Sie hoffen, dass es nicht wie im vergangenen Jahr zu Schließungen kommt. Dennoch gehen auch die stark steigende Zahl von Corona-Fällen und die einhergehenden aktuellen Corona-Verordnungen nicht spurlos an Einzelhandel und Gastronomie vorbei. Dies machen Vertreter der Singener Geschäfte und Gaststätten deutlich. Konkret: Die Testpflicht für Ungeimpfte, aber auch eine zunehmende Unsicherheit vieler Menschen sorgen für einen weiteren Schwund der Kundschaft. Im Gegenzug gebe es durch nötige intensivere Kontrollen einen weitaus größeren und kostspieligen Aufwand, wie Dirk Oehle, Vorsitzender der Interessensgemeinschaft Singen Süd betont.
Großer Mehraufwand sorgt für Belastung
„Die Geschäfte und andere Firmen müssen einen riesigen Aufwand betreiben, um zu überprüfen, dass die Kunden die vorgeschriebenen 3G-Regeln einhalten. Nun ist dies durch die neue Verordnung, dass Nichtgeimpfte oder genesene Personen nur mit einem Test Zutritt erhalten, noch komplizierter“, sagt Oehle. Es gebe Firmen, wie das Möbelhaus Braun, die an den Eingängen durch Mitarbeiter selbst testeten. „Was die Situation weiter verschärft: Personal oder Sicherheitsleute werden zunehmend beschimpft. Die ohnehin schon vorhandene Spaltung in der Gesellschaft zwischen Menschen, die geimpft oder nicht sind, verhärte sich weiter“, sagt Oehle. Er würde sich wünschen, dass der Mehraufwand auch über öffentliche Gelder zumindest teilweise ausgeglichen werde.

„Niemand will, dass es wieder zu Schließungen wie Ende des vergangenen Jahres kommt.“ Dabei sei damals die Inzidenzzahl – Verhältnis Infizierte zu 100.000 Einwohnern – noch knapp unter 100 gelegen. Heute betrage sie mehr als das Vierfache. „Damals gab es großes Unverständnis darüber, dass alle Geschäfte und Gaststätten schließen mussten. Und viele stellten sich auch die Frage: Wer bezahlt diese riesigen Summen, die Staat und Land als finanziellen Ersatz den Unternehmen für den monatelangen Lockdown überweisen mussten“, sagt Oehle.
Genauso wie er stellt auch Hans Wöhrle, Vorsitzender des Singener Einzelhandels, ernüchternd fest: „Die Folgen von Corona haben die Umsätze in den Geschäften stark ausgebremst“, erklärt Wöhrle. Die Hälfte der Schweizer Kunden fehle ohnehin schon. Auch die lange Zeit währende Schließung der Gaststätten habe dazu beigetragen. Durch die neue Entwicklung sei eine weitere Zurückhaltung spürbar. Erfreulich ist für ihn, dass es teils wieder kostenlose Schnelltests, wie auf der Singener Offwiese, gebe. Andere Anbieter verlangen weiterhin Gebühren, weil sie die Beträge nicht abrechnen können.
Umsätze bei Gastronomie brechen ein
Auch die Gastronomie sieht sich arg gebeutelt. Dort dürfen nur noch Gäste im Innern einkehren, die geimpft oder genesen sind. „Die Umsätze brechen massiv ein, bis zu 80 Prozent“, erklärt Andreas Schauff, der schon seit 20 Jahren die Traditionsgaststätte „Extrablatt“ in der Singener Innenstadt betreibt. Die Lage sei für viele Gaststätten fatal, wie er im Austausch erfahren habe. „Bei uns läuft das Geschäft noch etwas, wenn auch sehr zäh. Und nun müssen wir verkraften, dass aufgrund der derzeitigen Corona-Lage viele Firmen ihre geplanten Weihnachtsfeiern abgesagt haben“, so Schauff. Ohnehin fehlten viele Stammkunden, wie beim Mittagstisch, auch weil sie im Home-Office arbeiten. Der Dezember sei normalerweise der umsatzstärke Monat. „Das Geschäft ist durch die verordnete Schließumg im vergangenen Jahr komplett ausgefallen“, sagt er. Was den Gastwirt aber besonders auf die Palme bringt: „Wir durften 2021 erst im Mai öffnen, einen Teil der Hilfszahlungen erhalten wir nicht, weil wir im Sommer wieder Umsätze machen konnten. Dabei haben wir fast ein halbes Jahr keinen Cent verdient“, schimpft Schauff vor allem in Richtung Politik, die bei der Bewältigung der Probleme komplett versagt habe.