Die Zeit ist gekommen: Nach mehr als zwei Monaten coronabedingter Schließung dürfen Friseure seit Montag wieder öffnen. Die Erleichterung und Freude ist bei Geschäftsinhabern wie Mandy Harms, die den Salon Hairs and more in der Stockacher Hauptstraße führt, sowie den Angestellten groß. Und nicht nur bei ihnen: „Die Kunden sind froh, dass wir wieder da sind“, berichtet Sabine Mamaliga, die zum Team von Mandy Harms gehört.
So froh, dass alle Termine für die nächsten Wochen ausgebucht sind, wie Harms erzählt. Um möglichst viele Kunden bedienen zu können, habe ihr Salon in diesem Monat auch montags geöffnet, obwohl an diesen Tagen normalerweise das Geschäft ruht.

Gleich geht es auch Jasmin Schanz vom Salon Glückssträhne in Wahlwies. Als klar gewesen sei, dass sie wieder arbeiten dürfe, habe sie aktiv alle Kunden angerufen, die im Dezember nicht mehr kommen durften. „Und auch meine Farbkunden, die regelmäßige Termine haben“, ergänzt Schanz. Daraufhin war sie direkt die ersten zwei Wochen ausgebucht. Auch jetzt klingelt das Telefon oft – Termine gibt es erst wieder nach der ersten Aprilwoche.
Jasmin Schanz erzählt: „Ich arbeite mit meiner Mitarbeiterin von Montag bis Samstag im Schichtbetrieb.“ Sie sei ebenfalls sehr froh, wieder öffnen zu dürfen. „Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. Mir haben auch meine Kunden gefehlt“, sagt sie. Keinen Kontakt zu anderen Menschen zu haben, sei für sie ungewohnt und schwierig gewesen. „Ich kommuniziere gerne und freue mich, wieder hier zu sein.“

Schulden, Umsatzeinbußen, Ungewissheit
Aber es gibt nicht nur Grund zur Freude, wie Mandy Harms berichtet. Zum einen ist da die finanzielle Lage, in der sie sich nach dem langen Lockdown befindet: Sie sei mit Schulden aus der Schließung gekommen. Da es ihren Salon erst seit drei Jahren gibt, habe sie noch keine großen Rücklagen anlegen können und weil die Überbrückungshilfe III erst seit Kurzem beantragt werden könne, sei bisher noch kein Geld geflossen.
„Und für uns Unternehmer gibt es gar nichts“, sagt sie. Ein fiktiver Unternehmerlohn werde nicht ausgezahlt – dabei fehle es ihr an Einnahmen, während die Lebensunterhaltungskosten weiterlaufen. Aus diesem Grund musste Mandy Harms nun einen Nebenjob annehmen und arbeitet zusätzlich zu ihrem Beruf als Friseuse als Reinigungskraft in einem Altenheim. Eine Doppelbelastung.
Anzahl der Kunden stark begrenzt
Außerdem komme es trotz Öffnung zu Umsatzeinbußen, so Harms: Weil nur eine stark begrenzte Anzahl an Kunden gleichzeitig im Salon bedient werden kann, habe die Anzahl an zu vergebenden Terminen im Vergleich zu Zeiten vor Corona abgenommen. Und Jasmin Schanz berichtet, auch durch das Lüften und Desinfizieren nach jedem Kunden seien nicht mehr so viele Termine unterzukriegen wie sonst. In ihrem Salon werde darum abends länger gearbeitet.

Außerdem gibt es einen weiteren beschränkenden Faktor: Arbeiten wie Rasuren, Bartschneiden, Kosmetische Behandlungen oder Haarverlängerungen sind den Friseuren derzeit gar nicht erlaubt, so Mandy Harms. „Dadurch fehlen uns auch Kunden.“ Und man wisse ja auch nicht, was die Zukunft noch bringt. Selbst, wenn die Friseure weiterhin öffnen dürfen, seien irgendwann einmal alle Haare geschnitten, der aktuelle Andrang werde dann wieder abnehmen.
Die Kunden unterstützen
Unterstützung kommt von den Kunden. Um vor dem Lockdown noch Geld einzunehmen, habe man im Dezember Gutscheine für Haarschnitte verkauft, die nun eingelöst werden könnten. Aber: „Die Kunden wollen das jetzt gar nicht.“ Sie würden sich die Gutscheine lieber aufbewahren und stattdessen Geld geben, um Mandy Harms und ihr Team zu unterstützen. Auch Jasmin Schanz sagt, es sei schön, dass die Kunden so viel Wertschätzung zeigten. „Ein Friseurbesuch ist eben nicht nur Haare schneiden, er tut auch der Seele gut.“