Die Buchenseehalle in Güttingen kann ab sofort von Flüchtlingen aus der Ukraine genutzt werden. Die Stadt Radolfzell hat die Halle nun mit Wohnkabinen und Feldbetten ausgestattet. Bisher sind dort noch keine Menschen untergebracht.

Das kann sich nach Auskunft von Bürgermeisterin Monika Laule jedoch schnell ändern. Sie geht davon aus, dass der Flüchtlingsstrom aus dem Kriegsgebiet nicht nachlassen wird und der Bund bei einer Überlastung der nördlichen Bundesländer eine Verteilung der Menschen anordnen wird.

Über 200 Ukrainer in Radolfzell

Bisher ist den Menschen aus der Ukraine noch freigestellt, wo sie sich innerhalb von Deutschland ansiedeln wollen. Schon jetzt sind laut der Radolfzeller Bürgermeisterin „über 200 Personen“ in Radolfzell registriert. Sie alle haben Zuflucht bei Verwandten, Freunden oder aber auch anderen Privatleuten gefunden, die schnell und unbürokratisch Wohnraum zur Verfügung gestellt haben. „Diesen Bürgern müssen wir außerordentlich danken“, sagt Monika Laule.

Blick in eine Wohneinheit für bis zu drei Personen.
Blick in eine Wohneinheit für bis zu drei Personen. | Bild: Jarausch, Gerald

Die Stadt selbst hat eine zentrale Anlaufstelle (siehe Infokasten) eingerichtet, die Kontakte zu Helfern auflistet und rechtliche Informationen zu dem Thema gibt. Für Anbieter von Wohnraum für mindestens sechs Monate hat die Stadt zudem das Raumteiler-Programm aufgelegt. Dabei werden die Anbieter finanziell durch die Stadt Radolfzell unterstützt. Bisher haben sich dort schon über 30 Anbieter angemeldet.

Wohneinheiten aus Holz

Um auch auf größere Flüchtlingszahlen vorbereitet zu sein, hat die Stadt die Buchenseehalle so eingerichtet, dass dort 50 Menschen Unterkunft finden können. Mitarbeiter der Technischen Betriebe haben den Hallenboden abgedeckt und Wohneinheiten aus Holz gebaut. In den nach oben offenen Einheiten können jeweils zwei bis maximal fünf Personen unterkommen.

Die Wohneinheiten sind nach oben offen.
Die Wohneinheiten sind nach oben offen. | Bild: Jarausch, Gerald

Jeder Wohnraum wurde zudem mit einem Kühlschrank ausgerüstet. Waschgelegenheiten, eine zentrale Küche und Toiletten sind in der Sporthalle ohnehin vorhanden.

Die Küche in der Buchenseehalle kann von den Flüchtlingen genutzt werden.
Die Küche in der Buchenseehalle kann von den Flüchtlingen genutzt werden. | Bild: Jarausch, Gerald

Die Mitglieder des örtlichen Musikvereins, der sich ebenfalls in der Buchenseehalle befindet, haben diesen geräumt und zur Verfügung gestellt. Dort hätten zum Beispiel Kinder Platz zum Spielen. Die Musiker sind vorübergehend auf Räumlichkeiten in der Musikschule ausgewichen.

Der leer geräumte Proberaum des Musikvereins könnte zum Beispiel von Kindern zum Spielen oder als Gemeinschaftsraum genutzt werden.
Der leer geräumte Proberaum des Musikvereins könnte zum Beispiel von Kindern zum Spielen oder als Gemeinschaftsraum genutzt werden. | Bild: Jarausch, Gerald

Sogar an die Haustiere der Flüchtlinge wurde gedacht: Der Tierschutzverein Radolfzell, die Tierrettung Südbaden und eine Tierärztin werden bei Bedarf Hilfe leisten. Für die Verständigung mit den Menschen aus der Ukraine wird ein Dolmetscher zur Verfügung stehen.

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Bevor in der Buchenseehalle Menschen einquartiert werden, müssen die landeseigenen Unterbringungen belegt sein. Über die Landesaufnahmestellen kommen sie in die Not- und Gemeinschaftsunterkünfte (im Landkreis unter anderem Zeppelin-Gewerbeschule, Mettnauhalle).

Dafür ist das Landratsamt zuständig. Erst wenn diese Einrichtungen keinen Platz mehr bieten, werden die Flüchtlinge auf die Kommunen verteilt. Wann das der Fall sein wird, vermag Monika Laule derzeit nicht sagen. Sie rechnet mit einer Zuweisung bis Ende Mai.

Vorbereitungsklassen an Schulen

Weil die Kinder bei einem Aufenthalt über sechs Monate in Deutschland schulfpflichtig sind, hat man aktuell bereits Vorbereitungsklassen an der Ratoldus- und Teggingerschule eingerichtet. In ihnen werden Sechs- bis Neunjährige auf das deutsche Schulsystem vorbereitet. Für Erwachsene gibt es Sprachkurse.

Der Radolfzeller Gemeinderat hat 150.000 Euro außerhalb des Haushaltsbudgets zur Verfügung gestellt, damit dringende Dinge für die Flüchtlinge finanziert werden können. Wer in welcher Höhe für die entstandenen Kosten aufkommen wird, ist indes noch offen. „Das Gespräch mit dem Landratsamt steht noch an“, sagt die Bürgermeisterin.

Weitere Möglichkeit: Böhringen

Falls es zu einem lang anhaltenden Zustrom von Menschen kommen wird, könnte die Stadt Radolfzell auch noch die Mehrzweckhalle in Böhringen für Flüchtlinge herrichten. Die Lager sind laut Monika Laule bereits größtenteils ausgeräumt. Ob das notwendig sein wird, ist noch nicht abzusehen. Bisher kommen rund 50 Personen pro Woche in den Landkreis. „Wir rechnen aber mit deutlich mehr“, sagt Laule.