Umgestaltung, Anbau oder Aufstockung? An der Haldenwang-Schule in Singen wird seit 2016 darüber gesprochen, dass Räume fehlen. Denn dort gehen schon seit Jahren mehr Kinder zur Schule als ursprünglich geplant. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagt Baerwind m Gespräch mit dem SÜDKURIER. Passiert ist noch nicht viel. Bis jetzt. Denn kurz vor dem Beginn des neuen Schuljahres kann Schulleiter Daniel Baerwind aufatmen: Nun deutet sich eine Entspannung dieser Situation an. Seit vergangene Woche stehen im hinteren Bereich des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit den Förderschwerpunkten geistige sowie körperliche und motorische Entwicklung acht neue Container. Zwei Klassen sollen darin ab dem kommenden Schuljahr unterrichtet werden. „Natürlich ist das nur ein Provisorium, aber die zusätzlichen Container werden für eine räumliche Entlastung an unserer Schule sorgen“, sagt Baerwind.

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ier könnten weitere Container aufgestellt werden. Der Landkreis Konstanz hat entsprechende Vorbereitungen an der Haldenwangschule bereits getroffen. | Bild: Matthias Güntert

Obwohl die Freude bei dem Schulleiter der Haldenwangschule überwiegt, macht er im Gespräch mit dem SÜDKURIER deutlich: An einem Anbau an das jetzige Gebäude wird der Landkreis Konstanz, der als Träger des SBBZ dafür verantwortlich ist, in den kommenden Jahren nicht vorbeikommen. „Die Klassen sind pickepackevoll, wir liegen derzeit über der Kapazitätsgrenze. Und die kommenden Jahre werden wir weiter wachsen“, so Baerwind weiter. Der Schulleiter rechnet vor: Im vergangenen Schuljahr gingen 140 Kinder in die Haldenwangschule. Mit dem neuen Schuljahr, das in wenigen Tagen startet, werden es 161 Schüler sein.

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Vor mehr als 50 Jahren wurde das Gebäude, das 2001 schon einmal erweitert wurde, für etwa 80 Schüler gebaut. Von den 17 Klassenzimmer, die die Haldenwangschule aktuell hat, entsprechen lediglich fünf den geltenden Standards eines SBBZ für Schüler mit einer körperlichen Behinderung. Oder anders formuliert: „Zwölf davon sind schlichtweg zu klein“, so Baerwind, „deshalb brauchen wir den Erweiterungsbau so schnell wie möglich“.

Die Ausstattung ist gut, es fehlt an Platz

Laut dem Pädagogen fehle es neben den Klassenzimmern vor allem auch an Differenzierungsräumen, in denen Schüler in kleineren Gruppen gefördert werden können. „Entgegen anderen Schulen haben wir von der Ausstattung her keinen Grund zum Klagen. Bei uns geht es um Schulfläche“, macht er deutlich. Pläne gebe es bereits viele, sagt der Schulleiter, seit April 2016 sei ein Umbau immer wieder Thema. „Ohne die zusätzlichen Container könnten wir keine neuen Schüler aufnehmen und den Schulbetrieb nicht aufrecht erhalten. Wir müssten diese Schüler dann nach Konstanz schicken.“

Hier kann es eng werden: In einem Klassenzimmer kommen in der Regel sechs Schüler, zwei Lehrer, ein FSJ-ler und eine Schulbegleiterin ...
Hier kann es eng werden: In einem Klassenzimmer kommen in der Regel sechs Schüler, zwei Lehrer, ein FSJ-ler und eine Schulbegleiterin zusammen. Im Bild (von links) Felix Baumgartner (FSJ), Alexander, Simon und Lehrerin Antje Hertkorn. | Bild: Matthias Güntert

Aber Daniel Baerwind will nicht nur schimpfen. Im Gegenteil: Er betont, dass sich der Landkreis sehr um die Belange der Schüler und des Kollegiums in der Haldenwangschule einsetze. „Der Landkreis Konstanz kümmert sich sehr um seine Schulen“, so Baerwind. Und dass eine Container-Lösung durchaus funktionieren könne, zeige seine Schule ganz deutlich: Eine Klasse werde bereits seit Jahren in einem provisorischen Container-Klassenzimmer im Innenhof unterrichtet.

