Es fehlt in Singen an Kita-Plätzen und an Fachkräften. Das sind, neben steigenden Gebühren, die beiden Themen, die Kita-Eltern hauptsächlich beschäftigen und für Frust sorgen. Bei der Hauptversammlung des Gesamtelternbeirats Kita im Kindergarten St. Franziskus der Caritas konnten die Eltern mit Leonie Braun, Leiterin des städtischen Abteilung Kindertagesbetreuung, darüber diskutieren.

Der Gesamtelternbeirat Kita mit zwei neuen Mitgliedern (von links): Eric Brendel, Alexandra Marz (neu), Lilia Daum (neu), Gülizar Sen, ...
Der Gesamtelternbeirat Kita mit zwei neuen Mitgliedern (von links): Eric Brendel, Alexandra Marz (neu), Lilia Daum (neu), Gülizar Sen, Natalie Lutz und Mandy Kumpf. Kristin Sorg (rechts) scheidet aus. | Bild: Weiß, Jacqueline

Die Diskussion zeigte, dass die Stadt viele Anstrengungen unternimmt, um mehr Plätze zu schaffen und Personal zu bekommen. Drei neue Kitas und ein Naturkindergarten sollen in den kommenden Jahren entstehen. Doch es muss noch viel passieren, damit alle Kita-Kinder betreut werden können. Andererseits sind auch die Wünsche der Eltern individuell und es könne, wie Leonie Braun deutlich machte, nicht jeder Wunsch erfüllt werden.

Dreijährige haben das Nachsehen

Eine Mutter berichtete, dass sie für ihren dreijährigen Sohn verzweifelt einen Kita-Platz suche. „Kann ich wenigstens die Warteliste einsehen, damit ich weiß, wo wir stehen?“, fragte sie. Leonie Braun erklärte, dass Dreijährige bei der Platz-Vergabe derzeit leider das Nachsehen hätten, weil es noch zu viele über dreijährige Kinder geben, die noch keinen Platz hätten. Einsehen könne man die Liste nicht, aber es gebe mehrere Vergaberunden, in denen Kinder noch nachrücken könnten.

‚Wir haben zu wenig Plätze, das ist das Problem‘, sagte sie. Deshalb habe bei der Vergabe derzeit Priorität, dass jedes Kind, bevor es in die Schule komme, überhaupt einmal eine Kita besucht habe. Auch Eltern, die berufstätig seien, hätten bessere Chancen auf einen Platz als nicht berufstätige. Wenn alles nichts helfe, könnten Eltern ihr Recht auf einen Kita-Platz einklagen. „Doch eine Klage schafft keinen Platz“, so die Fachbereichsleiterin. Es gehe dann eher um Schadensersatz.

Ein neuer Naturkindergarten der Awo soll ab Frühjahr 2025 bei dem Bolzplatz an der Bruderhofstraße/Ecke Fichtestraße entstehen.
Ein neuer Naturkindergarten der Awo soll ab Frühjahr 2025 bei dem Bolzplatz an der Bruderhofstraße/Ecke Fichtestraße entstehen. | Bild: Weiß, Jacqueline

Drei Kitas und ein Naturkindergarten sind geplant

Die Fachbereichsleiterin machte aber Hoffnung auf Verbesserungen. Eine neue Kita für über Dreijährige soll an der Radolfzeller Straße gebaut werden und mit drei Gruppen im Herbst in Betrieb gehen. Zwei weitere neue Kitas seien in Planung. Ein neuer Naturkindergarten mit der Awo als Träger soll bis Frühjahr 2025 mit zwei Gruppen für über Dreijährige an der Fichtestraße Ecke Bruderhofstraße entstehen. Außerdem unterstütze die Stadt Tagesmütter finanziell, die sich in geeigneten Räumen mit einer Betreuung selbstständig machen.

