Eine etwas andere Stadtführung hat das Kulturamt Stockach gemeinsam mit Einzelhändlern entwickelt, um spannende Einblicke in die Welt des örtlichen Handels zu ermöglichen. „Bei der Führung möchten wir den Leuten nicht nur die Stockacher Geschäfte vorstellen, sondern auch die Menschen, die dahinterstehen“, sagt Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier bei einem Pressegespräch.

Entstanden ist die Idee im Rahmen des Innenstadtberaterprogramms, um Berührungsängste abzubauen. Denn Stockach hat eine Besonderheit im Vergleich zu vielen anderen Innenstädten, in denen sich die Filialen von immer gleichen Ladenketten finden: „Hier gibt es noch viele eigentümergeführte Geschäfte mit persönlicher Beratung und Betreuung, deren Inhaber für das brennen, was sie tun“, sagt Wirtschaftsförderin Regina Schlecker.

Keine anonymen Einkaufserlebnisse

Für manch einen, der sich inzwischen an ein eher anonymes Einkaufserlebnis gewöhnt hat, mag genau das allerdings eine gewisse Hemmschwelle darstellen, vermutet etwa Anja Schmidt, Inhaberin des Bekleidungsgeschäfts „Wundervoll“ in der Stockacher Hauptstraße. Diese Sichtweise teilt Steffi Roßdeutscher vom Mahlwerk. „Was wir anzubieten haben, ist alles andere als Anonymität. Man kommt nicht umhin, bei uns mit einem Lächeln und einem ‚Guten Tag‘ begrüßt zu werden. Das muss man aushalten“, sagt Steffi Roßdeutscher mit einem verschmitzten Lächeln.

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Die neuen Einkaufsführungen, die am Mittwoch, 21. Mai, Premiere feiern, sollen den Teilnehmern ermöglichen, in einer größeren Gruppe mit bis zu 25 Personen die Geschäfte und ihre Inhaber kennenzulernen. Auf dem Weg dazwischen gibt es die ein oder andere Information zur Stadt und den historischen Gebäuden. Der Fokus soll aber klar auf den Geschäften liegen.

Sechs Händler haben sich bereit erklärt, dabei zu sein. Beim ersten Termin, der unter dem Titel „Sommer, Sonne & Draußen“ steht, werden drei der Geschäfte besucht. Die anderen drei werden sich bei einer weiteren Führung im Herbst präsentieren.

So läuft die Einkaufsführung ab

Los geht es um 18 Uhr am Alten Forstamt. Von dort aus geht es zum Umweltzentrum am Marktplatz. „Wir sind immer gerne mit dabei, wenn es darum geht, zu zeigen, was Stockach zu bieten hat“, sagt Sabrina Molkenthin, Leiterin des Umweltzentrums (UZ). Sie will den Besuchern das Konzept des UZ vorstellen. Im Geschäft gibt es verschiedene lokale Produkte zu kaufen und sogar Nistkästen kann man im Umweltzentrum erwerben. Die Teilnehmer der Führung werden zudem mit einer selbstgemachten, alkoholfreien Waldmeisterbowle verköstigt.

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Apropos Kaufen: Das stehe bei der Führung nicht im Vordergrund. Niemand sei verpflichtet, im Rahmen der Führung etwas zu kaufen. „Wir würden uns wünschen, dass die Leute bei der Führung mit einem positiven Gefühl aus den Läden gehen und dann auch anderen von dieser Erfahrung berichten“, sagt Roland Roßdeutscher vom Mahlwerk.

Blick in die historische Stockacher Oberstadt. Hier werden künftig Einkaufsführungen stattfinden. Eine Station ist dabei das Mahlwerk im ...
Blick in die historische Stockacher Oberstadt. Hier werden künftig Einkaufsführungen stattfinden. Eine Station ist dabei das Mahlwerk im gelben Gebäude in der Bildmitte. | Bild: Dominique Hahn

Bevor die Teilnehmer dort zum gemütlichen Ausklang der Führung ankommen, besuchen sie noch den Laden von Anja Schmidt, der inzwischen mehr ist als ein Bekleidungsgeschäft. Im „Wundervoll“ wird es etwa auch um das Spielen der Handpan gehen. Das Blechklanginstrument, das mit den Händen gespielt wird, sei ein großer Teil des Geschäfts geworden, so Schmidt.

Außerdem werden dort Kakao- und Lotusblüten-Zeremonien angeboten, erklärt die Inhaberin weiter. Mit ihrem Geschäft möchte sie bewusst einen Begegnungsraum anbieten. Spannende Hintergrundinformationen soll es auch rund um das Thema Bekleidung geben.

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Den gemütlichen Abschluss findet die Führung schräg gegenüber beim Mahlwerk. „Wir bieten einen Einblick hinter die historische Kulisse und berichten den Teilnehmern, was hinter dem Mahlwerk steht“, so Roland Roßdeutscher.

Corinna Bruggaier freut sich, dass sich schon für den Start einige Händler gefunden haben. „Ich hoffe, dass sich der Erfolg der ersten Führungen herumspricht und wir den ein oder anderen noch für das Konzept begeistern können“, fügt sie hinzu.

Positives Fazit aus Radolfzell

Eine andere Stadt, in der solche Einkaufsführungen bereits seit dem vergangenen Jahr angeboten werden, ist Radolfzell. Dort kann man auf eine gelungene Premiere zurückblicken. „Die Führungen wurden sehr gut angenommen, fast alle Termine waren komplett ausgebucht“, sagt Regina Brüsewitz, Geschäftsführerin der Tourismus- und Stadtmarketing Radolfzell GmbH auf Nachfrage. Deswegen werden dort 2025 sogar sechs Termine angeboten.

„Wir hatten das Konzept eigentlich eher für Touristen erarbeitet, aber es hat sich dann herausgestellt, dass viele Einheimische bei den Führungen dabei waren“, sagt Brüsewitz. Von zahlreichen Teilnehmern sei die Rückmeldung gekommen, dass sie Neues bei der Führung gelernt hätten oder mal wieder in Geschäfte kamen, die sie schon lange nicht mehr besucht hatten.

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„Die Händler waren ebenfalls begeistert. Für sie ist dieses Format natürlich auch kostenlose Werbung und bietet die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Die meisten von ihnen sind deshalb auch dieses Jahr wieder dabei“, sagt Brüsewitz.

Wie das Fazit in Stockach ausfällt, wird sich nach den beiden dort geplanten Führungen zeigen. Neben der Einkaufsführung am Mittwoch, 21. Mai, wird es eine weitere Einkaufsführung am Mittwoch, 19. November zum Thema „Weihnachtseinkauf – entspannt geplant“ geben.

Die Führungen sind auf eine Dauer von jeweils zwei Stunden ausgelegt. Tickets zum Preis von 2 Euro gibt es im Kulturzentrum Altes Forstamt und online.