Kunden das bestkontrollierte Lebensmittel 24 Stunden am Tag in bester Qualität zur Verfügung zu stellen. „Singen kann stolz darauf sein, was es in Hinsicht auf Versorgungssicherheit und Hygiene seit 1903 geleistet hat“, so Berger. „Gleichzeitig sollten wir uns vor Augen führen, wie mühselig das Leben über Jahrhunderte und Jahrtausende war, da man jeden Tropfen Wasser vom Brunnen holen musste“, betont er.

Hier kommt das Trinkwasser her und so kann man sparsam damit umgehen

  • Tipps zum Wasser sparen: Duschen statt Baden – Der Verbrauch beträgt 30 bis 50 Liter statt 150 bis 180 Liter. Einrichtungen, wie eine Spartaste beim Spülkasten, kann bis zu 40 Prozent Wasser sparen. Spülkastendichtungen sollte in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Bei Geschirrspülmaschinen und Waschmaschinen immer die volle Geräteauslastung ausnutzen.
  • Wasserversorgung in Gottmadingen: Der Ortskern wird von den Quellen am Heilsberg und den Tiefbrunnen versorgt. Die Ortsteile Bietingen und Ebringen beziehen ihr Trinkwasser aus dem Tiefbrunnen Bietingen. Randegg und Petersburg beziehen ihr Wasser aus den Tiefbrunnen in Gottmadingen und fördern auch für Randegg. Murbach bezieht das Trinkwasser aus einer eigenen Quelle.
  • Trinkwasser Stadtwerke Singen: Die Wasserversorgung ist mit zwei Quellen und neun Tiefbrunnen Eigenversorger. Nur die Stadtteile Bohlingen und Überlingen am Ried beziehen das Wasser vom Zweckverband Wasserversorgung Überlingen am Ried. Das Wasser der drei Münchriedbrunnen und das der Tiefbrunnen Beuren und Beuren/Singen kann ohne Aufbereitung gefördert werden. Das Wasser der Nordgruppe (drei Tiefbrunnen) und das des Tiefbrunnens Friedingen wird bedingt durch geogenes Eisen und Mangan aufbereitet. Beide Quellen laufen über Desinfektionsanlagen, die gesamte Steuerung über eine computergesteuerte Leitzentrale. Die Hochbehälter für die Kernstadt und die Stadtteile Hausen an der Aach und Schlatt unter Krähen werden nachts gefüllt, so dass das Versorgungsgebiet tagsüber mit frischen, klarem Wasser ohne Druckschwankungen versorgt werden kann. Die Hochbehälter Hohentwiel und Buchberg liegen auf gleicher Geländehöhe. Friedingen und Beuren besitzen eigene Versorgungsgebiete. In Bohlingen und Überlingen sind die Stadtwerke Singen nur für die Verteilung zuständig. (bie)