
Die Besucher strahlten am Sonntag mit der Sonne um die Wette: Endlich komme man wieder unter die Leute, das habe sehr gefehlt, sagen Marianne und Ekkehard Halmer aus Bohlingen. Damit fassen sie wohl zusammen, was viele der Menschen bewegt hat, die am Sonntag in Singens Innenstadt kamen. Und das waren viele, ob beim Martinimarkt auf dem Rathausplatz oder zum verkaufsoffenen Sonntag in den Geschäften, die teils mit Angeboten lockten.
Auf dem Rathausplatz roch es nach deftigem Essen und süßen Getränken. Traditionell im November lockt der Martinimarkt zahlreiche Besucher an, die das Unterhaltungs-, Kultur- und Gastro-Angebot auskosten wollen – wenn die Pandemie keinen Strich durch die Rechnung macht, denn im vergangenen Jahr musste der Aktionstag ausfallen.
„Auf den ersten Blick ist echt viel los. Es sind viele Menschen da, die sich an den verschiedenen Ständen tummeln“, sagte Monika Sigg aus Jestetten, die den Sonntagnachmittag in Singen verbrachte. Sie zeigte sich überrascht von der Vielzahl an Ständen und dem Unterhaltungsangebot: Blas- und Streichmusik unterstrichen die belebte Atmosphäre. Auch Alphornbläser waren zu hören.

Diese Mischung kam gut an: „Die Stadt und ihre Besucher freuen sich, dass so etwas endlich wieder möglich ist. Das ist ein positives Signal für die Menschen“, sagte Dirk Oehle, der mit seiner Frau Sandra bummelte. Oehle ist auch Vorsitzender der Interessengemeinschaft Singen Süd und beobachtete dort, wie groß das Interesse am verkaufsoffenen Sonntag war: Zahlreiche Kunden hätten sich schon vor der Öffnungszeit vor großen Märkten im Singener Süden eingefunden.
Claudia Kessler-Franzen schildert als Geschäftsführerin von Singen aktiv einen rundum erfolgreichen Aktionstag: „Wir haben diese große Veranstaltung mit Respekt organisiert und durchgeführt“, sagt sie angesichts der Corona-Pandemie. Natürlich habe man auf steigende Inzidenzzahlen geblickt. Aber ihr Fazit fällt sehr positiv aus: „Wir dürfen sehr dankbar sein, dass wir das so machen konnten und dass es richtig gut angenommen wurde.“
Veränderungen wegen Corona-Pandemie
Zum Infektionsschutz seien die Gänge viel breiter gewesen als sonst, außerdem gab es keine Bühne, keinen Martinsumzug und keine Martinsgans-Verteilung. Dennoch hätten viele Menschen die Möglichkeit genutzt, sich unter dem Motto „Gucken, Mitmachen, Probieren, Erleben & Genießen“ zu begegnen.

Wie groß die Nachfrage war, zeige der Blick auf die Parkhäuser: Die seien voll gewesen, auch bei der Offwiese habe es ab 13.30 Uhr nur schwer einen Platz gegeben. Was Kessler-Franzen freut: Ganz viele Familien fanden den Weg zum Martinimarkt, an den Mitmach-Ständen sei richtig viel los gewesen.
Ein Beispiel dafür war der Stand des Singener Waldorfkindergartens, wo gemeinsam mit Erzieherinnen und Eltern Windlichter gebastelt wurden. Die Elterninitiative hat innerhalb weniger Wochen Ausstellungsstücke für den Verkaufsstand zusammengebastelt, gefilzt, gehäkelt oder gebacken. „Jeder hat etwas zum Stand beigetragen. Die Kindergartenkinder selbst, wir Erzieher oder Eltern und Großeltern“, erklärte Azadeh Rahimi, Vorstand des Elternbeirats.

Ein Genuss für das Auge war der Stand des Gailinger Künstlers Dietmar Welte. Der Air-Brush-Künstler zog viele Zuschauer mit seiner Live-Malerei an. An seinem Stand auf dem Rathausplatz hatte er eine schwarze Leinwand aufgebaut, die er mit Spraydosen besprühte. Daneben hingen weitere seiner Kunstwerke: bunte Tierbilder und lebensechte Portraits.
„Der Stand soll die Fantasie der Besucher anregen. Vielleicht fällt ihnen dabei ein Motiv ein, das Dietmar für sie malen soll“, so Weltes Ehefrau.

Ein anderes Thema hatte naturgemäß der Stand der Singener Kriminalprävention (SKP), hier sollte es um Informationen zur Prävention gehen. Mit Hilfe eines Drehrads konnten Besucher etwas Nützliches gewinnen, das ihnen im Alltag helfen sollte – etwa eine Karte, die vor unbemerktem Datenklau schützen soll, oder einen Schlüsselanhänger mit integriertem Alarm. „Die Gewinne sind nicht nur ein cooles Mitbringsel, sondern helfen im Notfall“, erklärte Marcel Da Rin als Leiter der SKP.
Er wurde unterstützt vom ehemaligen Bundespolizisten Thomas Heim. In Gesprächen mit den Marktbesuchern versuchte er, über Zivilcourage und Kriminalprävention aufzuklären.
Auch Oberbürgermeister Bernd Häusler war vor Ort, er besuchte mit seiner Frau Claudia den Stand der Zonta-Frauen. Sie verkaufen seit acht Jahren ihren Adventskalender und wollen mit den Einnahmen wieder soziale Projekte unterstützen.