Eltern werden künftig tiefer in die Tasche greifen müssen, wenn sie ihr Kind in eine städtische Kindertageseinrichtung schicken wollen. Darauf hat sich der Verwaltungs- und Finanzausschuss in seiner jüngsten Sitzung einstimmig verständigt – und es sich dabei nicht einfach gemacht. Für Eltern bedeutet das, dass die Gebühren für einen Kita-Platz ab dem 1. September deutlich ansteigen werden, nämlich um 8,5 Prozent.
„Viele werden bei dieser Zahl erst einmal schlucken – auch wir haben das getan“, betonte Bürgermeisterin Ute Seifried gegenüber dem Gremium. Denn die 8,5 Prozent seien im Vergleich zu den bisherigen Gebührenanpassungen, die im Bereich zwischen zwei und drei Prozent lagen, zwar deutlich höher. Aber sie seien laut Seifried auch unumgänglich. Steigende Personal- und Betriebskosten seien die Hauptgründe für die Gebührenerhöhung. Zuletzt spiegeln sich in den Erhöhungen auch die jüngsten Tarifabschlüsse für den öffentlichen Dienst wider, die zu einem deutlichen Anstieg bei den Personalaufwendungen führen werden.
So viel mehr müssen Eltern zahlen
Konkret bedeutet die Erhöhung für Eltern folgendes: Die Gebühren steigen für das erste Kind ab drei Jahren in einer Regelgruppe um 11 Euro im Monat. Bisher mussten Eltern laut Sitzungsunterlagen 131 Euro zahlen, ab dem 1. September werden es 142 Euro sein. Für das zweite Kind steigt die Gebühr von 73 auf 79 Euro. Für das erste Kind unter drei Jahren in einer Regelgruppe müssen im Monat 305 Euro bezahlt werden, bisher waren es 281. Das zweite Kind kostet neu 182 Euro (bisher 168 Euro).

„Natürlich treibt auch uns die Belastung der Eltern um, aber die freien Träger, die auch nachziehen werden, haben bereits signalisiert, dass die Erhöhung eigentlich nicht hoch genug ausfalle, um die steigenden Kosten zu decken“, erklärte Bürgermeisterin Seifried. Die Empfehlung die Kita-Gebühren um 8,5 Prozent zu erhöhen, gehe laut Sitzungsunterlagen auch auf den Städte- und Gemeindetag sowie die Kirchenleitungen zurück, die sich für den Prozentsatz ausgesprochen hätten.
Da die Stadt Singen die Nöte vieler Eltern sehe, kündigte sie an, dass man alles tun werde, um die Eltern zu unterstützen. Dazu gehöre auch die Hilfe bei den Anträgen für eine mögliche finanzielle Unterstützung. „Auch Familien ,die bisher keine Leistungen erhalten, können diese Anträge stellen“, so Seifried weiter.
Keine zwei Vollzeitstellen bei den Erzieherinnen
Was für die Eltern nach viel Geld klingt, deckt dennoch nicht die meisten Kosten für die Stadt. Oder wie Oberbürgermeister Bernd Häusler es ausdrückte: „Die 8,5 Prozent mehr sind nicht die riesige Einnahmenquelle für die Stadt.“

Er rechnete vor: Durch die Erhöhung würde die Stadt etwa 9300 Euro im Monat mehr einnehmen. Auf ein Jahr gerechnet seien das etwa 110.000 Euro. „Das sind nicht einmal zwei Vollzeitstellen bei den Erzieherinnen“, betonte er. Ganze 10 Millionen Euro gebe die Stadt pro Jahr laut dem Singener Rathauschef für die Kinderbetreuung aus. „Die Jugend ist und bleibt unsere Zukunft, aber wir müssen sie auch finanzieren können“, sagte Häusler.
Das sagen die Ausschussmitglieder
Auch bei den Ausschussmitgliedern schwankten die Meinungen zwischen erst einmal Verdauen und der Akzeptanz, dass der Stadt keine andere Wahl bleibt. „Die 8,5 Prozent sind eine Nummer, aber es führt kein Weg an ihnen vorbei“, sagte Angelika Berner-Assfalg (CDU). Zuletzt sei die Stadt Eltern während der Pandemie bei den Gebühren deutlich entgegengekommen.
Christine Waibel (FDP) sah dies ähnlich: „Wir haben keine Wahl, die Kosten steigen auch für die Stadt immer mehr. Die Super-Arbeit in den Singener Kitas hat ihren Preis.“ Was aber nicht sein könne, sei, dass nach der Erhöhung 80 Prozent aller Eltern einen Antrag auf Unterstützung stellen müssten.

Isabelle Büren-Brauch (Grüne) betonte, dass die Stadt Singen zwar gut aufgestellt sei. „Wir tun alles, um die schwierige Situation zu bewältigen, dennoch kämpfen viele Familien.“ Sorge bereite ihr besonders ein Umstand: Viele Eltern würden ihre Kindern früher in die Schule schicken, um Kita-Kosten zu sparen. „Der Sprung von drei auf 8,5 Prozent ist enorm und wird mehr Kinder zu früh in die Schule bringen“, sagte sie.

Birgit Kloos (SöS) hoffe aufgrund des schwierigen Themas auf eine gute Kommunikation seitens der Stadt. „Wir wollen Super-Erzieherinnen und neue Gebäude – das muss alles bezahlt werden“, so Kloos.
Wolfgang Heintschel als beratendes Ausschussmitglied nannte die 8,5 Prozent einen Kompromiss: „Die Gebührenerhöhung trägt die Kostensteigerungen noch lange nicht in Gänze.“ Er malte bei weiteren Kompromissen ein düsteres Bild für die freien Träger. „Wenn wir das weiter so spielen, brauchen wir mehr Zuschüsse, sonst fahren die freien Träger an die Wand“, so Heintschel, der gleichzeitig Geschäftsführer der Caritas ist.
Am Dienstag, 27. Juni, berät der Singener Gemeinderat final über die angedachte Gebührenerhöhung.