Die Containerwohnanlage für Geflüchtete in Steißlingen ist in Rekordzeit fertig geworden. Zu diesem Anlass konnten nun bei einem Tag der offenen Tür interessierte Steißlinger die Anlage für Geflüchtete besuchen, bevor die ersten Flüchtlinge einziehen. Bürgermeister Benjamin Mors gab dabei einen kurzen Einblick in die Geschichte der Flüchtlingsaufnahmen in der Gemeinde und zum Bau der Containerwohnanlage die circa 60 Menschen ein Zuhause bieten soll. Hier lauschten die Bürger und stellten auch Fragen.

Zusammensetzung und Busverbindung gefragt

So fragte eine Bürgerin mit Blick auf die aktuelle Lage im Gaza-Streifen und Demonstrationen von Eritreern, ob man bei der Belegung Rücksicht auf die Religionen nehme und so Konflikten vorbeuge. Bürgermeister Mors erklärte, dass die Gemeinde hierauf keinen Einfluss habe, aber der Landkreis Konstanz versuche, Konflikte zu vermeiden: „Man hat einen Blick darauf, aber es wird nie ganz stressfrei gehen“, so Mors.

Und auf die Frage, ob in Zukunft der Bus auch am Wochenende die Bushaltestelle bei der Wohnanlage anfahren werde, antwortete Benjamin Mors: „Das bestimmen auch nicht wir. Es gibt aber auch die Möglichkeit zu laufen, mit dem Rad zu fahren und manche Flüchtlinge haben sogar ein Auto.“

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Die Lage im Gewerbegebiet sei der Dringlichkeit und den Genehmigungsverfahren geschuldet. So habe der Gemeinderat im Januar dieses Jahres den Bau beschlossen, im März wurde die Maßnahme vergeben und jetzt im Oktober könnten die Flüchtlinge einziehen. Genehmigungsfähig war die Containerwohnanlage im Gewerbegebiet und man hätte dies auch nicht in Massivbauweise geschafft, wie der Bürgermeister erklärte. „Wir mussten eine größere Lösung schaffen, die Kapazitäten an Wohnungen im Ortskern haben nicht mehr gereicht“, fügte er an.

Kritisch bemerkte Mors zudem, wenn das Tempo der Flüchtlingsaufnahme so weiterginge, müsste Mitte nächsten Jahres bereits eine weitere Anlage gebaut oder die vorhandene aufgestockt werden.

Nicht nur die Unterbringung macht Sorgen

„Wir können diesem Tempo nicht standhalten. Denn die Unterbringung der Geflüchteten ist eines, aber es hängen noch viele weitere Themen dran wie Kindergarten- und Schulplätze, die Gesundheitsversorgung und anderes mehr“, betonte Mors. Auch wenn die Anlage nun zügig aufgebaut wurde, habe man bei der Planung dafür gesorgt, dass auch ein gewisser Wohlfühlfaktor vorhanden ist. So soll in der neuen Wohnanlage ein Hausmeister arbeiten und auch ein Sicherheitsdienst ist fest eingeplant. Da sei aber noch keine richtige Integration mit dabei, betonte Mors.

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Auf zwei Stockwerken werden maximal vier Menschen pro Wohneinheit untergebracht. Jeder Raum hat auch einen Kühlschrank und ausreichend Steckdosen, Betten und Schränke werden ebenfalls gestellt. Dazu kommen gemeinschaftlich genutzte Räume zum Kochen und Waschen sowie Sanitärräume.

In einem solchen Raum werden künftig Einzelpersonen oder auch Familien zusammen leben.
In einem solchen Raum werden künftig Einzelpersonen oder auch Familien zusammen leben. | Bild: Susanne Schön

Dass viele Rathausmitarbeiter bei der Realisierung des Projektes involviert waren, konnte man am Tag der offenen Tür sehen, denn viele Mitarbeiter von Haupt- und Bauamt standen Rede und Antwort. Christian Weber, Fachbereichsleiter Bauamt, erklärte auf Nachfrage, dass die Menschen in der Anlage wohl nicht nur Wochen oder Monate verbringen würden, sondern möglicherweise Jahre. Denn es werde für die Geflüchteten immer schwerer, bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Unter den Besuchern war auch der erste Landesbeamte Philipp Gärtner. Er ist ständiger allgemeiner Stellvertreter des Landrats Zeno Danner: „Es interessiert mich, wie es für die Menschen weitergeht, wenn sie durch den Landkreis durch sind. Hier herrscht eine gewisse Qualität, die Menschen können sich wohlfühlen soweit es die Umstände zulassen.“ Der Landkreis Konstanz mache große Anstrengung, erste Unterkünfte in Kreissporthallen aufzulösen, damit Schüler und Vereine dort wieder Sport treiben können. „Aber auch wir bekommen weiter Geflüchtete zugewiesen“, so Gärtner.