Die Landtagskandidaten auf dem Prüfstand. Die SÜDKURIER-Wahlarena forderte die fünf Bewerber des Wahlkreises Singen – Stockach bei vielfachen Themen heraus, die allesamt in die Region hineinspielen. Die Podiumsdiskussion wurde im Video-Format aufgezeichnet. Gerade bei den Corona-Folgen stehen Unternehmen, Schulen und Eltern unter besonderem Druck. Die fünf Kandidaten sind sich weitestgehend einig, dass das Land schnell finanzielle Hilfe bei den Geschäften, Gaststätten und anderen von Schließungen betroffenen Betrieben leisten muss und nur eine bessere Infrastruktur samt nötiger digitaler Ausstattung derzeitige Defizite bei der Bildung beheben können.

Die Wiedereröffnung der Geschäfte, welche die Singener Innenstadt wie vor der Schließung Mitte Dezember beleben würde, gehört zu den ...
Die Wiedereröffnung der Geschäfte, welche die Singener Innenstadt wie vor der Schließung Mitte Dezember beleben würde, gehört zu den wichtigen Wahlkampf-Themen der SÜDKURIER-Arena. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Auch außerhalb der coronabedingten Verhältnisse, wie Fernunterricht, kam die von den Singener SÜDKURIER-Redakteuren Stephan Freißmann und Isabelle Arndt geleitete Diskussion beim Thema Bildung richtig in Fahrt. Dabei ging es vor allem um die zwei großen Alternativen, das herkömmliche dreigliedrige Schulsystem und die Gemeinschaftsschule, die auch im Hegau einen immer höheren Stellenwert bekommen. Sie sind aber auch teils heftig umstritten, wie vor Jahren eine hitzige Diskussion in Rielasingen-Worblingen unter Beweis gestellt hatte.

Markus Bumiller tritt für die FDP an, um ein Landtagsmandat zu erhalten.
Markus Bumiller tritt für die FDP an, um ein Landtagsmandat zu erhalten. | Bild: Rau, Jörg-Peter

„Ich bin ein Befürworter des dreigliedringen Schulsystems. Es verhindert Über- und Unterforderung. Es können zielgerichtet alle Abschlüsse erreicht werden“, erklärte Markus Bumiller (FDP). Die Grünen-Kandidatin und aktuelle Landtagsabgeordnete, Dorothea Wehinger, hielt dagegen: „Ich bin eine Verfechterin der Gemeinschaftsschule. Die Kinder können ihre Stärken stärken. Und sie lernen am besten von sich selbst. Die Realschulen haben schon viel von diesem Prinzip übernommen. Die Pluralität der verschiedenen Schulsysteme ermöglicht aber allen eine freie Wahl“, betonte Dorothea Wehinger.

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Auch Hans-Peter Storz, SPD-Kandidat und Religionslehrer der Singener Robert-Gerwig-Schule, sieht Vorzüge von Gemeinschaftsschulen: „Sie sorgen für mehr Bildungsgerechtigkeit. Arbeiterkinder, die vielfach zur Hauptschule gegangen sind, kommen nun mit anderen Schichten zusammen, von denen sie Unterstützung erfahren können. Außerdem lässt es das pädagogische Konzept zu, dass verschieden Begabte in einzelnen Fächern auf ihrem jeweiligen Niveau zusammenarbeiten können“, so Storz.

Hans-Peter Storz vertritt die SPD. Er strebt eine Rückkehr ins Landesparlament an.
Hans-Peter Storz vertritt die SPD. Er strebt eine Rückkehr ins Landesparlament an. | Bild: Rau, Jörg-Peter

„Der Grundgedanke der Gemeinschaftsschule ist edel, in der Praxis sieht dies anders aus“, erklärte Tobias Herrmann. Der CDU-Kandidat unterrichtet als Pädagoge im Singener Hegau-Gymnasium. „Nicht für alle passt die Gemeinschaftsschule. Ziel muss es sein, auch beim dreigliedrigen System eine hohe Durchlässigkeit zu erreichen. Das ist zu großen Teilen schon der Fall“, betonte Herrmann. „Wer in der Bundesliga kicken kann, spielt auch nicht in der Kreisliga„, vergleicht AfD-Kandidat Bernhard Eisenhut. Deshalb spreche er sich für das dreigliederige Schulsystem aus, damit das Leistungsniveau der guten Schüler nicht sinke.

