Reinhold Buhl

Dass Hauptversammlungen nicht zwangsläufig langweilig sein müssen, wurde bei der jener der Stockacher Sozialdemokraten eindrücklich unter Beweis gestellt. Natürlich sind bestimmte Punkte, wie Mandatsprüfungen, Berichte von Vorstandsmitgliedern und Wahlen zwangsläufig abzuarbeiten und machen solch eine Versammlung nicht unbedingt spannend. Dass die Veranstaltung aber trotz Routineaufgaben sehr interessant war, ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Teilnehmer durch Fragen und Anmerkungen eine rege Diskussion auslösten. 

Bewegung beim sozialen Wohnungsbau

So berichtete Stadtrat Thomas Warndorf unter anderem von einer Trendwende beim sozialen Wohnungsbau in Stockach. Seit Jahren sei dieses Thema auf der Agenda der hiesigen Sozialdemokraten, und „allmählich tut sich in dieser Hinsicht was“, zeigte er sich erfreut. Auch wenn eine städtische Baugenossenschaft nicht zu realisieren sei, lobte Warndorf den Einsatz von Bürgermeister Rainer Stolz. Diesem gelinge es immer wieder, Investoren für entsprechende Projekte zu finden, sodass die Entwicklung im sozialen Wohnungsbau ganz im Sinne der Sozialdemokraten verlaufe.

Thomas Warndorf: „Stadt braucht Elternbeiträge„

Als weiteres Thema, das schon lange unter den Nägeln brenne, sprach Warndorf die Entwicklung bei den Kindergärten an. Hier würden die zu leistenden Elternbeiträge heiß diskutiert. Man dürfe bei dieser Diskussion nicht vergessen, dass die Stadt auf die Einnahmen aus den Elternbeiträgen angewiesen sei. Warndorf berichtete auch von seiner Erfahrung zu diesem Thema in den sogenannten sozialen Netzwerken. „Auf Beiträgen in Facebook und Twitter trifft man bezüglich der Elternbeiträge auf wenig Verständnis“, erklärte Warndorf und verhehlte nicht, dass er nach Elterndiskussionen in den Netzwerken zu diesem Thema „richtig platt“ sei. „Kinder kosten einfach Geld“, war sein abschließender Kommentar zu diesem Thema.

Claudia Weber-Bastong: „Berufsschulzentrum muss um seinen Erhalt strampeln“

Beisitzerin und Kreisrätin Claudia Weber-Bastong berichtete von drei Schwerpunktthemen aus dem Kreistag: Situation der Krankenhäuser, die leidige Situation im Bus-Verkehr des Kreises sowie der Bau des neuen Berufsschulzentrums in Konstanz. Zum letzten Punkt ließ Weber-Bastong mit der Bemerkung aufhorchen: „Durch den Neubau in Konstanz muss das Berufsschulzentrum Stockach um seinen Erhalt strampeln“, denn jetzt gebe es Zentren in Singen, Radolfzell und dann auch in Konstanz.

Debatte über Umgang mit Spitzenpersonal

Sogar Sigmar Gabriels Eintritt in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank war Thema bei der gut besuchten Hauptversammlung des SPD-Stadtverbands. Ebenso wie der Abgang von Andrea Nahles, der bei manchen Diskussionsteilnehmern nachwirkt. „Die SPD krankt bis heute an mangelnder Aufarbeitung des Nahles-Problems“, bemerkt Michael Augst, einer der neuen Beisitzer im Vorstand des Stockacher Stadtverbands. Sie sei damals abgeschossen worden, was man nicht machen könne, ergänzte Augst. So wollte das der im Amt bestätigte Vorsitzende Klaus Delisle nicht stehen lassen. Er merkte an, dass Nahles ebenfalls einige Leute „abgeschossen“ habe.

In seinem Schlusswort sprach Delisle bereits die Landtagswahl 2021 an, die den vollen Einsatz auch der Stockacher SPD erforderlich mache. „Ich freue mich, dass unser Landesvorsitzender Andreas Stoch wieder seine Kandidatur angekündigt hat“, so Delisle.