Das Anwerben von Nachwuchs vorantreiben, sich um Aus- und Weiterbildungen der Einsatzkräfte kümmern, darauf achten, dass alle Stellen besetzt sind, Haushaltsplanungen schreiben – all das sind Aufgaben eines Feuerwehrkommandanten. Für die Stockacher Gesamtwehr übernimmt diese schon seit 2010 Uwe Hartmann – bisher im Ehrenamt, seit Juli als hauptamtlicher Kommandant. Schon seit Jahren war es ein Thema in der Stadt, eine solche Stelle zu schaffen, Ende des vergangenen Jahres wurde sie schließlich als 70-Prozent-Stelle beschlossen.
Wie Uwe Hartmann berichtet, konnte er sich gegen sechs andere Bewerber durchsetzen und seinen Posten behalten, mit dem Unterschied, dass er ihn nun als Hauptberuf ausübt. „Ich habe mich gefreut und bestätigt gefühlt“, sagt Hartmann.
„Ich habe auch oft noch bis zwei Uhr nachts E-Mails geschrieben“
Allerdings ist der Schritt vom Ehren- zum Hauptamt nicht nur für das Ego gut, sondern war auch aus Belastungsgründen wichtig. Denn Uwe Hartmann musste bislang seine Arbeit als Kommandant neben seinem eigentlichen Beruf erledigen – dabei gab es genügend Aufgaben, um damit alleine eine 40-Stunden-Woche zu füllen. Sehr stressig sei das gewesen, berichtet Hartmann: „Ich habe auch oft noch bis zwei Uhr nachts E-Mails geschrieben.“ Wenn man das nicht als Hobby sehen und Spaß daran haben würde, würde das nicht funktionieren. Und Hartmann betont: „Das war einfach kein Dauerzustand.“ Wenn er nicht zum hauptamtlichen Kommandanten ernannt worden wäre, hätte er das Amt aufgeben müssen.
Soweit ist es aber nicht gekommen, Uwe Hartmann wird seine bisherigen Aufgaben in der Feuerwehr weiter erfüllen – nun jedoch als Hauptberuf und in seinem eigenen Büro im Stockacher Feuerwehrhaus. Zuvor habe er von zuhause aus gearbeitet und sei jedes Mal zur Wache gefahren, wenn ein Termin anstand. Weil er auch stellvertretender Kreisbrandmeister sei, habe ihm dafür immerhin ein Kommandowagen zur Verfügung gestanden – dieser ist aber schon alt. „Das soll nur eine Zwischenlösung sein“, erklärt Hartmann. Für die Zukunft solle ein anderer Wagen für ihn als hauptamtlichen Kommandanten angeschafft werden.
Einige Pläne für die Feuerwehr
Zusätzlich zu den bisherigen Verwaltungsaufgaben kommt nun für Uwe Hartmann auch Mitarbeiterverantwortung für die anderen drei Hauptamtlichen bei der Feuerwehr Stockach hinzu – er müsse nun etwa Überstunden genehmigen und sich um Urlaube kümmern. „Das ist neu für mich“, sagt er – schwer sei die Umstellung aber nicht. Außerdem werde er bei seinen Aufgaben auch von seinen Stellvertretern Daniel Traber und Rüdiger Lempp unterstützt.
Zudem habe er einige Pläne für die Feuerwehr. „Ich habe viele Jahre lang ehrenamtlich viel Herzblut reingesteckt“, sagt er. Angefangene Projekte wolle er nun zu Ende bringen. Hartmann rechnet damit, dass er dafür noch rund zehn Jahre Zeit hat – denn in diesem Jahr werde er 55 Jahre alt und nur bis 65 Jahre dürfe er aus rechtlichen Gründen im Einsatzdienst aktiv sein – seiner Ansicht nach sei dieser aber wichtig für einen Kommandanten. „Als solcher muss man schauen, wie es läuft“, sagt er. Sein Plan darum: „Ich habe die Vorstellung, dass ich in zehn Jahren eine nahezu perfekt aufgestellte Wehr in jüngere Hände übergeben kann.“
Zusammenarbeit in der Verwaltungsgemeinschaft
Zu diesem Zweck will er sich etwa für einige Anschaffungen einsetzen: So solle zum Beispiel die Abteilung Zizenhausen im Jahr 2022 ein Mittleres Löschfahrzeug (MLF) als Ersatz für deren Löschgruppenfahrzeug 16 mit Tragkraftspritze bekommen. Und 2023 steht die Anschaffung eines Mittleren Löschfahrzeugs für die Abteilung Winterspüren an. Ebenso will Hartmann sich um das geplante neue Feuerwehrhaus in Stockach kümmern.
Außerdem würden in Zukunft weitere Aufgaben auf die Abteilung Kernstadt der Feuerwehr Stockach zukommen. Sie solle für die umliegenden Wehren aus der Verwaltungsgemeinschaft Dienstleistungen erbringen, erklärt Uwe Hartmann. Bereits jetzt würden diese zum Beispiel ihre Schläuche zum Reinigen und Prüfen nach Einsätzen nach Stockach bringen, da es dort ein Gerät gebe, das diese Arbeit übernimmt. Und auch Atemschutzmasken würden in Stockach geprüft und repariert werden. „Wir haben unsere Atemschutzwerkstatt ertüchtigt, das würde sich für eine kleinere Wehr gar nicht lohnen“, sagt Hartmann.
Manche Termine gehen nur abends
Und es sei geplant, dass diese Hilfsarbeiten weiter zunehmen, das könne die Feuerwehr Stockach auch leisten. Ein weiteres Ziel des neuen hauptamtlichen Kommandanten: Dass seine Stelle irgendwann nicht mehr 70 Prozent, sondern hundert Prozent umfasst. Denn es falle mehr Arbeit an, als derzeit rein hauptamtlich erledigt werden könne. Gerade Besprechungen finden abends statt, weil die ehrenamtlichen Mitglieder erst dann von der Arbeit kommen. Außerdem mache er auch Übungsdienste, sagt Uwe Hartmann. Und in Zeiten ohne Corona kämen ja auch Wettkämpfe und Zeltlager hinzu, an denen er anwesend sein sollte. Uwe Hartmann glaubt, dass durch eine Hundert-Prozent-Stelle in Zukunft auch die Suche nach einem Nachfolger für ihn erleichtert werden kann.
Aktuell habe die reduzierte Stelle als hauptamtlicher Kommandant aber einen Vorteil, sagt Hartmann: Denn nachdem der ehemalige Kreisbrandmeister Carsten Sorg in der Vergangenheit sein Amt aufgab, habe er ein paar von dessen Aufgaben übernommen, solange es keinen Nachfolger gegeben habe. Mittlerweile ist die Stelle zwar mit Andreas Egger besetzt, die Aufgaben erledigt Uwe Hartmann im Rahmen eines Minijobs aber noch immer.