Singen – Auf dem traditionellen Bürgerempfang in Beuren an der Ach, zu dem der Ortschaftsrat eingeladen hatte, waren viele Gesichter mit roten Wangen zu entdecken. Dies hatte wohl damit zu tun, dass einige Gäste, darunter auch Oberbürgermeister Bernd Häusler vor der Anreise ihr Auto vom Schnee befreien mussten. Trotzdem hatten viele Gäste den Weg ins Gemeindezentrum Curana gefunden, unter anderem der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung (CDU) und die Landtagsabgeordnete Saskia Frank (Die Grünen).
Nach der musikalischen Eröffnung durch den Musikverein Beuren ging Ortsvorsteher Stephan Einsiedler auf die Ereignisse des vergangenen Jahres ein. Die „Neue Mitte“, so der Name eines Bebauungsprojekts innerorts, sei durch die Pleite der Semudo AG vor wenigen Monaten erheblich ins Stocken geraten. Wann ein neuer Investor gefunden wird, müsse sich zeigen. Auch der OB vermutet, dass es bis 2026 dauern könnte. Der Ortsvorsteher sprach dann ein anderes schwieriges Großprojekt an: Der Glasfaserausbau ziehe sich schon seit etwa vier Jahren, doch er machte nun Hoffnung auf die zeitnahe Verlegung. Derzeit gebe es vielversprechende Gespräche und die Ausschreibung sei vorbereitet. OB Häusler bezeichnete die derzeitige Situation als Treppenwitz, weil viele Unternehmen um die Versorgung derselben Gebiete mit Glasfaser konkurrierten. Es sei volkswirtschaftliche Geldverschwendung, wenn im einen Gebiet drei Leitungen parallel verlegt würden und im anderen, strukturschwächeren keine. Er glaube erst an die Umsetzung, wenn die Leitungen tatsächlich verlegt worden seien.
Das Geld ist knapp
Dass die Zeiten derzeit schwierig sind und das Geld knapp, zeigte sich auch beim Thema Ganztagsschule, die ab 2026 gefordert wird. Die pädagogischen Konzepte seien entwickelt worden, doch aufgrund der schwierigen Haushaltslage Singens sei die Umsetzung nicht finanzierbar. Die Investitionen für den Ganztagsschulbetrieb, die der OB auf drei bis vier Millionen Euro schätzt, seien jedoch nur verschoben. Er bat um Geduld, denn entsprechende Projekte stünden auch in Singen selbst und anderen Teilorten an. Zudem verwies er auf die Rückkehr Baden-Württembergs zu G9 an Gymnasien im Schuljahr 2025/26. Dadurch fielen weitere Investitionen an.
Doch es gab auch Positives zu berichten: Bernd Häusler dankte unter anderem dem Bürgerverein Beuren für den Bau der Solarparks, deren Mitglieder diesen finanziert hätten. Er hoffe auf eine gute Einspeisevergütung, denn mit dem Erlös wolle der Verein entsprechend die Kultur, Bildung sowie den Sport im Ort fördern. Konkret gehe es um die Einrichtung eines Bürgercafés. Der Ortsvorsteher berichtete von zugesagten Fördergeldern für barrierefreie Bushaltestellen, zu deren Umsetzung ein Singener Bauunternehmen beauftragt worden sei. Nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere fühlen sich in dem Teilort wohl, ergänzte er. Derzeit gebe es zehn Storchenhorste, auch viele Biberburgen. Die Biber seien sogar etwas zu fleißig. Hier müsse auf die Ausgewogenheit geachtet werden, so Einsiedler.
Ortsvorsteher und Oberbürgermeister waren sich einig, dass die Zusammenarbeit gut laufe, obwohl man nicht immer einer Meinung sei. Schließlich warf Häusler noch einen Blick auf die Bundestagswahl: Er wünsche sich eine stabile Regierung. Die Wirtschaft brauche verlässliche Rahmenbedingungen. Viele Unternehmen – auch hier – hätten zu kämpfen, insbesondere die Automobilzulieferindustrie. Wie sehr Singen auf eine florierende Wirtschaft angewiesen ist, beschrieb er mit der Zahl von 7000 Beschäftigten, die alleine im produzierenden Gewerbe arbeiteten. Zwar stiegen die Ausgaben viel stärker als die Einnahmen, doch im diesjährigen Haushaltsplan der Stadt stünden Investitionen in Höhe von immerhin 18¦Millionen Euro. Wenn es darauf ankomme, stehe man zum Wohl der Stadt und seiner Teilorte zusammen, wie der OB abschließend sagte und allen ein gutes Jahr 2025 wünschte.
Anschließend überbrachten die Sternsinger die Segenswünsche der Heiligen Drei Könige. Zum Abschluss des offiziellen Teils ehrten Oberbürgermeister Häusler und Ortsvorsteher Einsiedler Hubert Roth sowie Günther Brütsch für ihr ehrenamtliches Engagement in der Abteilung Beuren an der Aach der Freiwilligen Feuerwehr Singen. Auch Abteilungskommandant Dominik Rehm gratulierte den Geehrten.
Schließlich sorgte die Hip-Hop-Showgruppe „The New Age“ von der Singener Tanzschule Seidel für tänzerischen Schwung beim Empfang. Die zwischen sieben und 18 Jahren alten Kinder und Jugendlichen sind alle Mitglieder der Tanzschule und zeigten komplex choreographierte tänzerische Darbietungen, die unter Leitung von Luis Michel und Melanie Braun einstudiert wurden. Alle Gäste wurden anschließend dazu aufgefordert, beim sogenannten „Line Dance“ mitzumachen, wozu sich viele animieren ließen.