Welchen Stellenwert soll der Tourismus für Singen künftig haben? Diese Frage stand kürzlich im Mittelpunkt von zwei Diskussionen in Gemeinderatsausschüssen. Dabei fing alles mit einer organisatorischen Neuaufstellung an, die die Stadtverwaltung den Mitgliedern des Betriebsausschusses Kultur und Tourismus Singen und des Verwaltungs- und Finanzausschusses vorlegte. Beide Gremien haben den Plan in ihren Vorberatungen empfohlen. Die Entscheidung liegt beim Gemeinderat, der am heutigen Dienstag, 14. Dezember, 16 Uhr, abstimmen soll.
Was ist der Plan? Die Stadtverwaltung schlägt vor, den Geschäftsbereich Tourismus aus dem Eigenbetrieb Kultur und Tourismus Singen (KTS) herauszulösen und direkt im Rathaus anzusiedeln. Betroffen davon sind vier Mitarbeiter, die zusammen 3,2 Stellen besetzen. Die Idee dahinter ist, dass die KTS ihre ganze Energie auf den Veranstaltungsbereich konzentrieren soll – um das Ergebnis zu halten, wie Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler im KTS-Ausschuss sagte. Die Abkürzung KTS soll übrigens bleiben, erklärte Häusler auf Nachfrage von Gemeinderäten in beiden Ausschüssen. Sie soll dann allerdings für „Kultur und Tagung Singen“ stehen. Tagungen würden in der Stadt sehr gut funktionieren, so Häusler.
KTS hat auch 2021 viele Veranstaltungen betreut – trotz Impfzentrum in der Stadthalle
Auch KTS-Leiter Roland Frank konnte einige Tagungen in seinem Halbjahresbericht für die erste Hälfte 2021 vermerken. Er berichtete, dass die KTS auch während der ersten neun Monate des Jahres viele Veranstaltungen betreut habe – obwohl das Kreisimpfzentrum in der Stadthalle untergebracht war. Dazu gehören unter anderem städtische Gremiensitzungen, bei denen KTS die Technik betreut. 2021 seien auch Tagungen und Fortbildungen in Singen gelaufen, teilweise von Stammkunden. Diese wolle man auch in Pandemie-Zeiten gut bedienen, damit sie bleiben, so Frank. Auf die Stammkunden sei man stolz.

Dass Singen sich im Bereich Tourismus besser vermarkten kann, war bei den Stadträten unumstritten. Die Umstrukturierung regte Hubertus Both (Freie Wähler) im Verwaltungs- und Finanzausschuss aber zu der Frage an, ob sich daraus die Möglichkeit für eine komplette Neuaufstellung des Singener Tourismus-Wesens ergebe. Vor allem die Tourist-Information in der Marktpassage war sein Thema. Ist das der richtige Platz für die Beratung von Touristen? Häusler entgegnete darauf, dass der jetzige Standort der Tourist-Information auch in seinen Augen suboptimal sei: „Es wäre besser, in eine A-Lage am Bahnhof zu kommen, wo viele Leute ankommen.“ Doch die Mieten in diesem Bereich seien sehr hoch. Es habe schon einen oder zwei Versuche für einen Umzug gegeben, am Ende habe man die Finger davon gelassen.
Isabelle Büren-Brauch sieht Standortmarketing als besser Kombination mit Tourismus
Statt der KTS soll dann der städtische Fachbereich Kultur für den Bereich Tourismus zuständig sein. Die Begründung in der Sitzungsvorlage lautet, dass die Stadt sich „in den vergangenen Jahren im Bereich von Kunst und Kultur auch überregional präsentiert“ habe. Im Bereich Kulturtourismus sah Isabelle Büren-Brauch (Grüne) die Stadt Singen allerdings nicht. Das könne sie nicht ganz nachvollziehen, sagte sie im KTS-Ausschuss. Viele Städte am See hätten den Tourismus bei Standortmarketing und Wirtschaftsförderung angesiedelt, in ihren Augen die spannendere Kombination.

OB Häusler begründete die Wahl damit, dass in Singen fürs Standortmarketing ein Verein mit etwa 200 Mitgliedsunternehmen zuständig sei. Mit deren Beiträgen solle man keine städtischen Aufgaben quersubventionieren. Wegen dieser Sonderkonstruktion sei die Eingliederung in den Kultur-Bereich sinnvoller, so Häusler, was Michael Burzinski (Freie Wähler) und Angelika Berner-Assfalg (CDU) unterstützten. Büren-Brauch stimmte als einziges Mitglied der beiden Ausschüsse gegen den Verwaltungsplan. Finanziell hat die Umschichtung für den städtischen Haushalt übrigens keine Auswirkungen. Die Kosten, die bei der KTS wegfallen, kommen beim Kernhaushalt dazu. Mehr Stellen soll es nicht geben, betonte Häusler.