An einem guten Tag besuchen schon mal 3000 Menschen das Freibad des Steißlinger Sees. Hier sind, außer den privaten Zugängen, die einzigen Zugänge für Schwimmer zu dem über elf Hektar großen, offenen Gewässer. Das 1969 geöffnete Freibad wurde 2006 saniert. Anders als bei den Schwimmbecken in einem Freibad nutzen hier auch noch andere das Wasser. Zudem ist das Ufer des Steißlinger Sees ein empfindliches Ökosystem, in dem viele Pflanzen und Tiere ihre Heimat haben. Auch Angler gehen am See ihrem Hobby nach. „Wir haben über 200 Arten gefunden“, freut sich der Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Steißlingen, Manuel Seidel.
Natur im See
Dieses empfindliche Gleichgewicht von Fauna und Flora wird allerdings durch den Menschen bedroht. Oft unterschätzen die Schwimmer zudem die Gefahren in einem offenen Gewässer. Manuel Seidel kennt den See gut, er kann an der Art, wie die Fische den Menschen beißen, erkennen, um welche Sorte es sich handelt. Bei Tieren und Pflanzen rät er: „Nur keine Panik.“ Wer einmal in die Pflanzen gerät, solle sich einfach ruhig auf den Rücken drehen und mit sanften Schwimmbewegungen den Bereich verlassen. Das tue sowohl dem Menschen als auch der Pflanze gut. Der Mensch verheddert sich nicht und die Pflanze wird nicht ausgerissen.

Viele Bereiche des Sees sind aus gutem Grund nicht zugänglich, sie stehen unter Naturschutz. Die empfindlichen Uferbereiche können bei Beitreten abbrechen. So wird beispielsweise der Torfrand durch Unachtsame immer wieder ein Stück kleiner. Damit gerät das Ökosystem durcheinander und im schlimmsten Fall sterben Tiere und Pflanzen. Zudem haben sich Muscheln angesiedelt. Wenn man auf sie tritt, hat man das Gefühl, in eine Glasscherbe getreten zu sein. Denn die scharfen Schalen führen zu ähnlichen Verletzungen.
Wetter und See
Der See unterscheidet sich nicht nur durch die gemeinsame Nutzung mit Tieren und Pflanzen von einem Schwimmbecken. Die Größe wird oft unterschätzt. Zudem kann relativ schnell die Witterung umschlagen und bei Wind können beispielsweise Wellen entstehen. Diese sehen von Land und verglichen mit den Wellen am Meer zwar harmlos aus, doch reicht ihre Größe aus, dass ein Brustschwimmer ständig Wasser in der Nase hat.

Auch hier gilt es, Ruhe bewahren und vielleicht mal auf den Rücken zu wechseln. Und klar sollte jedem sein, dass er bei Gewitter das Gewässer zu verlassen hat. Ebenfalls zu beachten sind die unterschiedlichen Temperaturzonen und Tiefen. Denn der See wird aus mehreren Tiefenquellen gespeist und der Seegrund sinkt nach dem Nichtschwimmerbereich sehr schnell tief ab.
Schwimmhilfen auf dem See
Manuel Seidel ist ein Freund von Schwimmhilfen, doch sollen es die richtigen sein. Schwimmbretter können nicht nur eine kurze Pause ermöglichen, im Notfall stehen sie senkrecht im Wasser. Somit sind die Rettungskräfte gewarnt. Die Mitglieder der DLRG sind begeistert von Schwimmnudeln. Sie seien nicht nur vielfältig einsetzbar, wie viele Videos im Internet zeigten. Schwimmnudeln können auch Schwimmern gereicht werden, die in Not geraten sind.

Die Rettungsbretter der DLRG sind auch über die offiziellen Öffnungszeiten hinaus für alle nutzbar. Dagegen sind aufblasbare Schwimmhilfen, insbesondere wenn sie zusammengebunden werden, eher eine Gefahr, denn man kann sich darin verheddern. Und generell gilt: Nichtschwimmer gehören nur in den Nichtschwimmerbereich!
Schwimmen im See leicht gemacht
Es gibt verschiedene Schwimmstile wie Kraulen, Brust- oder Rückenschwimmen sowie Delphinschwimmen, auch Schmetterling genannt. Generell kann man sich auch einfach treiben lassen. Wer dies beherrscht, kann in schwierigen Situationen wertvolle Zeit gewinnen und Kraft sparen. Kraft sparen kann man auch, wenn man zudem die richtige Handhaltung und -bewegung beherrscht.

Die früher übliche Haltung wie beim Beten kostet unnötig Kraft. Die Hände sollten in der Vorwärtsbewegung flach bei der Wasseroberfläche sein und beim Rückstoß leicht geöffnet sein. Dadurch vergrößert sich die Antriebsfläche. Generell steigern ruhige, gleichmäßige Bewegungen zudem beim Kraftsparen. Demgegenüber schnelle, nicht zu Ende geführte Bewegungen ein Zeichen von Panik sind und unnötig Kraft verbrauchen. Es lohnt sich also auch für alte Wasserratten einmal wieder einen Schwimmkurs zu besuchen und wertvolle Tipps vom Profi zu bekommen.
DLRG und See
Seit 1969 gibt es in Steißlingen DLRG-Kräfte, seit 2013 mit eigener Ortsgruppe. Die Steißlinger Ortsgruppe hat ein waches Auge auf die Schwimmer und kann auch kleinere Verletzungen versorgen. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Prävention. So bietet die DLRG Schwimmkurse verschiedenster Art an. Die Rettungsgeräte werden auf funktionsfähigem Stand gehalten. Zudem trainieren die Mitglieder ständig und halten sich auf dem neuesten Stand der Technik. Durch Aufklärung versuchen sie zudem den Badegästen wertvolle Tipps zu geben. Mal abgesehen davon, sind sie auch privat eine starke Truppe und gestalten aktiv das Dorfleben mit.