Die steigende Zahl von Geflüchteten aus der Ukraine sorgt auch bei der Tafel Stockach für mehr Kunden. Wer einen Sozialpass von der Stadt vorweisen kann, wird in die Kundenkartei aufgenommen. Über 300 Namen sind darin enthalten. An zwei Tagen öffnet der Laden in der Nellenburgstraße 1a.

Die Leiterin Margot Kammerlander erzählt, vor welchen Herausforderungen sie und ihre Helfer stehen und wie sich die Einkaufsbedingungen zurzeit verändern.

Lange Wartezeit wegen großem Ansturm
Margot Kammerlander sagt, teilweise wollten zuletzt bis zu 100 Menschen am Tag Lebensmittel holen. Die meisten kamen an beiden Öffnungstagen. Diesen Ansturm konnten die Helfer nicht abfangen. Die Kunden standen länger vor dem Laden als gewöhnlich, zum Teil bis zu drei Stunden.
„Wir haben überlegt, wie der Einkauf schneller und entspannter ablaufen kann. Wenn jeder Kunde nur einmal pro Woche einkauft, können mehr kommen“, so Margot Kammerlander.

Was verändert worden ist
Die registrierten Kunden durften selbst entscheiden, an welchem Tag sie zur Tafel kommen wollen. Dafür mussten sie sich mit Unterschrift in eine Liste eintragen, die in mehreren Sprachen vorlag. Mittwochs ist die Liste länger, weil der Laden da drei Stunden (15 bis 18 Uhr) geöffnet hat. Donnerstags sind es nur zwei Stunden, von 11 bis 13 Uhr. Das Warensortiment wird von den Helfern möglichst gerecht auf beide Tage verteilt, damit die Kunden an beiden Tagen ein ähnliches Angebot bekommen.
Den Mitarbeitern der Tafel Stockach ging es auch darum, dass jeder Kunde nicht so lange im Laden verweilt. Dabei hilft es, wenn nur die angegebene Höchstmenge in den Einkaufswagen wandert, denn alles, was zu viel ist, muss an der Kasse wieder aussortiert und versorgt werden.
Manche Lebensmittel sind nun limitiert
Deshalb wird inzwischen auch an der Kühltheke bedient – an der Brot- und Gemüsetheke war das schon immer so. „Wir brauchen dafür einen Helfer mehr, aber bisher kommen wir gut zurecht“, so Kammerlander.
Bei haltbaren Lebensmitteln, aber auch bei Obst, Gemüse und Artikeln aus der Kühltheke wie Joghurt, Wurst und Käse müsse die Menge pro Kunde limitiert werden, weil einfach nicht mehr Ware da sei. „Man kann nie so viel kaufen, wie man möchte“, bedauert Margot Kammerlander.
Verhaltensregeln samt gelber und roter Karte
Um die vielen Erwartungen unter einen Hut zu bekommen, mussten Verhaltensregeln eingeführt werden. Diese hängen im Laden in deutscher, ukrainischer, russischer und arabischer Sprache aus. Darin ist die Erklärung zur Höchstmenge ebenso enthalten wie das korrekte Tragen einer Maske, die Nase und Mund bedecken muss.

„Wir zeigen diese Regeln jedem und fragen, ob er sie verstanden hat“, erzählt die Leiterin. Damit sich alle daranhalten, haben sich die Mitarbeiter ein Kartensystem überlegt. „Wir erklären den Kunden, das sei wie beim Fußball. Eine gelbe Karte bedeutet eine Verwarnung, bei einer roten Karte müssen sie den Laden verlassen und dürfen erst in der Folgewoche wiederkommen.“ Sie habe schon ein paar rote Karten vergeben, bestätigt Margot Kammerlander. Es sei zwar hart, das so durchzuziehen, aber es funktioniere.
Momentan noch kein Aufnahmestopp
Sie befürchtet, dass die Tafel Stockach nicht um einen Aufnahmestopp herumkommen wird. „Wir haben uns auf 150 Kunden pro Woche festgelegt, mehr packen wir einfach nicht auf Dauer.“
Entsprechend der Anzahl der vor dem Eingang wartenden Kunden werden zu Beginn der Öffnungszeit Karten gezogen. Wer Glück hat und eine niedrige Zahl zieht, darf bald rein, die anderen müssen draußen warten. Oder sie gehen noch einmal nach Hause und kaufen später ein. Das akzeptieren die Menschen, weil sie wissen, dass für sie wegen der Mengen-Beschränkung auch am Schluss immer noch etwas da ist.

Manche Kunden kommen nicht mehr
Margot Kammerlander hat einen Wechsel in der Kundschaft bemerkt. Einige Syrer kämen nicht mehr, sie seien vielleicht weggezogen, vermutet sie. Seit die Geflüchteten aus der Ukraine ebenfalls hier einkauften, seien auch andere Kunden weggeblieben, weil ihnen die Wartezeit zu lang wurde.
„Manche Ukrainer geben aber inzwischen ihre Berechtigungskarten zurück, weil sie in ihr Land zurückkehren oder innerhalb Deutschlands umziehen“, sagt sie.