Weihnachten: Zeit der Familie, der Harmonie und der Liebe – nicht immer werden diese Erwartungen an die Festtage erfüllt. Allzu oft sind sie eine Zeit des Streits, der Vorhaltungen und der Tränen. „Der Erwartungsdruck und der damit verbundene Stress, dass es an Weihnachten gut sein muss, sind die besten Voraussetzungen dafür, dass dies nicht gelingt“, sagt Viola Rößler.

Die Psychiaterin und Psychotherapeutin aus Wahlwies erklärt, der berüchtigte Familienstreit an Heiligabend sei oft vorprogrammiert: „Weil vieles unter den Familienmitgliedern nicht bereinigt ist und unterbewusst wirkt.“ Verbunden mit dem Druck nach Harmonie werde eine Spannung erzeugt, die sich dann als Streit entlädt, sagt die ausgebildete Familientherapeutin.

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Um dem Familienstreit an Weihnachten auszuweichen, sei es am besten, die über 300 Tage zwischen den wiederkehrenden Festtagen für eine Aussprache zu nutzen, betont Viola Rößler: „Falls das nicht möglich ist, kann man auch die Tradition einführen, dass sich die Familie am ersten Advent trifft und sich fragt: Gibt es etwas, das noch irgendwo grummelt?“ Vieles lasse sich dabei nicht bereinigen und es gehe auch nicht darum, zu sagen, wer Recht und wer Schuld habe. „Man muss die Meinung des anderen nicht verstehen. Es reicht, wenn man einander einfach zuhört und die jeweils andere Ansicht respektiert.“

Wenn der erste Advent nun aber bereits vorbei sei und die Festtage näher rückten, gebe es für Paare und Familien mit erwachsenen Kindern zwei Sachen, die dabei helfen würden, friedliche Weihnachten zu verbringen, sagt Viola Rößler: „Erstens kann man sich gegenseitig fragen: Was ist dir wichtig und wie soll es ablaufen? Zweitens sollte man als Team funktionieren – dass also jeder etwas zum Fest beiträgt oder eine Aufgabe übernimmt.“ Wenn alle selbst etwas tun könnten, schaffe das Zufriedenheit.

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Bei Familien mit kleinen Kindern wiederum sei es gut, wenn die Abläufe vorab besprochen würden: „Also zum Beispiel: Gehen wir zu deinen oder meinen Eltern? Wie lange wollen wir dort bleiben? Wie soll es zeitlich ablaufen?“ Für Kinder sei Weihnachten oft auch eine Zeit der Reizüberflutung – mit vielen Programmpunkten und noch mehr Geschenken.

Deshalb rät Viola Rößler, bei allem etwas sparsamer zu sein: „Maximal zwei bis drei Geschenke pro Kind reichen – dann kann es sich auch wirklich mit den neuen Spielsachen beschäftigen und die eigene Fantasie anregen.“ Und es bleibe Zeit für das gemeinsame Vorlesen, Singen, Spielen oder Musizieren. „Diese Stimmung des gemeinsamen Erlebens ist Selennahrung für Kinder – und das einzige, was sie emotional satt und zufrieden macht“, sagt Viola Rößler.