Einen Kindergartenplatz zu finden, ist eine Herausforderung. Davon können Eltern aus dem Hegau ein Lied singen. Denn: In sämtlichen Gemeinden gibt es zu wenig Betreuungsplätze für die Kinder. Auch aus diesem Grund nähern sich den Gemeinden alternativen Betreuungsformen an. So werden Natur- oder Waldkindergärten immer beliebter. Gottmadingen und Hilzingen planen jeweils einen solchen Kindergarten, Singen hat bereits einen Waldkindergarten in der Trägerschaft der Johanniter und auch in der Gemeinde Gailingen gibt es einen Waldkindergarten. Wie sieht es in anderen Gemeinden aus?

Die Stadt Singen will einen zweiten Waldkindergarten für Kinder ab drei Jahren bauen. Darüber haben die Stadträte im Verwaltungs- und Finanzausschuss diskutiert. Der Waldkindergarten soll in der Nordstadt im Bereich der ursprünglich geplanten sechsgruppigen Kindertageseinrichtung entstehen, an der Bruderhof- und Fichtestraße. „Es wird eher ein luxuriöser Naturkindergarten“, so Leonie Braun, Abteilungsleiterin Kindertagesbetreuung. Denn dort sei auch ein Strom- und Wasseranschluss möglich. Geplant seien zwei Gruppen mit je 20 Kindern.

Luxuriöse Kita in der Nordstadt geplant

Die Kinder halten sich dabei die meiste Zeit in der Natur auf. „Für schlechtes Wetter ist aber unbedingt eine Überdachung nötig. In Absprache mit der Abteilung Grün und Gewässer wollen wir einen Segel oder eine andere Anlage, die regendicht ist und Stürmen standhalten kann, planen“, erklärte Braun. „Das Gelände ist direkt am Wald. Das heißt, die Kita wird diesen immer mitbenutzen. Die Kinder werden sich also nicht den ganzen Tag in ihrer Außenanlage oder den Bauwagen aufhalten, sondern auch Stunden im Wald verbringen.“

Hier soll der neue Waldkindergarten entstehen.
Hier soll der neue Waldkindergarten entstehen. | Bild: Weiß, Jacqueline

Bei ganz schlechtem Wetter, wenn es auf dem Gelände etwa durch Schneelast nicht mehr sicher sei, brauche es aber auch einen Ausweichraum. Dieser soll laut der Abteilungsleiterin an anderer Stelle geschaffen werden.

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Eher untypisch für einen Naturkindergarten ist indes der Holzstaketen-Zaun, der um die Anlage errichtet werden soll. Grund hierfür ist laut Braun die Nähe zur Straße. Der dort vorhandene Bolzplatz soll erhalten bleiben. Allerdings müsse er gemeinsam mit den beiden Fußballtoren ein bisschen rutschen, wie Braun es formulierte: „Damit können wir ein bisschen Platz gewinnen, aber er soll nicht verschwinden, damit Jugendliche weiterhin dort kicken können.“

Eltern sind noch etwas zurückhaltend

Die Ausschreibung soll nun zügig vorangebracht werden, um dann schnellstmöglich auf Personalsuche zu gehen. Stadtrat Eberhard Röhm (Grüne) wollte wissen, wie schwierig es sei, Personal dafür zu gewinnen und ob von Seiten der Eltern der Bedarf für diese Betreuungsform bestehe.

„Das Personal muss hinter dem Konzept stehen, denn auch die Erzieherinnen und Erzieher werden den ganzen Tag draußen verbringen“, so Braun. Es gebe aber schon Interessenten für die Tätigkeit im Naturkindergarten.

