Frau Reichl, wie würden Sie das, was Sie auf der Bühne machen, selbst beschreiben?

Teresa Reichl: Ich mache feministisches, queeres Kabarett.

Nach welchen Grundsätzen? Was ist Ihr Konzept?

Teresa Reichl: Grundsätzlich mache ich das Kabarett so, wie ich gerade Bock habe. Ich habe keinen Plan, überlege nicht, wie Kabarett funktioniert, was die Leute sehen wollen, welches Thema gut ankommt. Im Gegenteil, ich probiere ganz bewusst aus, darauf überhaupt nicht einzugehen. Ich erzähle über Dinge, die mir passieren, die mich nachdenklich oder wütend machen – gerade gesellschaftlich wütend. Wut, das ist eine gute Motivation.

Wie bereiten Sie die Themen humorvoll auf? Was ist Ihr Stilmittel?

Teresa Reichl: Ach, das ist schwierig, sich selbst zu beschreiben, und ich bekomme im Prinzip auch gar nicht mit, wie andere meinen Humor wahrnehmen. Was mir in meinem Programm wichtig ist, dass die Themen aufeinander aufbauen, und zwischenzeitlich sollen die Leute wieder vergessen, worum es ging. Und dann komme ich mit einem Witz um die Ecke, der vor einer halben Stunde Thema war. Ich glaube, das ist das, was typisch für meinen Humor ist.

Teilweise ist Ihr Humor derbe, Sie wirken unkonventionell, unangepasst. Ist die Provokation eines Ihrer Stilmittel?

Teresa Reichl: Zu provozieren, das ist nicht das, was ich vorhabe. Ich glaube, dass es teilweise alleine meine Existenz ist, die manche Leute provoziert. Die reicht schon.

Sie kommen aus einem kleinen Dorf in Bayern – leben offen queer. Wie erleben Sie die Akzeptanz?

Teresa Reichl: Ich habe überhaupt keine Probleme damit gehabt, weil ich schon immer so war, wie ich war. Insofern hat das Queersein jetzt wirklich niemanden gewundert. Dennoch denke ich, dass es im dörflichen Kontext leichter ist, als Frau queer zu sein als für einen schwulen Mann. Das Schlimmste, was Frauen passieren kann, ist, nicht ernst genommen zu werden. Schwule Männer haben da ganz anderes zu befürchten.

Sie haben Lehramt studiert, dann Poetryslam gemacht, schließlich Ihr erstes Soloprogramm auf die Bühne gebracht und auch noch ein Buch geschrieben. Ist das Lehramtsstudium Ihr berufliches Backup?

Teresa Reichl: Ja, so war es gedacht. Zwischen Studium und Referendariat habe ich mal geschaut, ob das mit der Bühne funktioniert. Momentan würde ich mich definitiv freuen, wenn ich also gar nicht mehr ins Referendariat müsste, aber schauen wir mal.

Könnten Sie sich trotzdem vorstellen, später in den Schuldienst zu gehen?

Teresa Reichl: Klar, denn die Berufe sind ja gar nicht so weit auseinander. Es sind einige Kolleginnen und Kollegen im Kabarett- und Comedybereich, die zuvor Lehramt studiert haben. Das Prozedere, vor Leuten zu stehen und die zu unterhalten, ist ja in beiden Berufen ähnlich. Insofern würde ich diese Perspektive gar nicht für mich ausschließen.

In Ihren Büchern und in Ihrem Podcast geht es wiederum um das Thema Bücher. Warum ist das so?

Teresa Reichl: Ich habe Germanistik studiert, da ist es ganz natürlich, dass ich gerne lese und mich Bücher faszinieren. Ich selbst habe mich oft genug während des Studiums abgehängt gefühlt, bin jedoch der Meinung: Bücher sind für alle da. Daher möchte ich erreichen, dass man in einer normalen und leicht verständlichen Art und Weise über klassische Literatur spricht, sodass sie jeder versteht.

Wie war eigentlich Ihr erstes Mal auf der Bühne, also mit Ihrem eigenen Programm einen ganzen Abend zu bestreiten?

Teresa Reichl: Die Premiere war im Januar 2020 in meinem Heimatort, in der Dorfgaststätte. Es kam meine Familie, Nachbarn, Freunde, die Freunde und Bekannten meiner Eltern und ich musste erst mal schauen, ob das überhaupt was wird. Und nach dem Abend wusste ich: Ja, das ist genau das, was ich machen will.

Gaby Bauer hat Sie in die Gems geholt und Sie werden am 17. Mai zu Gast sein. Worum wird es gehen?

Teresa Reichl: Mein Programm ist ein Heldinnen-Epos, und die Heldin bin ich. Ich habe mich an der klassischen Struktur der Heldinnen orientiert und erzähle, was der Heldin Teresa so alles in ihrem Alltag passiert.

Also ist es autobiografisch?

Teresa Reichl: Ja, zumindest zum Teil, aber in der Tat auf wahren Erlebnissen beruhend.

Und warum sollten die Leute kommen, was zeichnet Sie aus? Voilà, das ist jetzt Ihre Plattform.

Teresa Reichl: Ich glaube, ich kann versprechen, dass es so ein Programm noch nicht gab. Was ich bisher als Feedback erhalten habe, zeigt, dass für wirklich jeden etwas mit dabei ist – nicht nur für junge, queere und feministische Leute, sondern ebenso für die älteren Herrschaften. Bei mir haben garantiert alle Spaß!

Fragen: Nicola M. Reimer