Wie wohl fühlen sich eigentlich die Einwohner von Singen in ihrer Stadt? Dieser Frage gehen seit dem vergangenen Jahr die Verantwortlichen des Fachbereichs Sozial- und Bildungsplanung der Stadt Singen verstärkt nach und starteten damit die im Süden längst begonnene Quartiersarbeit auch im Bereich der Singener Innenstadt.

Das Viertel soll lebenswerter werden

Ziel dieser Arbeit ist es, die Stadtentwicklung weiter voranzutreiben und die Viertel somit lebenswerter zu machen. Grundlage der Arbeit ist eine Befragung der Bewohner der Innenstadt nach ihrer Lebenssituation im Herbst 2021. Im Rahmen einer Bewohnerkonferenz stellte nun Anne Allmrodt, Quartierskoordinatorin der Stadt Singen, die Ergebnisse der Umfrage vor. Gleichzeitig erarbeitete sie zusammen mit den Bewohnern erste Themen, die in der Quartiersarbeit aufgenommen werden sollen.

In insgesamt 14 Sprachen wurde der Fragebogen übersetzt, damit sich auch Bürger anderer Nationalitäten äußern konnten. Knapp 700 Bewohner beteiligten sich an der Umfrage. Die Bewohner des Alten Dorfes zeigten sich am zufriedensten mit ihrer Wohnsituation. Fast 44 Prozent befanden diese für gut. Hingegen gefiel es noch nicht einmal jedem sechsten Bewohner der östlichen Innenstadt in seiner unmittelbaren Umgebung.

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Was den Bewohnern der gesamten Innenstadt besonders gefiel, war ihre Versorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs. Fast 55 Prozent der Befragten fühlten sich hier gut versorgt. Bei der Frage, was weniger gut gefalle, landete die Verkehrssituation mit 57 Prozent auf dem ersten Platz. Platz zwei belegte der Aspekt Sicherheit mit fast 50 Prozent, an dritter Stelle wurde die Sauberkeit mit 41 Prozent genannt.

Hohe Aufenthaltsqualität in der Hegaustraße

Besonders positiv wahrgenommen wurden in der Innenstadt die Hegaustraße mit ihrer hohen Aufenthaltsqualität und dem Versorgungsangebot sowie der neu gestaltete, verkehrsberuhigte Herz-Jesu-Platz. Zu bemängeln gab es dort jedoch auch den Lärm, Schmutz, die fehlende Ausstattung und besonders abends ein Gefühl der Unsicherheit. Negativ fiel auch insbesondere der Heinrich-Weber-Platz mit fehlendem Grün und ungemütlicher Atmosphäre auf. Generell bemängelten die Befragten zu wenig Grün in der Innenstadt und eine Fußgängerunfreundlichkeit.

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Prinzipiell sei die Stadt zu sehr auf Autofahrer ausgerichtet und die Auszeichnung der Stadt Singen als „Fahrradfreundliche Stadt“ konnte manchem nur ein müdes Lächeln abgewinnen. Sehr erfreulich für die Zukunft der Quartiersarbeit war es dagegen, dass 32 Prozent der Befragten angaben, dass sie sich vorstellen könnten, sich hierfür zu engagieren. Besonders interessant war dabei, dass diese Frage überwiegend Mitbürger anderer Nationalitäten bejahten.

Vertiefende Gespräche über Sicherheit und Nachhaltigkeit

Nach der Präsentation der Befragungsergebnisse ging es anschließend in vier Gruppenarbeiten weiter. Hierfür hatte sich Allmrodt Unterstützung durch Experten aus der Stadtverwaltung geholt. Vertieft wurden die Themen Sicherheit und Wohlbefinden, Grün und Nachhaltigkeit, Zusammenleben und Engagement sowie ein Offener Tisch für alle sonstigen Punkte.

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Die in den Arbeitsgruppen besprochenen Themen gingen in unterschiedlichste Richtungen. Akuten Handlungsbedarf sahen die Teilnehmer bei den Punkten Verschmutzung der Innenstadt durch Zigaretten und Hundekot, Schaffung von Wohnraum und Nachverdichtung bei Beibehaltung von Grünflächen, fahrradfreundlichere Verkehrsführung, schärferes Vorgehen gegen Raser und Poser, Optimierung von Ampelschaltungen und einer höheren Präsenz von Zivilstreifen. Entstanden ist unter anderem die Idee eines interkulturellen Festes der Völker oder die eines „Schwätzbänkle“ auf dem Herz-Jesu-Platz als unkompliziertes Kontaktangebot.

Aufgabe der Stadt und der Quartierskoordinatorin ist es nun, Fachgruppen zu bilden, die an den erarbeiteten Themen weiterarbeiten und zu einem regelmäßigen Austausch der Bewohner führen.