Die Meinungen sind deutlich: Mit Bodman-Ludwigshafen und Orsingen-Nenzingen haben sich zwei von sechs Gemeinden in der Verwaltungsgemeinschaft haben sich gegen eine gemeinsame Bewerbung für die Heimattage in Zeitraum von 2023 bis 2026 entschieden. Die Entscheidung in Orsingen-Nenzingen fiel in der jüngsten Ratssitzung. Bodman-Ludwigshafen hat das Thema bereits im Juni behandelt. Eigentlich steht noch eine Entscheidung in Eigeltingen aus (siehe Text unten), doch es ist bereits klar, dass es die gemeinsame Bewerbung nun nicht geben wird.
Auf SÜDKURIER-Anfrage erklärte der Stockacher Bürgermeister Rainer Stolz, dass der Gemeinderat von Stockach den Beschluss für eine Bewerbung für den Verwaltungsraum gefasst habe. „In dieser Form ist die Stadt gerne bereit den Antrag zu stellen“, sagt Stolz. „Wenn sich zwei Gemeinden, die jeweils auch sehr viel zur gemeinsamen Identität beitragen, dem nicht anschließen mögen, bedauern wir das sehr, und sehen andererseits aber keine ausreichende Basis für einen gemeinsamen Antrag.“
Debatte in Orsingen-Nenzingen
Die Diskussion in Orsingen-Nenzingen zum Thema Heimattage lief ähnlich wie in Bodman-Ludwigshafen. Nach der Beschreibung der Ausgangslage, des Budgets, des benötigten Personals sowie der geplanten Finanzierung erläuterte Bürgermeister Bernhard Volk die Chancen für die Verwaltungsgemeinschaft Stockach.
Er betonte, die örtlichen Veranstaltungen, die schon Bestand haben, und auch die touristischen Angebote würden durch die Heimattage anders in Erscheinung treten. Das könne imagefördernd für die Gemeinde und die Region sein: „Was es bringt, ist aber immer schwierig in Werten festzumachen.“
Kritik aus dem Gemeinderat
Einige Räte äußerten sich kritisch: Roman Roth (FWV) sagte, die Vereine böten bereits viel, die Veranstaltungen seien überregional bekannt und beliebt. Er sehe keine großen Vorteile und eine Teilnahme koste einen viel Geld.
Harry Metzger (FWV) stellte fest: „Wir können nicht über Arbeit entscheiden, die andere ausrichten müssen. Wir müssen erst den Vereinen beibringen, dass sie schaffen sollen und wir 50 000 Euro ausgeben. Ist uns die Gemeinschaft so viel wert, dass wir sagen, wir deckeln die Geschichte? Ich sehe keinen Sinn, was das unseren zwei Orten bringen soll.“ Das Geld solle man lieber für das Heimatfest 2021 und die Feier zu 50 Jahren Gemeindereform im Jahr 2025 nutzen.
Stefan Stemmer (CDU) sah es ähnlich: „Die, die es machen sollen, wurden noch gar nicht gefragt. Die Leute, die zum Heimattag 2021 kommen, tragen es auch nach außen.“ Sein Kollege Roland Riegger (CDU) sagte, es gebe in der Gemeinde ein intaktes Vereins- und Gemeinschaftsgefühl, doch es sei immer schwierig, Helfer zu finden. Er wünschte sich konkrete Pläne. Außerdem regte er weitere Themen im kulturellen und kirchlichen Bereich an.
Nikolaus Langner (CDU) fragte, ob ein Ja die Pflicht beinhalte, mitzuwirken. Das sei nach seinem Verständnis so, antwortete der Bürgermeister. Ralph J. Schiel (FGL) schlug vor, etwas Bleibendes zu generieren, das zur Verschönerung des Landschaftsbildes beiträgt. Die ausführliche Diskussion des Gremiums endete mit einer Absage: Nur zwei der anwesenden Gemeinderäte waren für eine Bewerbung, sieben dagegen und drei enthielten sich.
Was der Bürgermeister sagt
Nach der Entscheidung erklärte Bürgermeister Bernhard Volk gegenüber dem SÜDKURIER, die Diskussion habe gezeigt, dass die Idee der Heimattage zu wenig greifbar und konkret war, aber einen richtig stattlichen Betrag kosten sollte. Daher könne er die Entscheidung des Gemeinderats ein Stück weit nachvollziehen. Auch weil keiner genau einschätzen konnte, wie viel Arbeit auf die Vereine zugekommen wäre, die davon bisher noch gar nichts wussten. „Die Gemeinde Orsingen-Nenzingen hätte sich bei den Heimattagen gut präsentieren können. Vielleicht hätten wir im Vorfeld konkreter werden sollen mit angedachten und konkreten Veranstaltungen.“
Volk könne aber auch verstehen, dass die Ausführungen seitens der Verwaltungsgemeinschaft Stockach noch nicht besonders konkret formuliert worden seien, wenn die Heimattage erst in vier oder fünf Jahren stattfinden sollten. „So stand für uns ein hoher Betrag auf der einen Seite und wenig Konkretes dagegen.“
Keine Chance mehr
Möchte sich Stockach nun alleine bewerben? Stolz sagt zu dieser Frage: „Die Stadt alleine hat genügend eigene Aufgaben im kulturellen Bereich. Sie benötigt für sich alleine keine Heimattage.“ Heimat definiere sich nicht als singuläre Stadt, sondern weise auf einen gemeinsamen Lebensraum mit gemeinsamer Identität hin, so Stolz weiter.
Hintergrund und Entscheidungen
- Die Veranstaltung: Die Heimattage Baden-Württemberg sind eine Veranstaltungsreihe in der Trägerschaft des Landes Baden-Württemberg. Sie werden seit 1978 jährlich von einer anderen Stadt oder Gemeinde ausgerichtet. Die Heimattage sollen helfen, das Verständnis für Heimat zu vertiefen und das Wir-Gefühl der Menschen in Baden-Württemberg zu stärken. Die Heimattage bieten über das ganze Jahr hinweg für Jung und Alt eine Reihe von Veranstaltungen. Diese sind sowohl Schaufenster für die veranstaltende Gemeinde als auch für das vielfältige Angebot aus dem ganzen Land.
- Verwaltungsgemeinschaft Stockach: Ein thematischer Ansatz der Verwaltungsgemeinschaft Stockach für die Heimattage sollte die Gemeinde- beziehungsweise Kommunalreform vor 50 Jahren sein. Im Jahr 1975 wurde nicht nur die Verwaltungsgemeinschaft gegründet, sondern auch die Gemeinde Hohenfels.
- Ratsentscheidungen: Hohenfels entscheid nach einer langen Debatte im Mai für die Bewerbung um die Heimattage. In Mühlingen fiel diese Entscheidung ebenfalls. Stockach selbst wollte die Bewerbung auch. Bodman-Ludwigshafen sagte im Juni Nein. Die Argumente waren ähnlich jetzt in Orsingen-Nenzingen: Hohe Kosten und Zweifel am Nutzen. Eigeltingen hat noch nicht entschieden. (wig/löf)