„Durch den Strom- und Wasseranschluss sowie der Nähe zur Stadt ist es ein weicher Einstieg in das Konzept eines ...
„Durch den Strom- und Wasseranschluss sowie der Nähe zur Stadt ist es ein weicher Einstieg in das Konzept eines Waldkindergartens.“ Leonie Braun, Abteilungsleiterin Kindertagespflege Singen. | Bild: Kirsten Astor

Wie Leonie Braun zum Bedarf der Eltern erklärte, habe es auch beim Waldkindergarten der Johanniter im Martinsbühl Anlaufschwierigkeiten gegeben. „Ein solches Konzept muss erst bei den Menschen ankommen“, sagte sie. Sie glaube aber, dass es den Bedarf geben werde: „Durch den Strom- und Wasseranschluss sowie der Nähe zur Stadt ist es ein weicher Einstieg in das Konzept eines Waldkindergartens.“ Ausschuss und Gemeinderat gaben einstimmig grünes Licht für das Projekt.

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Doch nicht nur Singen macht sich Gedanken um einen Waldkindergarten. Auch die Gemeinde Tengen wurde vom Gemeinderat beauftragt, in 2024 einen Naturkindergarten zu planen. Vorher soll laut Bürgermeister Selcuk Gök ermittelt werden, ob genügend Interesse seitens der Eltern bestehe. „Es gab bisher einige Anfragen nach dieser Betreuungsform“, so der Rathauschef. Denn Natur- und Waldkindergärten liegen seit einigen Jahren im Trend. „Auch bei uns wünschen sich einige Eltern eine solche Betreuungsmöglichkeit“, sagt Gök auf Nachfrage.

Tengen betont die Vorteile der Betreuungsform

Laut Gök biete diese Betreuungsform viele Vorteile: „Der Naturkindergarten bietet den Eltern und Erziehungsberechtigten in der Stadt Tengen eine Alternative zu den herkömmlichen Kita-Konzepten. Die Naturpädagogik fördert bewusstes Naturerleben.“ So könnten die Kinder beim täglichen Aufenthalt in der freien Natur ihre Umwelt mit allen Sinnen kennenlernen und auf spielerische Weise ein ganzheitliches Naturverständnis entwickeln, erklärt der Bürgermeister. Jahreszeitlich- und witterungsbedingt wechselnde Natur rege zudem die Sinne an, fördere Beweglichkeit und Kreativität und stärke das Immunsystem.

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Allerdings habe das Format auch seine Schwächen. „Bei anhaltend schlechter Witterung oder gar Unwetter müssen alternative Räume zur Verfügung gestellt werden können“, sagt Gök. Der Bereich des Naturkindergartens, die Zufahrt und die Aufenthaltsorte der Gruppen in der Natur bedürfen laut Bürgermeister zudem einer besonderen Verkehrssicherungspflicht. „Diese muss nach jedem Unwetter erneut geprüft werden.“ Nicht zuletzt ist das Personal ein Thema: „Auch hier greift der Fachkräftemangel bei der Suche nach Personal mit Interesse an dieser Betreuungsform“, so Gök.

CDU wünscht sich in Engen zeitnahe Lösung

Auch in Engen gibt es erste Überlegungen für einen Waldkindergarten. In einem öffentlichen Schreiben an Bürgermeister Frank Harsch bittet die CDU-Fraktion den neuen Bürgermeister um „eine zeitnahe Lösung“ des Problems fehlender Kindergartenplätze. Gerade auch im Bürgermeisterwahlkampf habe sich gezeigt, dass die fehlenden Betreuungsplätze zu einem der wichtigsten Probleme in der Stadt gehören, so CDU-Sprecher Jürgen Waldschütz.

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Mit ihrem Schreiben liefert die CDU-Fraktion auch mehrere Vorschläge mit, um mehr Kitaplätze zu schaffen. Zum einen soll untersucht werden, ob bestehende Einrichtungen erweitert werden können. Außerdem sollen nach Ansicht der CDU das Angebot der Tageseltern gestärkt werden und andere Kindergartenträger gesucht werden. Außerdem soll die Verwaltung die Möglichkeit prüfen, einen Waldkindergarten zu errichten, so die Mitteilung der Fraktion. Sie wünscht sich vom neuen Bürgermeister, dass der Ausbau der Kinderbetreuung im Rahmen der Haushaltsberatungen konkretisiert wird. Die Beratungen finden Anfang des neuen Jahres statt.