Die globale Erwärmung muss gestoppt werden. Mit welchen Maßnahmen dies möglich ist und bis wann die Städte klimaneutral werden möchten, darüber machen sich Städte und Gemeinden seit Jahren Gedanken.

Bei einem virtuellen Klimagespräch tauschten sich dazu Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler, Winterthurs Stadträtin Katrin Cometta (Vorsteherin des Departements Sicherheit und Umwelt) und St. Gallens Stadtrat Peter Jans (Direktion der Technischen Betriebe St. Gallen) über den Stand der Dinge aus.

„Wir haben seit 2012 ein Klimaschutzkonzept und seit 2014 einen Klimaschutzmanager“, erklärte Häusler. Leider sei der Klimaschutz bei den Menschen aber noch nicht so angekommen. Singen möchte bis 2035 klimaneutral werden. „Dies trägt der Gemeinderat ohne große Diskussionen mit.“

Johanna Volz und Bernd Häusler bei der Präsentation des Pfandbechersystems.
Johanna Volz und Bernd Häusler bei der Präsentation des Pfandbechersystems. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Auch Winterthur möchte bis 2035 klimaneutral sein, sagte Katrin Cometta. Dafür gebe es ein Paket mit 54 Maßnahmen, auch im Bereich des Konsums. In der Schweiz kommt am 28. November 2021 der Beschluss „Netto Null Tonnen CO2“ zur Abstimmung. „Für Netto Null müssen wir die Maßnahmen schnell angehen“, sagte Cometta. In Winterthur sei Netto Null nicht umstritten, doch es gebe Diskussionen um das Tempo der Umsetzung und ob es bis 2040 oder 2050 passieren solle.

Für Katrin Cometta steht jedoch außer Frage, dass alle ihre Hausaufgaben machen müssen. „Dabei geht es um eine Mischung aus Verzicht und sich auch mal was Gönnen“, so Cometta. Die Singener Klimaschutzbeauftragte Johanna Volz sagte, man müsse dabei mit viel Fingerspitzengefühl vorgehen.

Winterthurer Kompliment für Singen

Ein großes Kompliment gab es von Roger Reuss, dem Co-Präsidenten des Vereins Winterthur Nachhaltig, für die vielen Initiativen und Aktivitäten, die die Stadtverwaltung in Singen aufgegleist habe. Bernd Häusler berichtete beispielsweise von einem neuen Bürgerverein, der im Ortsteil Beuren an der Aach eine Solaranlage bauen will. Die Stadt werde dem Bürgerverein den Strom abnehmen und für die eigenen Liegenschaften verwenden.

„Wir sind gespannt, welche weiteren Maßnahmen wir nach unserem neuen Klimaschutzkonzept umsetzen müssen“, sagte Häusler. „Insbesondere, welche Herausforderungen im Bereich der Wärmeplanung auf uns warten.“

St. Gallen setzt beim Thema Beheizung zukünftig zu je 45 Prozent auf Fernwärme und Heizen über Wärmepumpen, der Rest solle über Kraft-Wärme-Kopplung geleistet werden, so Peter Jans. Beim Thema Verkehr setze St. Gallen neuerdings auch auf einen Velo-Lieferdienst und die Vermietung von Lastenrädern.

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„Wir müssen die Leute zum Umdenken bewegen“, so Jans. Auch in Singen gibt es derzeit ein Projekt, bei dem Lastenräder gemietet werden können. Schwierig sei es jedoch, die Menschen zum Umstieg vom Auto auf das Rad zu bewegen, so Häusler.

Singen habe bei Bauvorhaben auch versucht, Recycling-Beton einzusetzen, doch dieser sei kaum zu bekommen oder auch teurer als normaler Beton. Bei aktuellen Projekten werde zum Teil auch in Holzbauweise gebaut. Der Konstanzer Klimaschutzmanager Lorenz Heublein bemerkte, dass Recycling-Beton seines Wissens nach kaum CO2-Emissionen einspare. Mario Hüttenhofer regte an, dass er es wichtig finde, die Bevölkerung „möglichst umfangreich“ zu beteiligen.