Einige Eltern kritisierten auch die zentrale Platzvergabe durch die Stadt, die im Januar zum dritten Mal so stattfinden wird. Vorher vergaben die Kita-Leitungen die Plätze. Die zentrale Vergabe führe dazu, so die Eltern, dass Kinder nicht in ihrem Quartier in die Kita gehen könnten und in die Ortsteile oder nach Singen gefahren werden müssten. Es werde einem vorgeschrieben, wo man hin muss, und dann könne es sein, dass die Gebühren in dieser Kita viel höher seien als in der eigentlich gewünschten.

Die zentrale Platzvergabe solle dafür sorgen, dass die Kita-Leitungen entlastet und die Plätze gerecht verteilt würden, so die Vertreterin der Stadt. Diese Kriterien seien transparent und auf der Internetseite für jeden einsehbar. „Aufnahmekriterien gab es aber schon früher“, machte die Fachbereichsleiterin klar. Auch die Kita-Leiterinnen konnten nicht frei entscheiden, wen sie aufnehmen durften. An dem Vergabesystem werde sich erstmal nichts ändern.

Welche Konsequenzen der Fachkräftemangel hat, berichtete Gülizar Sen vom Gesamtelternbeirat. In ihrem Kindergarten habe das dazu geführt, dass eine Gruppe geschlossen werden musste. „Wenn die Stadt jetzt neue Kitas baut, braucht man ja noch mehr Fachkräfte“, gab sie zu bedenken. Man solle sich doch darauf konzentrieren, die vorhandenen Gruppen am Laufen zu halten.

„Wir haben zu wenig Plätze, das ist das Problem“, sagt Leonie Braun, Abteilungsleiterin Kindertagesbetreuung in Singen.
„Wir haben zu wenig Plätze, das ist das Problem“, sagt Leonie Braun, Abteilungsleiterin Kindertagesbetreuung in Singen. | Bild: Kirsten Astor

Die Stadt müsse Kitas bauen, um den Bedarf zu decken, erklärte Leonie Braun. Der Fachkräftemangel sei eine große Herausforderung für die Stadt und auch für die anderen Träger. Sie warb für den Beruf der Erzieherin. Er sei nicht nur was das Einkommen angehe inzwischen viel attraktiver, es gebe auch viele Einstiegsmöglichkeiten in den Beruf. Eine Ausbildung in Teilzeit sei mit dem Direkteinstieg Kita jetzt erstmals auch möglich.

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Hoffnungen setze die Stadt in eine neue gesetzliche Regelung, die ermöglicht, von den Personalvorgaben abzuweichen. Mit ihr sollen neue pädagogische und organisatorische Konzepte in den Kitas ausprobiert werden können. Um diese zu entwickeln, dürften alle Beteiligten, also Eltern, Träger und Kita-Mitarbeiter, ihre Ideen einbringen. „Es geht darum, Konzepte zu entwickeln, wie wir mit dem Fachkräftemangel überleben können“, erklärte die Fachbereichsleiterin und lud alle Eltern ein, sich an diesem Dialog zu beteiligen.

Gebühren decken elf Prozent der Kosten

Auf die Frage von Eltern, wie die Gebührenerhöhung um 8,5 Prozent zustande komme, antwortete Leonie Braun, dass sich die Stadt bei ihren jährlichen Erhöhungen nach den Empfehlungen der Verbände richte. Die Erhöhung müsse sein, um die Kosten zu decken. „Die Personalkosten sind hoch und werden höher“, erklärte Braun.

Der Deckungsgrad der Kita-Gebühren solle laut Empfehlung des Städtetags 20 Prozent der Kosten der Kita decken. In Singen deckten die Gebühren gerade mal elf Prozent der Kosten, so die Abteilungsleiterin. Es gebe Bundesländer, in denen keine Gebühren erhoben würden. Das sei in Baden-Württemberg nicht so, hier habe man entschieden, in die Qualität der Kitas zum Beispiel bei der Sprachförderung zu investieren. Es gebe für Eltern, die die Gebühren nicht zahlen können, Möglichkeiten der Unterstützung. Auf Empfehlung des GEB habe die Stadt diese Möglichkeiten im Elternbrief zur Erhöhung mit aufgeführt.