Der Schulverbund Nellenburg hat sich auf die Fahne geschrieben, seine Schüler gut aufs Berufsleben vorzubereiten. Zwar wollten viele Schüler nach der Realschule das Gymnasium besuchen und Abitur machen, sagt Schulleiterin Beate Clot. Aber etliche orientierten sich um.
Der für Berufsorientierung zuständige Lehrer Johannes Keller betont: „Das haben wir aufgegriffen und wollen Schülern und Eltern das Blickfeld öffnen.“ Beide erzählen, welche Angebote sie dazu machen. Ihr großes Engagement wurde auch offiziell gewürdigt: Bereits zum zweiten Mal gab es im vergangenen Schuljahr eine Re-Zertifizierung für das Boris-Berufswahl-Siegel.

Aktivitäten und Beratung für die Schüler
Johannes Keller blickt auf eine lange Liste. „Wir haben viele Aktivitäten gut übers Jahr verteilt, etwa zwei bis drei im Monat.“ Bereits in Klassenstufe 7 der Werkrealschule und Klassenstufe 8 der Realschule steht die Kompetenzanalyse Profil AC an. Sie dient der Erfassung der überfachlichen, berufsbezogenen Kompetenzen eines Schülers und gibt erste Hinweise, in welche Richtung es beruflich einmal gehen könnte.
Berufsberatung erfolgt in den Klassen 8 bis 10 durch Berufsberaterin Jessica Gericke von der Agentur für Arbeit. „Sie stellt sich den Klassen vor und ist auch an Elternabenden dabei“, erklärt Keller. Sie biete außerdem wöchentlich Einzelgespräche in ruhiger, geschützter Atmosphäre an.
Online-Angebote von Betrieben aus der Umgebung zu Praktika und Lehrstellen würden inzwischen online in der „Map of Jobs“ im Schulnetz eingetragen. Bis zu 60 Betriebe meldeten sich dafür im Jahr. Diese Möglichkeit habe sich während Corona etabliert, erzählt Keller.
Informationen über Berufsmessen oder weiterführende Schulen leitet er über den Schulmessenger an alle Eltern und Schüler der siebten bis zehnten Klassen weiter. „Alles außer Ausbildungsangebote wird digital nach Hause serviert. Wir haben dadurch einen viel besseren Informationsfluss, diese Nachrichten erreichen alle.“
Veranstaltung zur Orientierung
Auch die Veranstaltung „Chance Ausbildung“ gibt es jedes Jahr. Johannes Keller erläutert: „Ziel war eigentlich, Kontakt zwischen Betrieben im Umkreis, Schülern und Eltern herzustellen. Ein Ziel ist aber auch, bewusst in die Entscheidung zu gehen, wie es nach dem Abschluss bei uns weitergeht.“
Entstanden sei eine Art Karrieretag ähnlich dem im Berufsschulzentrum, aber in kleinem Rahmen für die eigenen Schüler. In der Aula gebe es eine Veranstaltung für Eltern über Karrierechancen aus der Haupt- und Realschule heraus. Zeitgleich erhielten die Schüler an Marktständen in verschiedenen Räumen Informationen direkt von den Betrieben.
Keller sagt: „Wir wollen durch mehr Informationen Vorurteile gegenüber einer Ausbildung aufbrechen. Uns ist es wichtig, ortsansässige Betriebe zu bekommen.“ Diese hätten auch die Möglichkeit, mit den Schülern ein kleines Praktikum oder Probearbeiten zu vereinbaren. Der Karrieretag am BSZ Stockach werde auch besucht, dafür sei jedoch viel Vorbereitungszeit notwendig, sagt Keller.
Zum Forum kommt ein Tag der Ausbildungsbetriebe
Eine weitere Säule der Berufsorientierung ist das „Forum Nellenburg“ im Herbst. Dort stellen sich die weiterführenden Schulen aus dem Landkreis Konstanz vor.

Neu ist der Tag der Ausbildungsbetriebe. In einer Doppelstunde lernen die Schüler nach Interesse drei der ausstellenden Betriebe kennen. Keller berichtet: „Wir hatten 23 Betriebe und Einrichtungen in 24 Räumen. Ich glaube, die Veranstaltung kam gut an, aber ich muss bei den Schülern noch Rückmeldungen einholen.“ Der große Vorteil dieses Tages sei, dass das Angebot komprimiert in kurzer Zeit einen guten Überblick biete.
Unterstützung für die Klassenstufen
Hilfsbedürftige Schüler erhalten im Job-Café Unterstützung durch Berufseinstiegsbegleiterin Ulrike Schridde von der Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration. Und für alle Achtklässler der Werkrealschule und Neuntklässler der Realschule gibt es seit vergangenen Jahr einen Praktikumsknigge. Dort erfahren sie, was Betriebe von ihnen im Praktikum erwarten und wie man sich benimmt. Auch Bewerbertraining und BIZ-Schulung finden statt. Pro Klasse sind dafür vier Stunden angesetzt, es werde sehr intensiv gearbeitet, sagt Johannes Keller. Auch Betriebsbesichtigungen gebe es, sie sind aber noch eher technisch orientiert.
Außerdem gibt es eine Bildungspartnerschaft mit Eto und eine sehr intensive Zusammenarbeit mit der Stadt Stockach. Praktikumswochen und der Girls- und Boys-Day ergänzen das Portfolio. Und es gibt sogar das Schulfach Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung (WBS).
Am Ende seiner Liste fasst Johannes Keller zusammen: „Es geht immer wieder um Elemente, bei denen wir die Schüler mit der Frage konfrontieren, wie es nach ihrem Abschluss weitergeht, um in eine Entscheidung zu kommen.“