Jeder hat sie, jeder kennt sie: die Maggi-Würze. Doch kaum einer kennt die Geschichte hinter dem omnipräsenten Küchengewürz. Jeden Dienstag kann an einer Führung durch das Maggi-Museum teilgenommen werden. Der SÜDKURIER war dabei und erzählt die Geschichte von einem, der Singen prägte.

Wenn man Maria Jörke zuhört, könnte man schnell meinen: Diese Frau hat Maggi im Blut. Zumindest aber, hat sie Ahnung, was sich hinter der Marke Maggi versteckt. Sie leitet die Führung durch das Maggi-Museum und nimmt den SÜDKURIER an diesem Tag mit auf eine Reise durch das Imperium der dunklen Würzsoße.

Julius Maggi wurde 1846 in Frauenfeld, Schweiz, als Sohn eines italienischen Einwanderers und Müllers geboren. Mit 22 Jahren übernimmt er die Mühle von seinem Vater. Er wollte das Unternehmen modernisieren und neue Produkte entwickeln.

Bild 1: Maggi in Singen: Wie Stadt und Würze untrennbar wurden
Bild: Jeronimo Hillgruber

In den 1870er-Jahren experimentierte Maggi mit der Herstellung von Mehlen und Suppen, um den Ernährungszustand der arbeitenden Bevölkerung zu verbessern. 1884 führte Maggi seine ersten Fertigsuppen ein. 1886 erfand Maggi die Würze. Sie sollte den mehligen Suppen den Geschmack verleihen. 1887 gründete er neben den Filialen in Paris, Berlin und Wien die Filiale in Singen.

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Durch die Nähe zur Schweiz und die gute Bahnverbindung bot sich der Standort in Singen an. Für Julius Maggi war die Zukunft auf Expansion gerichtet. Das günstige Baugelände bot sich nur zu gut an. 1895 wurde das erste zweistöckige Gebäude auf dem heutigen Maggi-Gelände gebaut.

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1897 folgt dann die Gründung der Maggi GmbH in Singen, und mit ihr wurde der gesamte Vertrieb der Maggi-Produkte ins damalige Deutsche Reich verlagert. Und am 3. Januar 1899 folgt dann die erste in Deutschland produzierte Würzeflasche.

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So sah um 1900 eine normale Küche aus. Essen gab es zu dieser Zeit laut Maria Jörke kaum, und wenn dann nicht genügend. Dieses Problem war auch der Ursprungsausgangspunkt, wieso Julius Maggi seine Suppenwürze entwickelte. „Aus seinen Leguminosen-Mehlen konnten die Menschen nahrhafte fertige Suppen machen, jedoch schmeckten sie nicht.“ „Dabei sollte dann die Würze Abhilfe schaffen“, erklärt Maria Jörke.

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„Über die Jahre hinweg änderten sich nicht nur die Etiketten der Würze, die Rezeptur ist heute auch nicht mehr die, die sie vor über 130 Jahren war“, erklärt die Maggi-Museums-Führende. 1901 verließ Julius Maggi Deutschland und siedelte über nach Paris, um sich der wachsenden Interessen an seiner Arbeit in Paris zu stellen.

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Nicht nur das Produkt entwickelte sich, auch die Vermarktungsstrategie wurde weiter ausgebaut. „Es wurde viel Werbung betrieben“, erklärte Maria Jörke. Ebenso gab es in der Firma intern weitere Entwicklungen. 1903 wurde eine Werksfeuerwehr und eine Werkskantine eröffnet. Und 1904 wurde ein Mädchenwohnheim auf dem Fabrikgelände erbaut. Auch die Bevölkerung in Singen wuchs, um das Jahr 1904 betrug sie etwa 6000 Einwohner.

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Auch die Produktvielfalt wurde größer. 1908 brachte Maggi den ersten Brühwürfel auf den Markt. Ebenso entwickelte er neben der Würze seine Leguminosen-Suppen weiter und verkaufte sie unter anderem als „Kraftsuppen“, da sie reich an Proteinen und Ballstoffen war. „Arbeiter hatte früher oft keine Zeit, sich selbst solche Gerichte zu kochen, daher kamen die Fertigprodukte von Maggi genau richtig“, erläutert Maria Jörke.

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Bild: Jeronimo Hillgruber

Auch der erste Tarifvertrag ließ nicht lange auf sich warten. 1911 einigten sich Maggi Singen und die Arbeiterschaft. 1912 stirbt Julius Maggi im Alter von 64 Jahren. In den Jahren danach verfällt zudem die Welt in Krieg, der Erste Weltkrieg bricht aus. Während des Krieges bekamen Soldaten oftmals von den Daheimgeblieben Erbswurst und andere Produkte von Maggi, da sie an der Front einfach zubereitet werden konnten.

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Bild: Jeronimo Hillgruber

Auch während des Zweiten Weltkriegs produzierte Maggi weiter Produkte. Im Krieg wurde das Werk in Berlin durch Bomben zerstört. Maggi verlor damit das größte Werk. In Singen wurde nach dem Krieg der Betrieb langsam wieder aufgenommen. Zwei Jahre nach dem Ende des Krieges kam es zum Zusammenschluss von Maggi und Nestlé. Dadurch wurde Maggi wieder zu einem Schweizer Betrieb.

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Bild: Jeronimo Hillgruber

In den Jahren danach hatte die Stadt Singen einen weiteren Bevölkerungsboom. Die Einwohnerzahl wuchs auf 25.000 Einwohner. 1951 folgt dann die Verlagerung der Verkaufszentrale von Singen nach Frankfurt. Die Produktvielfalt sollte nun noch größer werden. 1954 kam der Fondor (Würfel) dazu und 1958 wurden Dosen-Ravioli Teil der Maggi-Marke.

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Bild: Jeronimo Hillgruber

Nach diesen beiden Produkten machte Maggi aber nicht halt. Bis ins Jahr 2011 wuchs das Maggi-Sortiment auf 370 verschiedene Produkte an. Darunter die 5-Minuten-Terrine, diverse Asia-Produkte und weitere Soßen wie etwa ein Texican Salsa. Ebenso kamen Trockenfertiggerichte auf den Markt. Heutzutage werden die Maggi-Produkte in über 120 Ländern verkauft.

Dieser Artikel erschien erstmals im September 2024.