Die erste Auflage des Popup Labors Baden-Württemberg in Stockach ist noch nicht ganz vorbei, aber kann sich sehen lassen: Die Referenten verschiedener Workshops zogen viele Interessierte an und vermittelten Wissen zu zukunftsträchtigen Themen wie der Künstlichen Intelligenz (KI). Norbert Fröschle vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation gehört zu den Betreuern der Veranstaltung. Er sprach in seiner Begrüßung vom lebenslangen Lernen, das wichtig sei, und gehörte zudem auch zu den Referenten.

Den Auftakt machte am Donnerstag Referent Philipp Stolz, der in Stockach aufgewachsen ist und heute Leiter der Stabsstelle Digitalisierung in Schorndorf ist. Er stellte mit ChatGPT eine sehr bekannte KI-Anwendung vor und mit den Teilnehmern auch das Prompting übte. Das ist die Eingabe von Anweisungen, was die KI genau machen soll. Dabei vermittelte er nicht nur, was wichtig ist, damit ein gutes Ergebnis rauskommt, sondern wies auch auf die Grenzen oder sogar Probleme hin.

Die KI will Lob haben

Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass die KI zwar das Grundprinzip eines Gedichts versteht, aber trotzdem nicht reinen kann, wie er vorführte. Und man müsse aufpassen: „Die KI will hören, dass sie es gut gemacht hat. Sie sagt uns, was wir hören wollen.“ Hinzukomme ein weiterer Haken: „Sie ist wahrscheinlichkeitsbasiert und nicht wahrheitsbasiert.“

Philipp Stolz notiert und erklärt Sachen am Flipchart.
Philipp Stolz notiert und erklärt Sachen am Flipchart. | Bild: Löffler, Ramona

Trotzdem machte Philipp Stolz deutlich: „In ein paar Jahren arbeiten wir alle täglich mit KI. Wir müssen lernen, damit umzugehen.“ Diese digitale Transformation sei nicht mehr wegzudenken. Man müsse die Ergebnisse hinterfragen, aber der KI auch durch Feedback die Chance geben zu lernen.

Er ging mit den Teilnehmern einige Beispiele durch, wie man ChatGPT gut nutzen kann, zum Beispiel um einen Wochenspeiseplan für eine Kantine samt Produktionskosten zu erstellen oder ein Anschreiben an einen Kunden, weil sich eine Lieferung stark verzögert. Selbst Bilder kann man mit KI generieren lassen – dabei sei das momentan rechtsfreier Raum, da es noch keine Rechtsprechung gebe, so Philipp Stolz.

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Mal kurz Luft holen

Ein Tipp von Philipp Stolz: Man kann im Account gewisse Voreinstellungen hinterlegen, nach denen die KI agieren soll. Dabei helfe es, reinzuschreiben, dass sie vor einer Antwort „kurz Luft holen“ solle. „Ich weiß nicht, warum, aber die Ergebnisse werden damit besser.“

Auf eine Frage von Teilnehmer Christoph Stolz, Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, berichtete Andreas Stocker von einem Medizintechnik-Unternehmen aus Tuttlingen, wie die KI im Firmenalltag genutzt werde. Und Referent Philipp Stolz erzählte, wenn er die KI für etwas nutze, mache er dies immer kenntlich – so war es auch in seiner Präsentation.

Maximilian von Schultzendorf (rechts hinten) schaut bei jeder Arbeitsgruppe nach dem Rechten.
Maximilian von Schultzendorf (rechts hinten) schaut bei jeder Arbeitsgruppe nach dem Rechten. | Bild: Löffler, Ramona

In diesem und einem weiteren Workshop sahen die Teilnehmer doppelt, da auch Christoph und Philipp Stolz Zwillinge sind. Die Brüder haben bereits zusammen eine Schulung für Verwaltungsmitarbeiter zu ChatGPT entworfen. Sie saßen beide als Teilnehmer im Seminar von Maximilian von Schultzendorff zum Thema „Zeitmanagement in der Transformation“.

„Jeder braucht ein anderes Zeitmanagement“

Der Stockacher Coach gab Einblicke in verschiedene Zeitmanagement-Methoden, die Frage, wie eigentlich Stress entsteht sowie der Begriff und Prozess der Transformation. Er schilderte, wie die Anforderungen an Menschen immer größer werden und wie dies in Relation mit verfügbaren Ressourcen stehen könne. Dabei sei es am besten, wenn die Ressourcen hoch und Ansprüche runtergeschraubt werden könnten.

