Viele Menschen nutzen jeden Tag die Stockacher Bäder. Das Freibad am Osterholz brachte es in diesem Sommer auf etwa 57.000 Besucher. Und im Hallenbad an der Dillstraße springen pro Jahr etwa 51.000 Menschen ins Wasser, wie Steffanie Hornstein, Pressesprecherin der Stadtwerke, auf Anfrage mitteilt. In dieser Zahl sind allerdings etwa 31.500 Schüler aus zehn Schulen mitgezählt. Auch sechs Vereine nutzen das Hallenbad so Hornstein.
Damit weiterhin so viele Menschen in den Stockacher Bädern schwimmen können, wird demnächst kräftig investiert. Etwa 4,6 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren in die Sanierung von Frei- und Hallenbad fließen. An der Finanzierung beteiligen sich Bund, Stadt und die Stockacher Stadtwerke als Eigentümer und Betreiber der Bäder.

Für diese Summe wird auch einiges gemacht. Hornstein zählt für das Freibad unter anderem folgende Arbeiten auf: Sanierung von Nichtschwimmer- und Schwimmerbecken, Teilerneuerung der Wasseraufbereitungsanlage, Dachsanierung und die Installation einer Sonnenkollektor-Anlage auf dem Sanitärgebäude. Für das Hallenbad ist unter anderem folgendes geplant: eine Sanierung des Beckens, die Erneuerung der Glasfassaden mit Isolierglas, eine Sanierung der Einzelumkleiden, einer Teilerneuerung von Wasseraufbereitungsanlage und Lüftungsanlage, der Umbau zur barrierefreien Nutzung und die Umrüstung auf LED-Beleuchtung.
Wie die Arbeiten im Einzelnen ablaufen sollen, darüber gibt es von den Stadtwerken noch keine konkreten Informationen. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung erst die Aufträge für Planung und Bauleitung vergeben. Im Freibad soll die Sanierung aber „nach Möglichkeit innerhalb der Saisonpause“ erfolgen, wie Hornstein schreibt. Geplant sei, dass dort die Arbeiten nach Abschluss der Badesaison 2020 beginnen, im Hallenbad soll es im zweiten Quartal 2021 losgehen.

Einen Zuschuss von 1,7 Millionen Euro hat der Bund bereits genehmigt. Dieser fließt aus dem Förderprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“. Unter mehreren hundert Bewerbungen sei Stockach ausgewählt worden, sagte Bürgermeister Rainer Stolz in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats: „Nur wenige wurden bedacht.“ Und Stockach sei die einzige Stadt, die mit zwei Bädern in das Programm gekommen sei. Angesichts der 2,1 Millionen Euro, die aus dem städtischen Haushalt in diese Arbeiten fließen, sagte Bürgermeister Rainer Stolz in der jüngsten Gemeinderatssitzung: „Das ist ein kräftiger Schluck, aber dafür sind unsere Bäder dann für die nächsten 25 Jahre gerüstet.“

Der Gemeinderat hat nun beschlossen, wann wie viel städtisches Geld in das Projekt fließen soll: In diesem Jahr knapp 20.000 Euro, 2020 etwa 300.000 Euro, 2021 etwa 421 000 Euro sowie 2022 und 2023 jeweils etwa 680.000 Euro. Sollten die Arbeiten teurer werden, geht das gemäß den Regeln für das Bundesprogramm allein zulasten der Stadtkasse. Die ersten Aufträge hat das Gremium zeitgleich vergeben. Diese gehen für die Ingenieurleistungen am Freibad für 187.000 Euro an das Ingenieurbüro Güthler aus Waldshut-Tiengen. Die Bauleitung übernimmt das städtische Bauamt. Architektenleistung und technische Ausrüstung beim Hallenbad liegen für 259.000 Euro beim Büro Fiedler und Meßmer aus Stockach.
Diese „Formalien“, wie Stolz es in der Sitzung nannte, seien notwendig, um den Bundeszuschuss überhaupt zu bekommen. Denn der Bund erwarte, dass die Stadt die notwendigen kommunalen Mittel nachhaltig bereitstelle und dass die notwendigen Planer bereit stünden, so der Verwaltungschef. Den Anteil der Stadtwerke an dem Projekt beziffert Steffanie Hornstein mit etwa 830.000 Euro.

Im Gremium ernteten die Baupläne breite Zustimmung. So zeigte sich Wolfgang Reuther (CDU) froh, dass die Bundesmittel nach Stockach fließen: „Für den Schulstandort ist es wichtig, dass die Bäder da sind.“ Denn jedes Kind solle schwimmen lernen, vor allem in der Nähe des Bodensees. Und Reuther lobte, dass sich das Freibad in den letzten Jahren sehr positiv verändert habe. Wolf-Dieter Karle (Freie Wähler) sagte: „Wir investieren nicht nur in Steine oder Glas, sondern in Menschen.“ Schwimmen sei Teil des Bildungsplans, eine Stadt wie Radolfzell wäre froh, sie hätte ein Hallenbad, so Karle. Und: Viele Städte würden ihre Bäder schließen, statt zu investieren. Auch Karl-Hermann Rist (Grüne) sagte, es sei „sehr erfreulich“, dass man die Sanierung machen könne. Er wies auf den Freizeitwert des Freibads hin. Und Joachim Kramer (SPD) sagte: „Mich hat man von den Plänen nicht überzeugen brauchen.“ Er freue sich über die große Zustimmung im Gremium. Der Beschluss fiel einstimmig.
Wie das Geld fließt
Für die Mittel aus dem Bundesprogramm hätten sich nur Kommunen bewerben können, schreibt Stadtwerke-Sprecherin Steffanie Hornstein auf Anfrage. Das Programm sei so geregelt, dass die Kommune nicht zwangsläufig der Eigentümer der geförderten Einrichtung sein müsse. Deswegen fließt das Bundesgeld an die Stadt, die das Geld an die Stadtwerke als Eigentümer und Betreiber der Bäder weitergebe. Die Stadt ist mit 74,9 Prozent Mehrheitseigentümer der Stadtwerke.