Lieber Jimi Blue Ochsenknecht,

wenn es ernst wird, zeigen die meisten Menschen Reue. Man sieht es ja gerade an Alfons Schuhbeck, der Insolvenzverschleppung und den Betrug mit Corona-Hilfen vor Gericht „zutiefst bereut“.

Sie bereuen dieser Tage auch – und zwar, dass Sie im Dezember 2021 eine Hotel-Rechnung nicht gleich bezahlt haben (was Sie wahrscheinlich schlicht nicht konnten). Haben Sie ehrlich gedacht, dass Sie das aussitzen können? Dass ein Hotelier einfach so auf 14.000 Euro verzichtet? Ich vermute, Sie haben gar nicht darüber nachgedacht, sondern das Ganze verdrängt. Nachvollziehbar, aber trotzdem falsch.

Immerhin: Sie sehen Ihren Fehler ein

Was jetzt auf Instagram von Ihnen zu lesen war – wie ernst ist das zu nehmen? „Ich hätte wissen müssen, wie ernst die Situation ist, und ich hätte es niemals so weit kommen lassen sollen. Das war falsch“, schreiben Sie da zum Beispiel, dreieinhalb Jahre nach der offenbar sehr rauschenden Party zum 30. Geburtstag.

Im Vier-Sterne-Hotel „Sonne“ in Kirchberg/Tirol hat Jimi Blue Ochsenknecht seinen 30. Geburtstag gefeiert.
Im Vier-Sterne-Hotel „Sonne“ in Kirchberg/Tirol hat Jimi Blue Ochsenknecht seinen 30. Geburtstag gefeiert. | Bild: Dejan Klickovic/TNN/dpa

Sie schreiben auch (gut, aktuell lassen Sie Ihr Management schreiben), dass Sie die Zeit im Gefängnis zum Nachdenken genutzt haben und dafür, Ihre Fehler zu reflektieren. „Vielleicht habe ich auch genau das gebraucht“, lautet Ihr Fazit. Ich sag‘ Ihnen was: Sie haben‘s erfasst! Als Promi-Sohn, der auch aus eigener Kraft zu seiner Prominenz beigetragen hat, wurden Ihnen viele Steine aus dem Weg geräumt, viele Geschenke gemacht, viele Fehler verziehen. Zu viele, wenn man sieht, wohin Ihr Weg geführt hat: in die Auslieferungshaft Richtung Österreich.

Die Untersuchungshaftanstalt in Hamburg.
Die Untersuchungshaftanstalt in Hamburg. | Bild: David Hammersen/dpa

Was ist bei Ihnen falsch gelaufen?

Keine Ahnung, was bei Ihnen falsch gelaufen ist. Ihre Mutter wüsste das vermutlich auch gern, Ihr Vater, Ihre Geschwister – irgendwann auch Ihre Tochter. Snow ist gerade mal drei Jahre alt und ich hoffe wirklich, dass sie erst spät, am allerbesten nie, erfährt, dass Sie ihre Mutter noch vor der Geburt verlassen haben und sich später in einem inzwischen gelöschten YouTube-Video (Merke: Das Internet vergisst nichts!) als „unfreiwilligen Erzeuger“ bezeichneten. Verfrühte Midlife-Crisis? Immerhin haben Sie den Kontaktabbruch als Ihren „größten Fehler“ eingesehen.

Yeliz Koc hat „einfach geholfen“

Kann sein, dass Sie überfordert waren, aber bitte: Es ist nicht notwendig, jeden nur möglichen Fehler zu machen und sich dann zu entschuldigen. Machen Sie die Fehler doch lieber gar nicht erst. Und nehmen Sie sich ein Beispiel an Snows Mutter Yeliz Koc: Die hat Ihnen „einfach geholfen“, obwohl sie – Ihre Worte – „tausend Gründe“ gehabt hätte, das nicht zu tun. Dass Sie Ihre Schulden angeblich nur in der Hoffnung beglichen hat, dass Sie beide dann an einer lukrativen TV-Show teilnehmen können – egal.

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Ich weiß nicht, was in Österreich auf Betrug steht. Doch der wird Ihnen vorgeworfen. Zu Recht, oder? Wer seine Rechnung nicht zahlt, auch nicht nach mehrfacher Ermahnung, Ratenzahlungsangeboten und Gerichtsverhandlungen, der macht das ja nicht aus Versehen, sondern mit Absicht. Aber vermutlich nicht aus bösem Willen, sondern weil es halt schon oft genug funktioniert hat.

Ein Tipp noch: Wenn möglich, feiern Sie Ihren 40. Geburtstag im kleinen Kreis. Oder kümmern Sie sich vorher um die Finanzierung. Ein paar Jahre haben Sie ja noch Zeit zum Sparen!