Im Mai ist es soweit: Nach mehrfachen Verschiebungen beginnen die ersten Arbeiten für den Abriss und Neubau der rund 150 Jahre alten Brücke beim Stockacher Freibad, auf der die L 194 in Richtung Pfullendorf verläuft und wo viele Pendler unterwegs sind.

Der erste Schritt ist ab Montag, 3. Mai, die Errichtung einer Umleitung über eine Art provisorische Brücke. Dieser Begriff trifft aber nur halb zu, denn ein Teil der Mahlspürer Aach wird umgelegt und verdolt, so dass eine Ersatzstraße neben der Baustelle entstehen kann. Dies geschieht von Stockach aus gesehen links neben der alten Brücke.

Wer vorbeifährt, kann bereits jetzt orangefarbene Holzpfosten sehen, die markieren, wo die Baustellenumfahrung verlaufen wird. Diese Umleitung soll laut Matthias Henrich, Pressesprecher im Regierungspräsidium Freiburg (RP), bis 15. Juni angelegt sein. Der weitere Zeitplan sieht den Abriss und Neubau der Brücke bis Ende Dezember vor.

Die L 194-Brücke muss abgerissen und ersetzt werden. Die Pfosten zeigen, wo in etwa die Ersatzfahrbahn während der Arbeiten sein wird.
Die L 194-Brücke muss abgerissen und ersetzt werden. Die Pfosten zeigen, wo in etwa die Ersatzfahrbahn während der Arbeiten sein wird. | Bild: Löffler, Ramona

Bei der alten Brücke handelt es sich um eine Naturstein-Gewölbebrücke. 2017 wurden im Rahmen einer Routinekontrolle Schäden an ihr entdeckt und später repariert (siehe Text rechts). Bereits damals stand ein Neubau im Raum. Die Planung begann, doch es gab immer wieder Verschiebungen, bis feststand, dass nun im Mai losgehen wird: Nach dem Bau der Umleitung und dem Abriss der bestehenden Brücke wird eine neue Stahlbeton-Brücke entstehen.

Erst mal wird die Umleitung gebaut

Die erste Bauphase umfasse unter anderem das Anlegen der Umfahrung, die Baustelleneinrichtung und die Sperrung des Radwegs, teilte Alexander Stoppel von der Neubauleitung Singen des RPs auf SÜDKURIER-Nachfrage mit. Außerdem müsse die Mahlspürer Aach teilweise umgeleitet und ab dem 1. Juni im Flussbett verdolt werden.

Dies sei notwendig, da am Gewässer nur Arbeiten außerhalb der Fisch- und Krebslaichzeiten zwischen Oktober und Mai stattfinden dürfen. Die Verdolung solle ein Jahr später wieder ausgebaut werden – bis 30. Juni 2022 solle dann die Rekultivierung der Flusssohle und Flussufers abgeschlossen sein.

Diese Brücke ist bald Geschichte. Sie ist rund 150 Jahre alt und wird durch einen neuen Stahlbeton-Bau ersetzt.
Diese Brücke ist bald Geschichte. Sie ist rund 150 Jahre alt und wird durch einen neuen Stahlbeton-Bau ersetzt. | Bild: Löffler, Ramona

Der Rückbau der Straße im Brückenbereich sowie Abbruch der Brücke selbst finden in der zweiten Bauphase statt. Der Verkehr werde dann über die Umleitung geleitet. Nach dem Abriss werde mit grobkörnigem Material eine durchgehende Arbeitsebene für ein Bohrpfahlgerät in der Baugrube angelegt. In der dritten Phase folge dann die Herstellung der Bohrpfähle für die Brücke, so die Informationen des RPs.

In Phase 4 stehen verschiedene Arbeiten an, um an beiden Uferseiten die Tragkonstruktionen der neuen Stahlbeton-Brücke zu verankern, damit in der fünften Bauphase der der Brücken-Überbau selbst hergestellt werden kann.

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Neue Brücke soll im Dezember in Betrieb gehen

Wenn alles nach Plan läuft, soll ab Mitte Dezember der Verkehr über die neue Brücke fließen. Die Umleitung soll dann zurückgebaut werden. Ein halbes Jahr später, also im Juni 2022, folge dann schließlich noch die sechste und letzte Phase, mit dem bereits genannten Entfernen der Verdolung.

Jede Brücke hat übrigens eine ihr zugewiesene Nummer. Die Natursteinbrücke ist als BW-Nummer 8120 521 verzeichnet. Die Stahlbeton-Brücke, die sie ersetzen wird, werde die Nummer 8120 649 erhalten, so Stoppel.

Alter, Material und Reparaturen

  • Die Brücke: Die Natursteinbrücke, auf der beim Stockacher Freibad die L 194 über die Mahlspürer Aach führt, ist rund 150 Jahre alt. Die Brücke mit dem Gewölbebogen habe eigentlich eine ideale Bauform, erzählte Helmut Mayer von der Neubauleitung des Regierungspräsidiums Freiburg im Jahr 2019. Über den Bogen verteilten sich die Kräfte, die wirken, gut. Dieser Effekt sei schon früh in der Baugeschichte genutzt worden. Aus diesem Grund gebe es bei Brücken oder alten Gebäuden viele Bogenformen.
  • Schäden und Reparatur: Die Brücke war von September 2017 bis Juni 2018 halbseitig gesperrt, nachdem bei einer Routineuntersuchung starke Schäden entdeckt worden waren. Eine Reparatur fand dann im Juni 2019 statt, damit sie bis zum geplanten Neubau wieder voll belastbar wurde. Dabei kam ein Verfahren zum Einsatz, das es erlaubte, unter fließendem Verkehr seitlich an der Brücke zu arbeiten. Ein Experte bohrte damals seitlich neun kleine Löcher, die jeweils 2,50 Meter tief waren. In diese kamen 2,8 Zentimeter breite Stahlstäbe, die anschließend mit Epoxidharz im Gestein fixiert wurden. Diese Konstruktion verbindet seither den stabilen Teil der Brücke mit dem instabilen.
  • Verzögerung beim Neubau: Die Planungen für den Neubau begannen zwar kurz nach Feststellung der Schäden, aber verzögerten sich aus verschiedenen Gründen. Auch Termine für den Baubeginn rückten mehrfach nach hinten. (löf)