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Positiv außer Eisenhut bewerten die Kandidaten die Fridays-For-Future-Bewegung, die auch in Singen immer wieder mit Aktivitäten auf sich aufmerksam macht. „Ich finde gut, dass sich die Jungen für den Klimaschutz engagieren und den Dialog mit den Eltern suchen“, sagte Markus Bumiller. „Ich war an einer Demo und durfte auch sprechen. Die Jungen sind endlich aufgewacht, habe ich in meiner Rede betont“, beschriebt Dorothea Wehinger.

Dorothea Wehinger kämpft für die Grünen, auch um Landtagsabgeordnete zu bleiben.
Dorothea Wehinger kämpft für die Grünen, auch um Landtagsabgeordnete zu bleiben. | Bild: Rau, Jörg-Peter

„Ich habe selbst festgestellt, dass die jungen Leute mit Begeisterung dabei sind“, sagte Tobias Herrmann. „Ich finde es toll, dass die Jungen den Mut haben, den Erwachsenen die Augen zu öffnen“, erklärte Hans-Peter Storz.

Und was würden die Kandidaten, sofort ändern, wenn sie könnten? „Den Ausbau der Energiewende und Digitalisierung„, nannte SPD-Mann Storz. „Das Land noch schneller zukunftsfähig machen, auch über die Digitalisierung„, ist CDU-Kandidat Tobias Herrmann besonders wichtig. „Die Hälfte Macht den Frauen geben, auch in den Führungsspitzen der Firmen“, will die Grünen-Abgeordnete Dorothea Wehinger. „Als ersten Schritt die Wirtschaft wieder hochzufahren, damit es wieder ein freies und normales Leben gibt“, bezeichnete Markus Bumiller als Ziel. Und dem kann sich AfD-Vertreter Bernhard Eisenhut „nur anschließen“.

Bernhard Eisenhut steht für die AfD. Der Weg soll ihn nach Stuttgart führen.
Bernhard Eisenhut steht für die AfD. Der Weg soll ihn nach Stuttgart führen. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Das Bewerberfeld gaben aber auf eine Frage des Moderatorenteams ihre Sorgen preis. „Das Vertrauen in die Politik schwindet“, bedauert Tobias Herrmann. „Der Klimawandel bereitet mir große Sorgen. Wir können das große Problem nur gemeinsam auf allen Ebenen lösen“, sagte Dorothea Wehinger. „Ich habe Angst davor, dass die Bürger aus Enttäuschung wieder vermehrt rechtslastig wählen. Sie sollten sich gut über die anderen Parteien informieren und dann klug wählen“, bekannte Hans-Peter Storz. Eisenhuts Sorge vor zuvielen Migranten bremsten Markus Bumiller und andere Kandidaten mit Positiv-Beispielen aus.

Videos zur SÜDKURIER-Wahlarena unter
http://www.sk.de/http://podium

Rund um die Landtagswahl

  • So sieht es hier im Wahlkreis aus: Zum Wahlkreis 57 gehören die Gemeinden Aach, Bodman-Ludwigshafen, Büsingen, Eigeltingen, Gailingen, Gottmadingen, Engen, Hilzingen, Hohenfels, Mühlhausen-Ehingen, Mühlingen, Orsingen-Nenzingen, Rielasingen-Worblingen, Singen, Steißlingen, Stockach, Tengen, und Volkertshausen. Wahlberechtigt sind etwa 100.000 Personen (Deutsche ab 18 Jahren). Neben den Bewerbern der fünf bereits im Landtag vertretenen Parteien stehen auch noch auf dem Stimmzettel: Franz Segbers (Linke) Michael Hinzen (ÖDP), für die PARTEI Philipp Weimer, Hans-Jörg Laufer (Freie Wähler), Uli Reith für die Basis, Jörn Greszki für die KlimalisteBW und für WIR2020 Helmut Happe.
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