Es gibt viele Kinder in der Stadt und die gute Nachricht ist, es werden mehr. Das ist eigentlich ein Grund zur Freude, stellt die Stadt aber vor große Herausforderungen bei der Kinderbetreuung. Denn es gibt jetzt schon viel zu wenig Kita-Plätze. Laut Leonie Braun, Abteilungsleiterin Kindertagesbetreuung, würden der Stadt bei der Kinderbedarfsplanung für 2025 insgesamt 434 Betreuungsplätze fehlen. „Unsere Kitas sind voll belegt“, schildert Braun den aktuellen Stand in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Familien, Soziales und Ordnung. 1608 Kinder werden aktuell in den Singener Einrichtungen betreut (Stichtag 1. März 2024).
Und diese Situation entspannt sich in Singen vorerst nicht. Außerdem gibt es zu wenig Personal in den Kitas. Wie Leonie Braun in der Ausschusssitzung mitteilt, müsse die Ganztagesbetreuung von zehn und neun Stunden aufgrund von Personalknappheit dauerhaft auf acht Stunden gekürzt werden. „Noch stehen in Singen ausreichend Ganztagesbetreuungsangebote zur Verfügung“, heißt es in den Sitzungsunterlagen. Es müssten aber Angebote durch verlängerte Öffnungszeiten zwischen sechs und sieben Stunden ersetzt werden.
Aus Regelgruppen wird eine Vormittags-Betreuung
Laut Sitzungsunterlagen wandeln drei städtische Kitas ihr Angebot der Regelgruppen in Halbtagesgruppen mit fünf Stunden pro Vormittag um. Auch dies sei notwendig, um mit dem verbliebenen Personal besser zurechtzukommen. Laut Sitzungsunterlagen solle zudem in der Kita St. Lucia ein Angebot der Spielzeitbetreuung als Ersatz für die nicht mehr vorhandene Ganztagesbetreuung eingerichtet werden. Die Änderungen treten laut Sitzungsunterlagen zum neuen Kindergartenjahr ab September in Kraft.
Es fehlen 434 Plätze, vor allem für Ü3
Die gute Nachricht sei, dass viele Kinder, die auf Wartelisten stehen, am Ende einen Platz erhalten: Laut Leonie Braun hätten im Jahr 2024 insgesamt 705 Kinder über drei Jahren (Ü3) und 200 Kinder unter drei Jahren (U3) auf den Wartelisten in Singen gestanden. Demgegenüber seien 323 freie Plätze im Ü3-Bereich und 38 Plätze im U3-Bereich zur Verfügung gestanden. „Somit entsteht ein Defizit an Plätzen in Höhe von 382 Ü3- und 52 U3-Plätzen“, sagt Braun.
Durch die Verabschiedung des Ganztagsförderungsgesetzes wird für Kinder im Grundschulalter ein Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung, beginnend mit der Klassenstufe 1 ab dem Schuljahr 2026/2027, bindend.
Die Stadträte machen sich angesichts fehlender Plätze Sorgen: „Wir haben immer mehr Kinder, aber immer weniger Personal. Wir machen uns über diese Zahlen Sorgen“, betont Angelika Berner-Assflag (CDU). Sie bezeichnete die Kindertagesbetreuung als wichtig, aber auch als „Fass ohne Boden“. „Wir werden es wohl nie schaffen, für alle Kinder einen Platz anbieten zu können“, so Berner-Assfalg weiter. Ähnlich sieht es Ramona Halmer (Grüne): „Die Zahlen zeigen, welcher Druck auf der Stadt lastet.“

Hier sollen neue Kita-Plätze entstehen
Laut Leonie Braun gibt es vor allem im Bereich der Innenstadt und in Nordstadt einen hohen Bedarf an weiteren Kita-Plätzen für Kinder ab drei Jahren mit einer Betreuungszeit von sechs Stunden pro Tag. Dafür investiert die Stadt kräftig in den Ausbau der Kindertagesbetreuung. Laut Leonie Braun sei der Neubau der Kita Radolfzeller Straße im Bau. Hier sollen 75 zusätzliche Plätze für Kinder über drei Jahren entstehen. Und wie Braun weiter informierte, stehe nun auch das Ergebnis einer europaweiten Ausschreibung zur Trägerschaft fest – und dies fällt wenig überraschend aus: Die Stadt Singen werde die Trägerschaft übernehmen.
Für mehr Betreuungsplätze soll zudem der neue Naturkindergarten in der Nordstadt sorgen. In Trägerschaft der Awo sollen in zwei Bauwägen 40 zusätzliche Plätze geschaffen werden. Und auch die Kita Bruderhof soll nach dem Umbau der neuen Räume für die Schule zwei weitere Räume erhalten.