Blau-Gelbe Flaggen – die Farben der Ukraine – sieht man am Samstag in der Singener Fußgängerzone. Gut 300 Menschen waren zur Solidaritätskundgebung für die ukrainische Partnerstadt Kobeljaki gekommen, um ihrem Wunsch nach Frieden, Freiheit und Menschenrechten Ausdruck zu verleihen. Besonders beeindruckte die Rede des Singener Ehrenbürgers Wilhelm Waibel, der sich seit Jahrzehnten mit der Partnerstadt beschäftigt.

Ergreifende Worte hatte Wilhelm Waibel (links) bei der Mahnwache. Seine Gedanken sind in diesen Tagen vor allem bei den Kindern aus ...
Ergreifende Worte hatte Wilhelm Waibel (links) bei der Mahnwache. Seine Gedanken sind in diesen Tagen vor allem bei den Kindern aus Kobeljaki, die nun vielleicht ihre Väter und ihr Zuhause verlieren. Flaggen der Ukraine waren bei der Kundgebung auch zu sehen.

Bevor Wilhelm Waibel mit sehr persönlichen Erinnerungen zu den Menschen spricht, verliest er eine Mail des Chefarztes der Poliklinik in Kobeljaki, Valery Korobejnik. Die Lage sei noch ruhig, aber angespannt Zwischen 22 und 6 Uhr gebe es Ausgangssperren in Kobeljaki und es werde in allen Siedlungen patrouilliert. Wilhelm Waibel fühlt sich jedoch auch zurückversetzt an den 2. Weihnachtstag des Jahres 1944, als er in der Rielasinger Straße 19 den Fliegeralarm miterlebte. „Wenn ich jetzt die Bilder von Müttern und Kindern auf der Flucht sehe, tauchen diese Bilder wieder auf“, so Waibel. Nun werde es wieder neue Gräber geben und Feindschaften werden wieder bestehen. „Auch wenn Kriege manchmal nur kurz dauern, dauert es oft Jahrzehnte, bis wieder Freundschaften entstehen“, so Waibel.

Die Gesichter waren Ernst bei der Mahnwache in der Fußgängerzone. Wilhelm Waibel (hier vorn rechts) drückte in seiner bewegenden ...
Die Gesichter waren Ernst bei der Mahnwache in der Fußgängerzone. Wilhelm Waibel (hier vorn rechts) drückte in seiner bewegenden Ansprache später aus, was ihn beschäftigt.

Die Partnerschaftsbeauftragte für Kobeljaki, Carmen Scheide verlas den Brief der 21-jährigen Studentin Julia Turovskaja. Sie weist daraufhin, dass die Medien in der Ukraine – im Gegensatz zu denen in Russland – die Wahrheit berichten. „In Kobeljaki sind jetzt alle Männer mobilisiert für die Verteidigung“, schreibt sie. Die Menschen würden bereits Blut spenden für die Verwundeten. „Wir verteidigen, aber wir greifen nicht an“. Wenn alle zusammenhalten, könne man es schaffen, das Blutvergießen aufzuhalten. „Ich hoffe, dass der Geist der Freiheit und des Friedens nicht so schnell verschwindet“, so Carmen Scheide. Oberbürgermeister Bernd Häusler erinnerte daran, dass es in der Ukraine ja schon seit acht Jahren Krieg gibt. „Wir müssen nun erleben, wie schwer es ist, den Frieden in Europa zu sichern“, so Häusler.

Ukrainische Flaggen zeigen, wie sehr die Menschen in Singen an die Menschen in der Ukraine denken.
Ukrainische Flaggen zeigen, wie sehr die Menschen in Singen an die Menschen in der Ukraine denken.

Der Bürgermeister von Kobeljaki, Oleksandr Kopeletz, bittet Singen, Kobeljaki mit Medikamenten und Material für Kriegszeiten zu versorgen. Häusler und Scheide wiesen darauf hin, dass auch Geldspenden willkommen sind. Spenden für Kobeljaki können unter dem Vermerk „Kobeljaki“ oder „Ukraine“ auf das städtische Konto bei der Sparkasse Hegau-Bodensee, IBAN: DE93 6925 0035 0003 0615 12, BIC: SOLADES1SNG überwiesen werden.

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