Die Kreissporthalle in Singen wird erneut für unbestimmte Zeit nicht für den Schul- und Vereinssport nutzbar sein. Der Landkreis Konstanz benötigt das Gebäude abermals für die temporäre Unterbringung von geflüchteten Menschen. In einem Schreiben an die Vereine, das dem SÜDKURIER vorliegt, wurde die Vereinsvertreter jüngst darüber informiert.
„Mit großer Sorge verfolgen wir alle das Geschehen in der Ukraine. Vor diesem Hintergrund bereitet sich der Landkreis weiter auf die kurzfristige Unterbringung von Geflüchteten vor – die Flüchtlings- und Zuweisungszahlen steigen nach wie vor“, heißt es darin.

Wie Marlene Pellhammer, Pressesprecherin des Landkreis Konstanz, auf SÜDKURIER-Nachfrage schildert, befinden sich derzeit 2592 ukrainische Flüchtlinge im Landkreis. 578 davon hätten in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises eine vorübergehende Bleibe gefunden. Von den 1280 vorhandenen Plätzen seien laut Pressestelle 1234 belegt und es sei mit weiteren Zugängen zu rechnen.
Mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks (THW) wurden deshalb bereits die Kreissporthallen der Zeppelin-Gewerbeschule in Konstanz und die Mettnau-Halle in Radolfzell zu Notunterkünften hergerichtet. In Konstanz erfolgte die Belegung am 12. Mai, ab Dienstag wird die Mettnau-Halle in Radolfzell für die Unterbringung genutzt. In dem Schreiben an die Vereine ist zudem noch die Sprache von der Wessenberg-Schule in Konstanz die Rede.
Zu wenig Platz in den bisherigen Unterkünften
Die Lage scheint sich mit Blick auf den weiter anhaltenden Krieg in der Ukraine weiter zu verschärfen. Oder anders formuliert: Die geschaffenen Plätze sind nicht genug. Dies liege auch daran, dass sich der Übergang der Flüchtlinge in die Kommunen im Landkreis inzwischen als zunehmend schwieriger herausstelle.
Deshalb sieht sich der Landkreis nun gezwungen, zu handeln, um weitere Kapazitäten zu schaffen: „Die zusätzlichen 360 Plätze in den bisherigen Notunterkünften reichen nicht mehr aus und werden um 180 Plätze in der Kreissporthalle Singen ergänzt“, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Landratsamt. Zum Wochenende bereitet das THW die Halle in Singen für die Belegung vor, indem unter anderem einzelne Privatbereiche abgetrennt, Betten aufgestellt und Sitzgelegenheiten geschaffen werden.
„Es ist unsere Pflicht den Menschen, die vor dem Krieg fliehen, Schutz zu bieten. Mit den vorhandenen Kapazitäten des Landkreises kommen wir zunehmend an unsere Grenzen und sind daher auf Notunterkünfte in Hallen angewiesen“, begründet Landrat Zeno Danner diesen Schritt.
Er bedanke sich bei allen Beteiligten für ihr Engagement und die Bereitschaft zu helfen, auch wenn dies mit Einschränkungen, beispielsweise beim Schul- und Vereinssport, verbunden sei. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, andere Unterbringungsmöglichkeiten zu finden“, so Danner weiter. Die Kosten für die Umrüstung der Kreissporthalle von einer Sporthalle in eine Flüchtlingsunterkunft belaufen sich laut Pellhammer auf rund 70.000 Euro.

Oberbürgermeister Bernd Häusler bedauert indes, dass die Singener Kreissporthalle erneut für die Unterbringung von geflüchteten Menschen gebraucht werde. Er sehe aber auch die Notwendigkeit der Landkreisverwaltung. „Wir gehen aber auch davon aus, dass die Nutzung der Kreissporthalle nur von kurzfristiger Dauer sein wird und die Flüchtlinge – unabhängig woher diese kommen – bald in geeignete Anschlussunterbringungen in den Kreiskommunen verlegt werden können“, sagt er.
Wie lange die geflüchteten Menschen dann in der Kreissporthalle untergebracht sein werden, sei laut Pellhammer nicht klar. So sollen die geflüchteten Menschen so lange in der Kreissporthalle leben, bis andere Unterbringungsobjekte zur Verfügung stehen oder für den Einzelfall bis zum Übergang in die Anschlussunterbringung. Auch wann die ersten Menschen die Kreissporthalle beziehen, sei derzeit noch nicht klar. „Dies hängt von den Zugangszahlen ab und kann aktuell noch nicht beantwortet werden“, sagt Pellhammer.