Bewegung beim Erweiterungsbau

Laut Daniel Baerwind gibt es auch gute Neuigkeiten beim dringend benötigten Erweiterungsbau: Durch die Bewilligung des Raumplanes durch das Regierungspräsidium Freiburg (RP) sei man einen echten Schritt weitergekommen. „Darin wird definiert, welche Fläche wir zukünftig brauchen werden“, sagt er.

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Noch im September werde sich auch der Kultur- und Schulausschuss des Kreistages mit der Thematik beschäftigen. Baerwind hoffe darauf, dass noch vor Jahresende ein Antrag beim RP für die Bewilligung der Fördergelder gestellt werden könne. „Dann können wir auch in die konkrete Planung einsteigen“, sagt er. Allerdings rechne er mit weiteren Jahren, bis der Erweiterungsbau dann auch tatsächlich bezogen werden könnte. „Zum Erweiterungsbau gibt es keine Alternative“, betont Baerwind.

Weil die Schüler körperlich eingeschränkt sind, brauchen sie Hilfsmittel und für die fehlt Platz.
Weil die Schüler körperlich eingeschränkt sind, brauchen sie Hilfsmittel und für die fehlt Platz. | Bild: Arndt, Isabelle

Das sieht auch das Landratsamt Konstanz so. „Durch die Container kann die Raumsituation entspannt werden; dennoch soll möglichst bald ein Erweiterungsbau auf den Weg gebracht werden“, teilt Landratsamt-Sprecher Manfred Roth mit. Das Regierungspräsidium gehe davon aus, dass die Haldenwangschule mittelfristig 24 Klassen haben werde.

Es fehlen bis zu 600 Quadratmeter

„Daraus ergibt sich ein Fehlbedarf von 466 bis 602 Quadratmetern Programmfläche“, so Roth. Wie teuer der Anbau wird, darüber könne man derzeit keine Angaben machen. „Die voraussichtlichen Baukosten können beziffert werden, sobald das entsprechende Raumprogramm festgelegt wurde“, sagt Roth. Auch ein Baubeginn könne derzeit noch nicht terminiert werden.

Eine besondere Schule für besondere Schüler

  • Von Grund- bis zur Berufsschule: Die Haldenwangschule ist eine von zwei Schulen im Landkreis für Kinder und Jugendliche mit geistiger und körperlicher Behinderung. „Schüler sind in der Regel zwölf Jahre hier“, erklärt Schulleiter Daniel Baerwind. Die Klassenstufen reichen von der Grund- bis zur Berufsschule. Für das neue Schuljahr haben sich 161 Schüler an der Haldenwangschule angemeldet. Sie werden von knapp 70 Lehrern unterrichtet.
  • Mit Blick in die Zukunft: Baerwind lobt die Weitsicht des Landkreises Konstanz. Beim Aufbau der zwei neuen Klassenzimmer in den zusätzlichen acht Containern wurden bereits Vorkehrungen für weitere Container getroffen. Diese könnten bei noch weiterem Bedarf installiert werden und noch einmal für Entspannung in Sachen Klassenräume sorgen.
  • FSJler sind unverzichtbar: Laut Baerwind fehle es der Schule neben den zusätzlichen Räumen, die durch einen Anbau geschaffen werden sollen, vor allem noch an einem: „Wir haben kaum Jugendliche mehr, die sich für ein freiwilligen soziales Jahr bei uns entscheiden“, so der Schulleiter. Dabei würden diese FSJler einen wichtigen Bestandteil der Arbeit an der Haldenwangschule ausmachen. So werden die Lehrer am SBBZ im Unterricht von Jugendlichen, Schulbegleitern und Krankenschwestern unterstützt. Bei den Jugendlichen handelt es sich um Absolventen eines freiwilligen sozialen Jahres (FSJ). Freiwillige sind laut Baerwind stets willkommen. (mgu)