Ein großes Plakat am Schaufenster verkündet es schon: „Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe“. Das Dessousgeschäft „Malou“ in der Scheffelstraße schließt nach 15 Jahren bald für immer seine Türen – auch wenn das Marken-Maskottchen, ein Mops in Unterwäsche, derzeit noch in die Verkaufsräume einlädt. Dort hängen reduzierte Unterwäsche und Bademode und Stephanie Feldmeier berät gerade eine Kundin. Sie bedauert, dass bald Schluss ist. Sie sagt aber auch: „Seit Corona hat sich das Kaufverhalten der Kundinnen geändert.“

Zweimal ist das Dessousgeschäft innerhalb der Scheffelstraße umgezogen und ist seit einigen Jahren in der Hausnummer 9 zu finden. Für die 37-jährige Ladeninhaberin ist die Schließung bedauerlich. „Das Hin und Her während der Pandemie war für alle eine Zeit der Verunsicherung. Mal hatten wir eingeschränkt geöffnet, mal durfte man nur mit Termin rein. Als wir dann für mehrere Monate kurz vor Weihnachten komplett zu hatten, war es besonders herausfordernd“, erinnert sich Stephanie Feldmeier.

Das Dessousgeschäft „Malou“ in der Scheffelstraße hat aktuell Räumungsverkauf.
Das Dessousgeschäft „Malou“ in der Scheffelstraße hat aktuell Räumungsverkauf. | Bild: Graziella Verchio

„Die Kundinnen haben in dieser Zeit dann überwiegend online eingekauft. Der Handel hat sich gewandelt“, sagt die 37-Jährige. Für ein kleines, inhabergeführtes Geschäft sei ein Online-Shop aber kaum praktikabel gewesen. „Nach Corona war alles zäh.“ Die Kundenfrequenz wurde weniger, auch die Kundinnen aus der Schweiz kamen nicht mehr wie vor der Pandemie.

Produkte werden teurer

Hinzu komme, dass die Produktion sowie das Material der Textilien teurer geworden sind. „Das bedeutet nicht nur für mich höhere Kosten. Auch Kundinnen müssen dann tiefer in die Taschen greifen“, sagt Feldmeier. Dabei setzt „Malou“ ohnehin auf Markenprodukte, die auch in Europa produziert und teurer sind als Vergleichsware aus Asien. Dass man in Zeiten von Inflation und gestiegenen Energiepreisen weniger shoppen gehe, versteht die Ladeninhaberin nach eigenen Angaben. „Aber wenn es ein Plateau im Verkauf gibt, dann muss man sich überlegen, wie es weitergehen soll“, sagt sie.

Dabei sei ihr die Vermieterin in der schwierigen Zeit schon sehr entgegengekommen, so Feldmeier. Dennoch musste sie nun eine Entscheidung treffen. „Es ist mir nicht leicht gefallen und ich habe lange überlegt, da ich diesen Beruf gerne mache.“ Zwölf Jahre lang habe sie in der Lebensmittelbranche gearbeitet, war bei Okle Einkaufsleiterin. Bei Malou habe sie anfangs nebenher gearbeitet. „Das hat mir aber so Spaß gemacht, dass ich dann 2019 voll eingestiegen bin“, erinnert sich die 37-Jährige.

Am 15. März ist Schluss

Bis Anfang 2020 führte sie das Geschäft mit einer Partnerin, dann hat sie alleine weitergemacht und wird von zwei Teilzeitkräften unterstützt. Bis heute. „Zum 15. März gehe ich hier raus“, sagt Stephanie Feldmeier. Von den Kundinnen will sie sich aber schon davor verabschieden – geöffnet sei auf jeden Fall bis Ende Februar, eventuell sogar bis Anfang März. Das wolle sie spontan entscheiden. Das Geschäft mit einer Verkaufsfläche von rund 170 Quadratmeter sei bereits zur Vermietung ausgeschrieben.

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Wie es danach für Feldmeier weitergeht, wisse sie noch nicht. „Ich nehme mir eine kleine Auszeit. Aber wer selbstständig ist, der weiß: Es gibt kein Arbeitslosengeld oder sonstige finanzielle Unterstützung. Daher werde ich mir bald Gedanken machen müssen“, räumt sie ein.

Zum 15. März schließt das Malou. Das geänderte Kaufverhalten seit Corona ist der Hauptgrund, dass das Dessousgeschäft in der ...
Zum 15. März schließt das Malou. Das geänderte Kaufverhalten seit Corona ist der Hauptgrund, dass das Dessousgeschäft in der Scheffelstraße nicht weiter betrieben werden kann. | Bild: Graziella Verchio

Bis zur Schließung können und sollen Kundinnen ihre Gutscheine im Geschäft einlösen. „Wir bieten auch weiterhin unseren gewohnten Service an, nehmen Bestellungen auf und messen die Kundinnen aus“, so die Inhaberin. Online haben einige Kundinnen bereits bedauernd reagiert: „Oh Neeein, solch ein schönes Fachgeschäft und top Beratung. Tut mir sehr leid für Singen“, heißt es da zum Beispiel.

Weitere Leerstände prägen Innenstadt

Das Malou ist nicht der einzige Leerstand in der jüngsten Zeit. Auch die Central-Apotheke in der Hegaustraße ist seit Frühjahr 2024 geschlossen, der Dekoladen Depot in der August-Ruf-Straße steht seit September 2024 leer. Wie es mit den beiden Leerständen weitergeht, ist noch unklar.

Der Standortmarketingverein Singen aktiv bedauert die Geschäftsaufgabe. „Das ist sehr schade, dass dieses schöne Fachgeschäft schließt“, erklärt Claudia Kessler-Franzen auf Nachfrage. Dadurch gehe ein Stück Vielfalt in der Innenstadt verloren. Leider seien die Rahmenbedingungen auch durch die Konkurrenz des Online-Handels, insbesondere für den inhabergeführten Einzelhandel, sehr anspruchsvoll. Die Nachvermietungsaktivitäten seien vom Eigentümer bereits eingeleitet, die Wirtschaftsförderung unterstützte die Suche, berichtet Singen aktiv.