Zum Tag der Arbeit gegründet, hat der Ortsverband Singen-Hegau der Partei die Linke nun auch einen Ortsvorstand gewählt. In ihrer jüngsten Sitzung haben die Vorstandsmitglieder auch gleich ihre Ziele für Singen vorgestellt. Die noch junge Partei hat konkrete Vorstellungen davon, was sie in der Region bewegen will. „Wir treten mit dem klaren Ziel an, die Interessen der Menschen in unserer Region zu vertreten und uns für eine gerechte, solidarische und zukunftsfähige Gesellschaft einzusetzen“, teilte der neu gegründete Ortsverband schon am 1. Mai mit.

Dies wurde auch in den Reden der Bewerber für den Vorstand deutlich. Nadine Heptner etwa brenne für soziale Gerechtigkeit, für Vielfalt, Frieden und Antikapitalismus. „Ich bringe Erfahrungen aus der Friedensbildung mit, habe in Kriegs- und Konfliktregionen gearbeitet und arbeite jetzt bei einer Bildungsorganisation, die sich bundesweit für Teilhabe und Gerechtigkeit für junge Menschen einsetzt“, so die 41-Jährige.

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Gerade junge Menschen würden wenig Anerkennung erleben und auch kaum in politischen Entscheidungen vorkommen, ist sie überzeugt. „Wir müssen neue Räume schaffen, in denen junge Menschen sprechen können – und Strukturen, die ihnen auch wirklich zuhören.“

Sie wolle mit den Mitgliedern überlegen, welche Formate dafür geschaffen werden können. „Vielleicht durch offene Gesprächsabende, Lesekreise oder solidarische Aktionsformen.“ Aus den gleichen Gründen wolle sie sich unter anderem auch für queere Menschen oder Geflüchtete einsetzen.

Nicht nur Solidarität, sondern auch Landwirtschaft stehen auf der Agenda

Johanna Burghardt sieht ihren Schwerpunkt in der Landwirtschaft und ihre Rolle im Bekämpfen der Klimakrise. Sie arbeite in der solidarischen Landwirtschaft, konkret im Gemüse- und Schnittblumenbau. „Die aktuelle Lage drängt vehement dazu, über fachpolitische Grenzen hinweg die gemeinsamen Kämpfe herauszustellen, das gemeinsame zu suchen und greifbare, alltagsprägende Politik zu machen“, sagte sie.

Immer mehr kleinbäuerliche Betriebe müssten schließen, die Arbeitsbedingungen der angestellten Landarbeiter seien hart und die Lebensbedingungen der Saisonarbeiter oft prekär, so die 31-Jährige. Hinzu komme die Klimakrise mit ihren schon jetzt spürbaren Folgen.

„Ein gerechter Umgang mit der Klimakrise braucht eine gut aufgestellte Landwirtschaft. Denn als prägende landschaftliche Gestaltungssysteme steckt in der Land- und Forstwirtschaft ein Potential für die Anpassung an die Klimakrise“, ist sie überzeugt. „Ich möchte eine Stimme sein, die die Realitäten des ländlichen Raums hörbar macht, die kämpft für eine Zukunft der kleinbäuerlichen Arbeit“.

Der 21-jährige Jonas Kohl will sich vor allem für Arbeit und soziale Themen stark machen. „Singen gilt als Industriestandort mit großer Tradition – aber was nützt ein Standort wie dieser, wenn die Menschen, die ihn am Laufen halten, nicht von ihrer Arbeit leben können?“

Mindestlohn für alle

Ein flächendeckender Mindestlohn von mindestens 15 Euro lautet seine Forderung – denn die 12,83 Euro, die aktuell gelten, würden nicht ausreichen, um die steigenden Lebenserhaltungskosten zu decken. Gerade die explodierenden Mietpreise verschärfen die Situation, bezahlbare Wohnungen sind Mangelware“, sagte er. Damit schließe er sich der bundesweiten Forderung der Partei an.

Doch nicht nur das: Es brauche im Hegau mehr Pflegekräfte, aber auch Erzieher und Lehrer. „Wir brauchen mehr Personal, bessere Bezahlung und eine Pflege, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt – nicht die Wirtschaftlichkeit.“ Gute Bildung beginne laut Kohl im Kindergarten und müsse für alle verfügbar sein, unabhängig vom Einkommen oder Wohnort.

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Chantal Keller, 22 Jahre, liegt vor allem soziale Gerechtigkeit am Herzen. Dazu gehören bezahlbarer Wohnraum und die Förderung von Kinder und Jugendlichen. Außerdem wolle sie sich gegen Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit einsetzen. „Ich glaube, dass wir gemeinsam unsere Stadt und unsere Zukunft solidarischer, freier und gerechter gestalten können.“

Soziale Gerechtigkeit sei mehr als nur die Frage nach Wohnraum. „Soziale Gerechtigkeit bedeutet faire Chancen für alle und die Freiheit, selbstbestimmt zu leben.“ Keller sei überzeugt, „dass Politik mehr sein kann, als die Verwaltung von Problemen. Gemeinsam können wir Lösungen finden, die von unten wachsen – aus unseren Erfahrungen, aus unseren Kämpfen, aus unserer Solidarität.“

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Alexander Somogyi, 38 Jahre alt, möchte sich als Grafikdesigner insbesondere für die Bereiche sozialer Netzwerke und Kommunikation im Vorstand einbringen. Ein weiteres Anliegen sei der Einsatz gegen Rassismus, Sexismus und Ausgrenzung sowie für eine offene, solidarische Gesellschaft. „Durch meine enge Vernetzung mit antifaschistischen und demokratischen Bündnissen kann ich wertvolle Impulse und Kontakte in unsere Arbeit einbringen“, sagte er.

Politisch motivierte Straftaten würden auch im Landkreis Konstanz zunehmen. „Solche Taten sind nicht nur Angriffe auf einzelne Menschen, sondern auf unsere gesamte demokratische und vielfältige Gesellschaft.“

Was die Parteimitglieder planen

Die fünf Bewerber wurden von den Parteimitgliedern mehrstimmig in den Vorstand gewählt und werden künftig die Geschicke des Ortsverbandes leiten. Bei der Sitzung anwesend waren 15 Parteimitglieder, insgesamt hat der Ortsverband 82 Mitglieder. Einen konkreten Zeitplan gebe es derzeit noch nicht, das solle in den nächsten Sitzungen aufgegleist werden.

Wie der neue Vorstand jedoch deutlich machte, soll es durch Haustürgespräche in die Themenfindung gehen. Dadurch soll erfahren werden, was die Menschen bewegt, um die Politik der Linken auf die Bedürfnisse der Menschen anzupassen und ihre Probleme in die Parlamente zu tragen. Ein politisches Amt könne der Ortsverband erstmal nicht bekleiden: Die nächste Kommunalwahl findet erst 2029 statt.