Zur heutigen Zeit stellen Musikstreaming-Dienste wie Spotify, Deezer, und wie sie sonst noch alle heißen, ihren Nutzern beinahe unendlich viele Lieder zur Verfügung. Auch auf der Videoplattform Youtube kann Musik gehört werden – und das, zumindest mit Einschränkungen, völlig kostenlos.

In den 1980er-Jahren war das noch anders. Wer damals die neuesten Songs genießen wollte, musste Schallplatten und später CDs kaufen – oder Radio hören. „Die Lieder wurden auf Kassette aufgenommen und dann im Freibad mit dem originalen Ghetto-Blaster gehört“, erinnert sich der Stockacher Musiker Rainer Vollmer, Frontmann der Schlagergruppe Papis Pumpels, an die Tricks aus dieser Zeit.

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Oder aber, die Musik sei mit einem Walkman, einem tragbaren Abspielgerät, unterwegs abgespielt worden. „Und man hat sich wahnsinnig aufgeregt, wenn der Moderator reingelabert hat oder die Verkehrsnachrichten kamen.“

„Musikhören war schon zentral“

Rainer Vollmer, der heute 52 Jahre alt ist, hat die Musik der 80er als Jugendlicher erlebt. „Das war meine Gymnasiumszeit“, erzählt er. Wer nicht genug Taschengeld hatte, um immer wieder neue Alben zu kaufen, habe mit seinen Freunden geteilt. So seien damals etwa die mühsam aufgenommenen Kassetten kopiert und weitergereicht worden – „die Qualität wurde immer schlechter“ – oder aber, einer aus der Gruppe kaufte sich eine Schallplatte. Dann traf man sich, um gemeinsam die neuen Lieder zu hören.

„So hast du dich ausgetauscht“, sagt Vollmer. Verabredungen mussten natürlich schon in der Schule gemacht werden. „Du hast kein Handy gehabt“, so Vollmer. Und am Nachmittag sei man zusammengesessen. „Musikhören war schon zentral.“ Dass die Lieder auch auf Ausflüge mitgenommen wurden, sei ja auch in der heutigen Zeit noch so. Nur, dass es mittlerweile Musikboxen statt Kassettenrekorder gebe.

Heute tritt Rainer Vollmer in der Region mit seiner Band Papis Pumpels auf.
Heute tritt Rainer Vollmer in der Region mit seiner Band Papis Pumpels auf. | Bild: Kleinstück, Holger

Aber etwas hat sich seit den 80ern in Rainer Vollmers Augen verändert: Er habe das Gefühl, dass die Musik in den 80ern eine andere Rolle gespielt habe als heute. „Es ist bewusster Musik konsumiert worden“, sagt er. „Sie war wertiger als heute.“ Eine Schallplatte oder CD habe Geld gekostet und selbst, wenn die Musik auf Kassetten überspielt wurde, habe das Aufwand bedeutet. „Da musste man sich zwei bis drei Stunden hinsetzen“, sagt Vollmer.

Und: „Man hat die Lieder durchgehört.“ Auf Kassetten sei es schließlich in der Regel nicht möglich gewesen, Lieder zu überspringen, es sei denn, das Band wurde mühsam vorgespult, was niemand getan hätte. Die Musik sei früher mehr wertgeschätzt worden, findet Rainer Vollmer.

Lieder werden kürzer

„Es macht mich wahnsinnig, wenn heute die Musik nur angespielt wird“, beklagt er. Auf diese Entwicklung habe die Musikindustrie auch schon reagiert. Nämlich damit, „dass die Lieder kürzer werden“. Intros seien heutzutage beispielsweise nur noch ein paar Sekunden lang.

Aber nicht nur im Privaten wurde in den 80er-Jahren Musik gehört. Rainer Vollmer kann sich auch an bekannte Treffpunkte in Stockach erinnern. „Am bekanntesten war der Can-Club“, erzählt er. Dieser wurde Ende der 80er-Jahre zunächst unter dem Namen Trend in der Höllstraße eröffnet.

Eine florierende Musikszene

Aber er habe sich auch im Alt Stocken aufgehalten, „da lief die Musik extrem laut“, erinnert er sich. In anderen Wirtschaften sei auch Live-Musik gespielt worden und auch im Jugendhaus in Stockach habe es eine Musik-Szene gegeben. Zudem seien er und seine Freunde, sobald sie mit dem Auto fahren konnten, nach Meßkirch in die Disco „Abby“ gegangen, die damals noch „Old Abby“ hieß.

Er selbst sei großer Fan von Liedern der Neuen Deutschen Welle gewesen. Diesem Musikgenre gehörten etwa Künstler wie Falco, Nena oder Peter Schilling an. Und Rainer Vollmer glaubt, dass sich das auch auf seine eigene musikalische Laufbahn ausgewirkt hat: „Meine Affinität zur deutschen Musik hat mich geprägt“, sagt er.

Auch sein Vater habe in den 80ern Musik gemacht, spielte Tanzmusik in einer Band. „Als ich mit Schlager angefangen habe, waren das noch Texte von meinem Vater“, erzählt Rainer Vollmer. Außerdem habe er damals selbst Keyboard- und Orgelunterricht genommen. Allerdings habe er mit der Zeit dann doch gemerkt: „Singen ist mein Ding.“

Der Text ist nicht vergessen

Und noch etwas ist auf die 80er zurückzuführen: Die Gründung der Stockacher Guggenmusikgruppe der Yetis, an der auch Rainer Vollmer beteiligt war. Wie auf der Internetseite der närrischen Musiker zu lesen ist, ist die Gründung der Gruppe auf Lätare oder Rosensonntag 1987 zurückzuführen.

Rainer Vollmer hört auch heute noch Musik aus den 1980er-Jahren – mittlerweile auch über das Handy. „Das geile ist, dass ganz viele Texte noch da sind“, schmunzelt er. Diese habe er nicht vergessen. Aber nicht nur er, der die Zeit schließlich selbst miterlebt hat, interessiere sich für die alten Lieder – sondern auch seine ältere Tochter und deren Freunde, erzählt er. Und weiter: „Das überrascht mich wahnsinnig.“