Singen Über die Ursachen des Rechtsrucks und mögliche Strategien dagegen diskutierte der Soziologe und Rechtsextremismus-Experte Matthias Quent auf Einladung des Bündnisses Demokratwiel in der Basilika. Seine Expertise zum Umgang mit der AfD war jüngst wieder gefragt nach deren Einstufung als gesichert rechtsextremistisch durch den Verfassungsschutz.

Der Aufstieg der AfD sei Teil einer weltweiten Entwicklung. Die zweite Amtszeit des US-Präsidenten Donald Trump oder die Wahl von Giorgia Meloni zur italienischen Ministerpräsidentin seien nur die markantesten Beispiele für den Trend nach rechts. Gründe hierfür? Männer bangten durch die Forderung nach mehr Gleichberechtigung um ihre Privilegien; Teile der Mittelschicht sähen ihre Position durch den dauernden Krisenmodus bedroht und Menschen aus unteren sozialen Schichten sähen ihre Jobs durch den Zuzug von Flüchtlingen gefährdet. Sie alle fühlten sich von den einfachen Antworten der AfD angesprochen.

Doch wie kann sich die Zivilgesellschaft gegen den weiteren Aufstieg dieser Partei wehren? Von der These, ihre Wähler durch sachliche Argumente wieder zurückzuholen, hält Quent wenig. Die AfD spreche hauptsächlich emotionale Bedürfnisse von Menschen an und mit rationalen Entgegnungen dringe man nicht durch. Auch die Praxis, Themen der Rechtsextremen in rechtsstaatlicher Weise umzusetzen, führt laut Quent nicht zum Erfolg.

Matthias Quent appellierte, die Partei strikt auszugrenzen und alle rechtsstaatlichen Mittel wie ein Verbotsverfahren gegen sie einzusetzen. Der Zivilgesellschaft empfiehlt der Soziologe, der AfD positive Emotionen entgegenzusetzen. Da er davon ausgehe, dass die AfD in den nächsten Jahren Regierungsverantwortung übernimmt, gelte es für die demokratischen Kräfte, sich schon jetzt vorzubereiten, Bündnisse zu schmieden und sich finanziell unabhängig von staatlichen Mitteln aufzustellen. „Wir müssen darauf besser vorbereitet sein als die USA auf die zweite Amtszeit Trumps“, sagte Quent.