Sie stehen an belebten Orten, sind für jeden zugänglich und bieten allerlei interessante Bücher und Geschichten: Sogenannten Büchertauschregale. Im Landkreis Konstanz, in Stockach und Umgebung gibt es sie an vielen Orten. Der SÜDKURIER hatte hierüber schon einmal berichtet – und nun bei den Betreibern nachgefragt, wer die Regale pflegt und ob es Probleme mit Müll und Vandalismus gibt.

Zahl der Regale wächst

Eines der Büchertauschregale steht auf dem Spielplatz beim Zollhaus in Ludwigshafen. Es wurde 2017 vom Touristik Förderverein finanziert. Laut Bettina Jäger-Gönner vom Förderverein werde es sehr gut angenommen. Sie sagt, es brächten so viele Leute immer wieder Bücher, dass es mittlerweile dort sogar drei Bücherregale gibt – zwei für Erwachsene und eins für Kinder. Sowohl Ludwigshafener Einwohner als auch Feriengäste profitierten davon. Allerdings dürfe man nicht den Aufwand unterschätzen, den es braucht, um die Regale zu pflegen.

Diese Aufgabe übernehmen in Ludwigshafen Edda Ott und Petra Kaupert – mit immerhin etwa zehn Stunden Arbeitsaufwand pro Woche. Doch auch Bettina Jäger-Gönner und die Mitarbeiterinnen der Tourist-Info schauen sporadisch vorbei, ob alles in Ordnung ist. Denn es sei etwa oft Sand in den Regalen, „der durch den Wind vom Spielplatz herüberweht“, berichtet Jäger-Gönner.

Pornografische Bücher und Altpapier

Doch nicht immer sind alle Bücher geeignet für potenzielle Leser: „Es ist bei den Büchern auch oft richtiger Schund dabei, also zum Beispiel pornographische Bücher, die da wirklich nichts verloren haben“, sagt Bettina Jäger-Gönner. Und ab und zu, wenn Personen Haushalte auflösen, würden sie einfach kistenweise Bücher bei den Regalen abstellen, anstatt sie zum Altpapiercontainer zu bringen.

Teilweise seien die Bücher vergilbt, verklebt, es stünden noch Namen darin oder sie röchen nach Keller, beschreibt Jäger-Gönner und mahnt: „Ich kann Bücher auch schlecht wegwerfen. Aber solche Bücher haben da nichts zu suchen.“ Die Tauschregale seien schließlich keine Altpapiersammelstelle oder Müllabladeplatz.

Das könnte Sie auch interessieren

Vandalismus hingegen es hingegen bisher noch keinen gegeben. Nur einmal habe jemand einen Wackerstein in einem Bucheinband versteckt und ganz oben auf die Bücher gelegt. „Das hätte schlimm ausgehen können“, erzählt Bettina Jäger-Gönner, die zuerst überlegt hatte, deshalb Anzeige zu erstatten.

Tauschregale kommen gut an

Über Probleme mit der Ablage von literarischem Schund und Altpapierkandidaten kann auch Susanne Dietrich berichten, die ein Büchertauschregal vor ihrem Lokal „Alt Stocken“ am Stockacher Gustav-Hammer-Platz betreibt. Auch sie erzählt von Menschen, die kistenweise nicht nur ihre alten, stinkenden oder klebrigen Bücher, sondern auch alte CDs oder sonstige Dinge vor ihrem Lokal abladen: „Die darf ich dann in meinem Restmüll entsorgen. Aber bei der Altpapier-Entsorgung helfen mir freundlicherweise die Stockacher Laufnarren.“

Susanne Dietrich freut sich, dass so viele Menschen das Büchertauschregal vor ihrem Lokal „Alt Stocken“ am Stockacher ...
Susanne Dietrich freut sich, dass so viele Menschen das Büchertauschregal vor ihrem Lokal „Alt Stocken“ am Stockacher Gustav-Hammer-Platz nutzen. Nicht glücklich ist sie, dass Menschen teilweise kistenweise ihr Altpapier dort abladen. | Bild: Constanze Wyneken

Ansonsten ist Susanne Dietrich aber begeistert, wie das Büchertauschregal angenommen wird. Sie sagt: „Es steht oder sitzt eigentlich ständig irgendwer davor. Es wird viel mitgenommen von Jung und Alt, und auch gute Bücher werden gebracht.“ Sie wünscht sich, dass die Menschen eine einfache Regel beachten würden: „Wenn du das Buch selbst nicht in der Hand halten willst, dann bringe es nicht zum Tauschregal.“

Verschenk-Orte werden als Müllhalden missbraucht

Enttäuscht ist, wie es mit einem „Zu-Verschenken-Regal“ im Stockacher Ortsteil Zizenhausen läuft, ist Michael Junginger, der dortige Ortsvorsteher: Da habe jemand kürzlich einen Kanister mit einer brennbaren Flüssigkeit abgestellt. „Und das geht nun wirklich gar nicht“, mahnt Junginger. „Ich will ja niemandem etwas Böses unterstellen, aber so etwas kann man doch nicht einfach auf die Straße stellen, schon gar nicht in die Nähe eines Kindergartens!“

Das könnte Sie auch interessieren

Auch sonstige, für das Regal zu große Dinge, beispielsweise ein alter, rostiger Kinderwagen, hätten bei diesem „Zu-Verschenken-Regal“ nichts zu suchen. Da stünden sonst kleine Vasen drin, oder andere kleine Dinge, etwas, das man mal eben schnell mitnehmen oder verschenken mag. Der eigentliche Grundgedanke, Dinge dort zu lassen, mit denen man jemandem eine kleine Freude macht, sei wunderschön, so Junginger. Doch wenn es so weitergehen mit dem Müll, müsse das Regal wieder verschwinden.

Alte Reisebücher sind besonders beliebt

Keinerlei Klagen hingegen kommen vom Büchertauschregal in Orsingen, das seit einem guten Jahr vor dem dortigen Bioladen steht. Melanie Hörrmann-Bätzner und Jürgen Bätzner, Stefan Stemmer und Christina Kästle haben es initiiert, betreuen es und freuen sich, dass das Regal so gut angenommen werde. Laut Melanie Hörrmann-Bätzner kommen wohl pro Tag mindestens 20 Personen vorbei.

Das könnte Sie auch interessieren

Am Anfang habe es einen Aufnahmestopp gegeben, als mehr Leute Bücher brachten als holten. Aber das habe sich dann bald erledigt. Was immer gut weggehe, seien Bücher über das Reisen, auch wenn diese schon älter seien. Und in jüngster Zeit seien Bücher in kyrillischer Schrift sehr beliebt. Ganz neu sei eine Fundgrube für Kinderspielzeug und Puzzles.