Wenn das Hausherrenfest am dritten Sonntag im Juli 2026 gefeiert wird, dann unter ganz besonderen Umständen, nämlich dem 1200-jährigen Jubiläum der Stadt Radolfzell. Aber auch schon in diesem Jahr steht das Hausherrenfest, das von Freitag, 18. Juli, bis Montag, 21. Juli, stattfindet, unter einem besonderen Stern: „Dieses Jahr gibt es auch schon ein kleines Jubiläum“, kündigt Oberbürgermeister Simon Gröger an. Denn das Hausherrenfest wird 300 Jahre alt. Seit 1725 werde es jährlich begangen, um die drei Stadtpatrone Theopont, Senesius und Zeno zu ehren.
Mittlerweile sei es „das wichtigste Fest für uns Radolfzeller“, so der Oberbürgermeister. Es ist ein Fest, an dem Tradition und Brauchtum gelebt und an die Geschichte erinnert werde, und an dem zahlreiche Menschen zusammenkommen. Darunter auch ehemalige Einwohner, die die Stadt schon lange verlassen haben. „Es hat diesen verbindenden Charakter“, lobt Gröger. In diesem Jahr können Besucher mit bekanntem Programm unter teils neuer Führung und einigen neuen kulinarischen Angeboten rechnen.
Erinnerung ans Kapuzinerkloster
Doch nicht nur das Hausherrenfest selbst feiert Jubiläum, sondern auch das ehemalige Kapuzinerkloster in Radolfzell hat einen runden Geburtstag. 1625 sei es gegründet worden, berichtet der katholische Pfarrer Heinz Vogel, auch nach der Auflösung im Jahr 1826 finden sich heute noch Überbleibsel am Wein-Mayer-Areal.
„Wir möchten die Tradition der Kapuziner ein bisschen ins Spiel bringen“, kündigt Vogel daher für den kirchlichen Teil des Hausherrenfestes an, das unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ steht. Für das Hochamt am Sonntag habe er dazu passend nach einem Kapuziner als Festprediger gesucht und ihn in Niklaus Kuster aus Rapperswil in der Schweiz gefunden.
Wo findet das Hochamt statt?
Während das Hausherrenhochamt im vergangenen Jahr aufgrund von Regen spontan vom Marktplatz in das Innere das Münsters verlegt werden musste, wird es in diesem Jahr von vorneherein dort geplant, wie Heinz Vogel verrät. Grund sei ebenfalls das Wetter – allerdings Sonne und Hitze. Diesen sollen die Teilnehmer nicht direkt ausgesetzt werden.
Ohnehin im Freien findet am Hausherrenmontag zudem wie immer die Mooser Wasserprozession statt. 2024 hatte der langjährige Höri-Pfarrer Stefan Hutterer diese zum letzten Mal in dieser Funktion über den See begleitet, im September ging er in den Ruhestand. Nun übernehme der ehemalige Pfarrer Wolfgang Gaßmann, der auf der Höri nach wie vor unterstützt, diese Aufgabe, so Heinz Vogel. Und auch für ihn werde es ein Abschied sein, denn er wechsele künftig zu einem anderen Ruhesitz.
Neue Angebote am Seeufer
Dem Wasser weniger nah kommen dürften in diesem Jahr die am Hausherrenfest mitwirkenden Vereine. 2024 war der Bodensee wegen Hochwassers noch weit über die Ufer getreten, aktuell ist man davon weit entfernt. Kulinarisch gibt es so manche Änderung.
So arbeiten der FC Radolfzell und der Musikverein Böhringen zwar weiterhin zusammen und teilen die Bewirtung mit Essen und Trinken unter sich auf. Allerdings gebe es beim FC erstmals Aperol und eine Happy Hour, und der Musikverein habe sein Essenangebot komplett überarbeitet, erklärt Jens Lingg von der Vorstandschaft des MV. „Wir möchten weg vom Standard Bratwürste und Pommes“, erklärt er.
Neu gebe es dafür neben Ochsenfetzen auch eine vegetarische Variante mit Käse, außerdem Pasta und kalten Wurstsalat. „Ich denke, das kommt bei solchen Temperaturen ganz gelegen“, befindet er. Am Sonntag werden außerdem Kaffee und Kuchen serviert.
Rückkehr einer alten Spezialität
Ebenfalls neue, zugleich aber auch alte Wege, will der Wassersportclub Wäschbruck gehen. Neben Kaffee, Kuchen, Cocktails und Getränken soll dort in diesem Jahr wieder eine Spezialität angeboten werden, die früher bereits ihre Fans gehabt habe: Rettich mit Butterbrot. „Der Rettich feiert sein Comeback“, kündigt Festwartin Melanie Fernhomberg an.
Der alevitische Kulturverein sowie die Radolfzeller Stadtkapelle setzen auf Bewährtes und servieren Getränke, Cocktails sowie vegetarische türkische Spezialitäten, beziehungsweise Currywurst, Pommes, Steaks und Zanderknusperle. Und auch der BSV Nordstern verkauft Currywurst, Grillwurst, Rösti und Getränke, darunter auch Cocktails – für sie wolle man ebenfalls eine Happy Hour mit vergünstigten Preisen einrichten.
Wichtige Einnahmequelle für die Vereine
Die Stadtverwaltung weiß den Aufwand der Beteiligten zu schätzen. „Es ist immer ein großer Aufwand“, betont Oberbürgermeister Simon Gröger. Aber: „Nur durch dieses ehrenamtliche Engagement wird das Fest so schön.“ Bürgermeisterin Monika Laule wünscht sich daher auch für die Vereine gutes Wetter und viele Besucher. Schließlich sei das Hausherrenfest für die Vereine „eine wichtige Einnahmequelle“, die ihnen wichtige Investitionen im Laufe des Jahres ermögliche.