Die Aufnahme von Geflüchteten, aktuell vor allem aus der Ukraine, stellt viele Gemeinden schon jetzt vor eine große Herausforderung – auch Orsingen-Nenzingen. In der jüngsten Gemeinderatssitzung informierte Bürgermeister Stefan Keil über die Lage bei der Unterbringung von Asylbewerbern.
Insgesamt 112 Geflüchtete leben momentan in der Gemeinde. Davon stammen 60 aus der Ukraine und 52 aus anderen Herkunftsländern. Die Gemeinde hat aktuell 15 private Wohnungen und Häuser angemietet, von denen zwölf bereits bewohnt sind, so Keil. Die drei übrigen Unterkünfte würden zeitnah belegt. In fünf gemeindeeigenen Gebäuden sind ebenfalls Asylbewerber untergebracht. Keil erklärte, der Bedarf sei weiter extrem hoch und eine Entspannung nicht in Sicht. Weiterer Wohnraum werde dringend benötigt.
Welche Lösungen gibt es?
Eine Leichtbauhalle, die auf einem durch die Gemeinde zur Verfügung gestellten Grundstück hätte entstehen können, werde nicht gebaut, da sich der Landkreis erst auf Grundstücke konzentriere, bei denen die Infrastruktur besser sei, so Keil. Wegen der Anpassung der Gemeindequote sei für Orsingen-Nenzingen die Sollzahl der aufzunehmenden Personen von 125 auf 132 gestiegen.
Nach öffentlichen Aufrufen im Dezember hätten sich dankenswerterweise zahlreiche Bürger gemeldet und der Gemeindeverwaltung Wohnraum zur Unterbringung angeboten. Einige neue Mietverträge seien abgeschlossen worden. Der Bürgermeister machte deutlich: „Wir haben die Verpflichtung, die Menschen aufzunehmen.“ Daher würden auch mögliche Containerlösungen geprüft. Da sei aber mit Lieferzeiten von über sechs Monaten zu rechnen.
Verwaltung im Gespräch mit Eigentümern
Die Verwaltung suche weiter die direkte Ansprache von Wohnungseigentümern und werde immer wieder öffentliche Aufrufe starten. Gegebenenfalls sei man auch am Kauf von Immobilien interessiert. Der Aufwand für die gesamte Verwaltung sei sehr hoch und binde in allen Bereichen Kapazitäten, sagte Keil und betonte: „Es ist eine dringliche Aufgabe, die wir hier lösen müssen. Wenn Sie mitbekommen, es gibt Wohnraum oder wir können etwas erwerben, sagen Sie uns bitte Bescheid. Wir wollen versuchen, diese Aufgaben bestmöglich hinzukriegen. Auch der Landkreis hat die Sorge, die Menschen unterzubringen.“
Sabine Hins (FGL) erkundigte sich nach den Leichtbauhallen im Landkreis. Diese würden doch einige Fälle abfedern. Der Bürgermeister wies hierbei darauf hin, dass Wohnungen auch für die Anschlussunterbringung zur Verfügung stehen müssten. Harry Metzger (FWV) fragte, ob Wohnwagen eine Möglichkeit darstellten. Die seien gut ausgestattet und vielleicht könne man relativ günstig welche erwerben. Diese Idee nahm der Bürgermeister dankend auf.
Sind Wohnwagen eine Option?
Dank kam auch von Antonie Schäuble (FWV). Er ging an die Hauseigentümer und Vermieter, die Menschen in Not unterbringen. Dadurch werde am Ende auch die Gefahr der Hallenbelegungen reduziert. „Ich danke aber auch den Mitarbeitern vom Bauhof. Der gleicht gerade eher einem Umzugsunternehmen. Die Mitarbeiter bauen Möbel ab, die gespendet werden, und bauen sie woanders wieder auf. Das machen sie wirklich gut“, lobte sie.
Inzwischen gibt es eine neue Erkenntnis, wie Bürgermeister Stefan Keil auf SÜDKURIER-Nachfrage mitteilte: Man habe die Idee aus dem Rat und der Bevölkerung, möglicherweise Wohnmobile anzuschaffen, überprüft und seitens der Behörden eine Absage erhalten. Die Anschlussunterbringungen stützen sich laut Keil auf das Obdachlosenrecht. Nach diesem sei eine Wohnwagenlösung ausgeschlossen.