Das eigene Haus wurde zu groß, daher zog sie mit 91 Jahren ins Heim. So wie Elfriede Kistler aus Rielasingen-Worblingen geht es wohl vielen. Der Abschied sei nur kurz schwer gefallen, sagt sie. Heute genieße sie den Blick aus dem Fenster ins Grüne – und das Mittagessen mit einem ihrer 36 Mitbewohner. Gepflegt wird sie im Michael-Herler-Heim unter anderem von Rabia Sayin. Die Pflegefachkraft fing 2006 als Praktikantin an und ist heute im Leitungsteam. Dabei achte sie darauf, dass noch Zeit für die Bewohner bleibt. „Ich strukturiere mein Tagesgeschäft so, dass Zeit bleibt. Es wird schwieriger, aber die Bewohner haben Vorrang.“

Alles zu dokumentieren, kostet sehr viel Zeit

Was viel Zeit frisst, sei die Bürokratie. „Wir müssen alles dokumentieren. Wirklich alles“, erklärt Sayin. So müssten etwa Wunden, Schmerzverlauf und manchmal auch Trinkverhalten eines Bewohners festgehalten werden. Die leitende Pflegefachkraft schildert einen Spagat in schweren Zeiten: „Es fehlen Mitarbeiter, aber es wird immer mehr von einem verlangt.“

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Sie spare sich beispielsweise Zeit am Computer, weil sie das System sehr gut kenne. Diese Zeit könne sie dann mit den Bewohnern verbringen, meistens entstünden Gespräche bei der morgendlichen und abendlichen Pflege. „Ich pflege unglaublich gerne und mag es, wenn unsere Bewohner gut angezogen sind und gut duften“, sagt Sayin.

Pfleger kennen Freude und Leid der Bewohner

Ein Bezug zu den Bewohnern sei wichtig: „Ich kenne alle, die hier leben. Viele sind schon seit Jahren hier. Man kennt Kummer und Leid, weiß ob die Kinder kommen oder nicht.“ Im Fall von Elfriede Kistler kennt sie etwa die Häkel-Leidenschaft der Seniorin und hat schon ein Deckchen geschenkt bekommen. Die 91-Jährige fühlt sich im Heim wohl, wie sie sagt. Sie könne auch damit leben, wenn man eine demente Mitbewohnerin in ihr Zimmer kommt, weil sie es verwechselt hat. „Wenn der das gut tut“, sagt sie lächelnd. Rabia Sayin zeigt sich dankbar über solche Bewohner: „Manche schätzen jeden Handgriff, andere verlangen sehr viel.“ Das Team gebe immer sein Bestes.

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