Der Verein Handel, Handwerk und Gewerbe (HHG) steht vor großen Veränderungen. Das wurde auf der ersten Versammlung bekannt, die coronabedingt nach fast zwei Jahren Pause stattfand.
Die stellvertretende Vorsitzende Anja Schmidt berichtete von ausgefallenen Terminen und somit fehlenden Einnahmequellen der Jahre 2020 und 2021. Die erste Veranstaltung nach der Zwangspause war der verkaufsoffene Sonntag. Dann drehte sich alles um die Neukonzeption des HHG. Darüber wurde sehr engagiert diskutiert.
Vereinsspitze braucht frischen Wind
Der Vorsitzende Siegfried Endres kündigte nach mehrjähriger Tätigkeit als Vorsitzender seinen Rücktritt zum Jahresende an. Dieses Jahr sei er 70 Jahre alt geworden und der Meinung, dass die Leitung eines Gewerbevereins in jüngere, noch aktiv im Berufsleben stehende Hände gehöre.
Er stellte die Vereinsstruktur in der bisherigen Form infrage und kündigte eine Auflösung des Vereins in den kommenden Monaten an, sofern der Neustart mit einem breiteren Unterstützerfeld misslinge. Schon vor zwei Jahren, so erzählte Endres im Nachgespräch, habe das Vorstandsteam das Mandat bekommen, eine neue Satzung zu entwerfen. Eine neue Beitragsordnung komme noch hinzu.
Vier-Säulen-Modell soll Verein retten
Geplant ist jetzt ein Vier-Säulen-Modell für die einzelnen Branchen Handel, Dienstleistung, Handwerk sowie Industrie und Gewerbe. Jede Säule soll von einem Vorsitzenden geleitet werden.
Hinzu kommen ein Gesamtsprecher sowie der Kassierer und mindestens drei Beiräte. „Diese Posten sollten wir mit Personen bestücken, damit tun wir uns bisher schwer. Es gab Zeiten, in denen wir sehr zuversichtlich waren und dachten, wir hätten alles belegt. Aber zwischenzeitlich gab es Veränderungen“, so Endres.
Im schlimmsten Fall droht die Auflösung des Vereins
Er betonte, im schlimmsten Fall drohe die Auflösung des Vereins. „Die Versammlung hat aber signalisiert, dass das keiner will.“ Nun sollen alle HHG-Miglieder erneut eingeladen werden, um zu überlegen, wie die Situation in den Griff zu bekommen sei.
Eine konstituierende Sitzung für die Neukonstellation solle noch in diesem Jahr stattfinden, sagte Siegfried Endres. Jetzt gehe es darum, Personal für die verschiedenen Aufgaben zu finden.
Der Vorsitzende betonte: „Der Vorstand soll ausgeweitet werden. Wir machen alles im Ehrenamt und müssen die Arbeit künftig auf mehr Schultern verteilen. Ich höre auf, der Schriftführer Jan Schultz hat schon aufgehört. Die Geschäftsstelle ist aktuell mit Katja Fritz besetzt. Sie wird aber zum Ende des Jahres auch aufhören.“
Anja Schmidt ergänzte: „Wir hängen mit Vorstandsmitgliedern und der Geschäftsstelle in der Luft, das Problem muss gelöst werden.“
Die Stadt soll helfen
Das Vorstandsteam plant, Aufgaben an die Stadt abzutreten. Dazu zählen unter anderem die Organisation des Straßenmarkts am Schweizer Feiertag, das Beleuchtungskonzept für die Vorweihnachtszeit und der Adventsnachmittag Winterzauber. Siegfried Endres sagt: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden, diese Aufgaben mit der Stadt zusammen durchzuführen oder sie an die Stadt abzugeben. Das hängt auch vom Personal der Stadt ab.“
Die Stelle des Wirtschaftsförderers sei ja noch nicht besetzt. „Wir wollen in jedem Fall eine Zusammenarbeit. Schön wäre ein Vertreter der Stadt als Beirat beim HHG“, regte Endres an.
Eine Lösung lässt wohl auf sich warten
Bürgermeister Rainer Stolz bezog auf SÜDKURIER-Nachfrage wie folgt Stellung: „Die Stadt ist seit einiger Zeit in Gesprächen über die Zukunft des HHG und der möglichen Neuausrichtung. Dabei ist auch die Abtretung verschiedener Aufgaben angesprochen worden. Wir befassen uns derzeit mit der Frage, ob all diese Aktivitäten künftig noch stattfinden und wer sie in welcher Form planen und durchführen kann. Dieser Diskussionsprozess ist noch nicht abgeschlossen. Gegebenenfalls werden wir 2022, wenn überhaupt möglich, zunächst eine Interimslösung suchen, bis dann 2023 mit neuer Leitung der Abteilung Kultur ein neuer Aufschlag gefunden werden kann.“
Fokus soll sich verengen
Endres und Schmidt erklärten derweil übereinstimmend, der HHG wolle künftig den Fokus auf folgende Punkte legen: das Netzwerken mit den Unternehmen der Stadt, die Organisation der verkaufsoffenen Sonntage und verstärkte Netzwerktätigkeiten wie Unternehmertreffen sowie die Kooperation mit anderen Gewerbevereinigungen.
Die Diskussion über eine Namensänderung, sah Anja Schmidt im Nachgang gelassen. „Manche sind dafür, andere wollen den Namen behalten. Wir sind da offen.“ Wichtiger ist ihr sowieso, dass es inhaltlich vorangeht.