„Wir sind alle verschiedene Individuen. Jeder braucht ein anderes Zeitmanagement“, erklärte er und stellte vier verschiedene Ressourcen-Bereiche für Dinge, die Kraft geben oder Kraft rauben können, vor – zum Beispiel Optimismus, Freunde und Anerkennung. Er schilderte verschiedene Arbeitsstile fragte er direkt mit ab, wie es bei den Teilnehmern aussieht. So gibt es zum Beispiel den Mosaikstil, bei dem man viele kleine Aufgaben wechselnd bearbeitet, oder den Blockarbeitsstil, bei dem man sehr lange an einer bestimmten Aufgabe dran bleibt. Manche würden zwischen beidem wechseln.

Wechsel: Joachim Auer vom Bewegungswerk Bodensee übernimmt den Referententisch von Maximilian von Schultzendorff, dessen Workshop gerade ...
Wechsel: Joachim Auer vom Bewegungswerk Bodensee übernimmt den Referententisch von Maximilian von Schultzendorff, dessen Workshop gerade beendet ist. | Bild: Löffler, Ramona

Pausen sind wichtig

Maximilian von Schultzendorff gab auch praktische Tipps, die eigentlich sehr einfach sind, aber trotzdem eine Hürde darstellen können. Dies erläuterte er anhand einer Anekdote von einem Studenten, der sehr viel lernte, aber sich nichts merken konnte: Pausen seien sehr wichtig. Ein Knoten im Kopf könne sich so lösen.

Effizient und Effektivität waren auch zwei wichtige Begriffe, um die es ging. Der Experte betonte, es sei wichtig, erst über das Was zu entscheiden und dann das Wie festzulegen. Und bei der berühmt-berüchtigten Aufschieberitis gab er den Teilnehmern Ratschläge an die Hand, wie sie langsam eine Gewohnheit bilden können, so dass eine bestimmte Aufgabe ganz automatisch klappe und nicht mehr aufwendig erscheine.

Ralph J. Schiel von „Naturblau – Die Werteagentur“ referiert über New Work.
Ralph J. Schiel von „Naturblau – Die Werteagentur“ referiert über New Work. | Bild: Löffler, Ramona

Kein Workshop ohne KI-Erwähnung?

Man merkte den Workshops an, wie sie sie thematisch verzahnt waren, denn als Ralph J. Schiel von „Naturblau – Die Werteagentur“ aus Orsingen am Freitag seinen Teilnehmer Veränderungen von Arbeit und den Begriff von „New Work“ (Neue Arbeit) nahe brachte, kam KI immer wieder auf – im Positiven wie auch im negativen.

Eine Teilnehmerin sprach beispielsweise an, dass in einigen Jahren Berufe aufgrund der KI wegfallen könnten. Bei Schiel erarbeiteten die Teilnehmer, wie eine lohnens- und wünschenswerte Arbeitswelt im Jahr 2050 aussehen könnte und was man in der Gegenwart tun müsste, um dort hinzukommen.

Carsten Schmidt (links) und Norbert Fröschle vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation.
Carsten Schmidt (links) und Norbert Fröschle vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. | Bild: Löffler, Ramona

In der KI-Schreibwerkstatt ging es nach einem Vortrag um genau das, was der Titel sagte: In die Praxis, um KI für verschiedene Aspekte des Schreibens zu nutzen, unter anderem um Protokolle zu verfassen, Texte zusammenfassen oder eine Bewerbung schreiben. Norbert Fröschle, der diesen Workshop gemeinsam mit seinem Kollegen Carsten Schmidt gab, sagte, eine seiner Lieblingssachen sei dabei, Tabellen aus Texten erstellen zu lassen.

Die Teilnehmer der KI-Schreibwerkstatt suchen sich Umschläge mit Übungsaufgaben aus.
Die Teilnehmer der KI-Schreibwerkstatt suchen sich Umschläge mit Übungsaufgaben aus. | Bild: Löffler, Ramona

Obwohl die Gruppen in den Workshops überschaubar waren, machte dies auch den Charme aus, da die Themen so intensiver besprochen werden konnten. Auf jeden Fall fand ein großer Wissensaustausch statt und die Teilnehmer tragen das Erlernte nun zu ihren Kollegen oder Angestellten mit.