Steißlingen gilt als Gemeinde mit hohem Wohnwert. Dementsprechend groß ist der Bedarf an Bauland. Im Gewann Seebühl wird deswegen ein Neubaugebiet geplant. Doch die Ausweisung der Baugrundstücke für 44 Wohneinheiten findet nicht nur Freunde, wie der Planungsprozess deutlich macht. Bürger und Behörden melden Kritik an. Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung sind 14 Stellungnahmen eingegangen, wie Miriam Krüger vom Steißlinger Bauamt in der jüngsten Gemeinderatssitzung erläuterte.
Anwohner fürchten Lärm
Neben Landratsamt, Regierungspräsidium und BUND haben sich auch Bürger zu Wort gemeldet. Die Anwohner beschäftigt das Thema Verkehr. Es wird befürchtet, dass mehr Fahrzeuge in diesem Bereich sowohl mehr Lärm verursachen als auch mehr Parkplätze besetzen. Aus Sicht der Gemeindeverwaltung stehen aber in Ortsnähe keine anderen geeigneten Flächen zu Verfügung. Alle Alternativen würden zu größeren, ökologischen Eingriffen führen. Doch den Wohnbedarf decken zu können, sei wünschenswert.
Als Kompensationsmaßnahme und für die nötigen Ökopunkte werde, so Bürgermeister Benjamin Mors, die Stillegung sowie ein Alt- und Totholzkonzepts im Gemeindewald Haldenstetter Halde geplant.
Fledermäuse müssen geschützt werden
Nach Abwägung aller Stellungnahmen soll nun der Streuobstbestand im südlichen Bereich des Plangebiets Seebühl nicht mehr als naturschutzrechtlich geschützt bezeichnet werden, aber der Erhalt des vorhandenen Birnbaums werde festgeschrieben. Zudem werden Maßnahmen zum Schutz der Fledermauspopulation ergänzt.
Miriam Krüger vom Bauamt erläuterte die Einschränkungen. Bei privater Beleuchtung im geplanten Baugebiet sei auf den Schutz der Fledermäuse zu achten und dauerhafte Fassadenbeleuchtungen seien in bestimmten Nachtstunden untersagt, um die Flugrouten der Fledermäuse und damit Dunkelkorridore zu erhalten. Bewegungsmelder an Gebäuden seien davon aber nicht grundsätzlich betroffen. Der Umweltbericht werde um die artenschutzrechtlichen Maßnahmen erweitert.
Offen bleibe vorerst, ob eine Erschließungsstraße in Richtung Singener Straße geplant werden könne. Laut Bürgermeister Benjamin Mors sei dies nicht vollkommen ausgeschlossen, aber aus finanziellen Gründen nicht weiter geplant worden. Außerdem habe es artenschutzrechtliche Einwände gegeben. Die Verwaltung rechne laut Mors auch mit Einwänden der Straßenverkehrsbehörde.
Rat gibt grünes Licht für Planänderungen
Für Fragen sorgte die Planung mit abgesenkten Bordsteinen. Ob dies die Sicherheit von Kindern erhöhen könne, wollten Ratsmitglieder wissen. Darauf antwortete der Bürgermeister, dass der Bordstein kein klassischer Gehweg-Bordstein sei und den verkehrsberuhigten Bereich markiere. Der Hinweis zu den abgesenkten Bordsteinen werde aber an den Tiefbauplaner weitergegeben.
Das Gemeinderatsgremium erteilte den Planungsänderungen grünes Licht. So konnte das Beteiligungsverfahren abgeschlossen werden. Die Möglichkeit zur Einsicht und Stellungnahme zu den ausgelegten Unterlagen stehe den Bürgern aber weiter offen. Die Pläne können noch einen Monat lang im Steißlinger Rathaus eingesehen werden – und sie werden auch im Internet veröffentlicht.