Der Zustrom an Flüchtlingen hat 2022 in Deutschland aufgrund des Kriegs in der Ukraine erstmals seit 2015 wieder neue Höchstwerte erreicht. Das ist auch in Stockach zu spüren, denn die Zahl der hier untergebrachten Flüchtlinge ist seit Kriegsbeginn im Februar rasant angestiegen.

Einen Überblick über die aktuelle Lage in der Stadt gab Hauptamtsleiter Hubert Walk in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses des Stockacher Gemeinderats am vergangenen Mittwoch. Die Zahlen sprechen dabei für sich.

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Zahlen haben sich fast verdoppelt

Laut Walk lebten zu Beginn dieses Jahres 384 Flüchtlinge in Stockach. 204 kamen damals aus Syrien, 104 aus Iran, Irak und Afghanistan und weitere 76 hatten andere Nationalitäten. Eigentlich sollte damals die Gemeinschaftsunterkunft in der Oberstadt geschlossen werden, doch mit der Aussicht auf weitere Flüchtlingszugänge mietete der Landkreis das Gebäude nochmals bis Ende 2023 an.

Das ehemalige Altenheim in der Zozneggerstraße bietet als Gemeinschaftsunterkunft derzeit 140 Flüchtlingen Platz (Archivbild vom 28. ...
Das ehemalige Altenheim in der Zozneggerstraße bietet als Gemeinschaftsunterkunft derzeit 140 Flüchtlingen Platz (Archivbild vom 28. Dezember 2021). | Bild: Löffler, Ramona

Mit dem enormen Zustrom von ukrainischen Flüchtlingen ab Februar war damals noch nicht zu rechnen. Sie machten dieses Jahr aber einen Großteil der ankommenden Flüchtlinge aus. „Ohne die Flüchtlinge aus der Ukraine hätten wir die Kreissporthalle gar nicht als zusätzliche Unterkunft gebraucht“, so Walk. Inzwischen hat sich die Zahl der Flüchtlinge in Stockach nicht zuletzt deswegen nahezu verdoppelt.

Viele Flüchtlinge sind privat untergekommen

Rund 740 Geflüchtete leben aktuell in der Stadt. Diese sind in zwei Unterkünften gesammelt untergebracht: der Notunterkunft in der Kreissporthalle, in der aktuell 52 Menschen aus der Ukraine leben, und der Gemeinschaftsunterkunft in der Oberstadt, in der insgesamt 140 Menschen wohnen. Der Großteil der Flüchtlinge ist allerdings in anderen, teils städtischen und teils privaten, Gebäuden und Wohnungen untergebracht.

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Allein 309 Flüchtlinge aus der Ukraine sind seit Beginn des Krieges in Stockach untergekommen. An der Flüchtlingszahl aus anderen Ländern hat sich in den vergangenen zehn Monaten wenig geändert. Knapp 200 Menschen aus Syrien und etwa 100 aus Iran, Irak und Afghanistan leben derzeit als Geflüchtete in der Stadt. Dazu kommen nochmals rund 90 aus insgesamt 25 weiteren Nationen. Aktuell zählt Stockach mit diesen Zahlen, gemeinsam mit sechs weiteren Städten und Gemeinden im Landkreis Konstanz, zu den Übererfüllern, was die Zuteilungsquote angeht.

Die Flüchtlinge werden den Kommunen nämlich über einen Verteilungsschlüssel zugewiesen, der sich an der Einwohnerzahl orientiert. Die Soll-Quote liegt für Stockach bei 615 Flüchtlingen. Aktuell sind aber bereits 738 Flüchtlinge in der Stadt und ihren Teilorten untergebracht.

Viele Gemeinden erfüllen ihr Soll nicht

„Wir rechnen zudem damit, dass die restlichen 70 freien Plätze in der Kreissporthalle noch bis zum Jahresende belegt sein werden“, sagt Hauptamtsleiter Hubert Walk. Damit sei die Stadt Stockach im Vergleich zu anderen Gemeinden deutlich in Vorleistung gegangen. Schließlich gebe es im Landkreis 18 Gemeinden, die ihr Soll momentan noch nicht erfüllen.

„Vor diesem Hintergrund sehe ich auch nicht, dass wir uns über eine Okkupierung der Jahnhalle Sorgen machen müssen“, so Walk. Man habe den Kreis bereits darum gebeten, bei den weiteren Zuteilungen auf eine gerechtere Verteilung unter den einzelnen Gemeinden zu achten.

„Wir rechnen zudem damit, dass die restlichen 70 freien Plätze in der Kreissporthalle noch bis zum Jahresende belegt sein ...
„Wir rechnen zudem damit, dass die restlichen 70 freien Plätze in der Kreissporthalle noch bis zum Jahresende belegt sein werden“ – Hubert Walk, Hauptamtsleiter in der Stockacher Stadtverwaltung | Bild: Reinhold Buhl

Hätte Stockach die 140 Plätze in der Gemeinschaftsunterkunft in der Oberstadt nicht, würde man die Quote indes rein rechnerisch auch nicht erfüllen. „Allerdings bin ich mir sicher, dass wir auch dann Wege gefunden hätten, auf unser Soll zu kommen“, betont der Hauptamtsleiter.

Solidarität im Landkreis gefordert

Stadtrat Wolf-Dieter Karle (FWV) berichtete, dass es im Kreistag auch schon Ankündigungen gegeben habe, dass nun zunächst die Gemeinden in die Pflicht genommen werden sollen, die ihr Soll noch nicht erfüllen. Stadtrat Christoph Stetter (CDU) betonte, wie wichtig es sei, dass die Stadt Stockach Solidarität zeigt mit den Geflüchteten. „Allerdings ist auch die Solidarität der Gemeinden im Kreis untereinander wichtig“, unterstrich er.

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Stadträtin Claudia Weber-Bastong (SPD) mahnte in der Sitzung an, dass man sich Gedanken machen müsse, was Ende 2023 passiere, wenn die Mietverträge für die Gemeinschaftsunterkunft Oberstadt auslaufen. Bürgermeister Rainer Stolz zeigte sich aber zuversichtlich, dass man dann eine gute Lösung finden würde. Für ihn steht in jedem Fall fest, dass man nicht ins Soll rutschen werde, was die Zahl der aufgenommenen Flüchtlinge angehe.

„Unser Prinzip wird auch in Zukunft sein, dass wir nicht in die roten Zahlen wollen. Das haben wir seit 2015 schon so verfolgt“, so der Standpunkt des Bürgermeisters. Damit macht er klar: Stockach will seine Aufnahmequote an Flüchtlingen auch in Zukunft erfüllen.

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