Er ist wieder da: Nachdem es für einige Tage ruhig geworden ist um den Stockacher Wolf tauchen plötzlich neue Aufnahmen und Augenzeugenberichte auf. Ob es sich dabei tatsächlich um dasselbe Tier handelt, das Anfang der vergangenen Woche in Stockach gesichtet wurde, lässt sich zwar nicht mit Sicherheit sagen, doch es gibt einiges, was dafür spricht.
Am Dienstag hätten erste Personen kurz vor der Mittagszeit bei der kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung gemeldet, dass sie in der Nähe von Basadingen im Kanton Thurgau einen Wolf oder einen wolfsähnlichen Hund gesichtet hätten, berichtete die Zeitung „Der Landbote“ aus Winterthur. Eine Sichtung in Andelfingen habe sogar einen Polizeieinsatz ausgelöst. Die beiden Orte liegen rund 12 beziehungsweise 24 Kilometer entfernt von Öhningen, wo ein Wolf zuletzt gesichtet worden war. Dafür, dass es sich bei allen Sichtungen um dasselbe Tier handelt, gibt es indes keine offizielle Bestätigung.
Drei neue Sichtungen bestätigt
Kurt Kirchmann, der als Netzwerker für die Forstliche Versuchsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg Fälle von Wolfssichtungen untersucht, hatte aber schon früh den Verdacht geäußert, dass es sich bei den jüngsten Sichtungen im Kreis Konstanz um ein Tier aus der Schweiz handeln könnte. Er habe in den vergangenen Tagen weitere Recherchen zu Sichtungen auf der Höri angestellt und sei sich sicher, dass auch ein Video, das am Dienstagmorgen in Wangen aufgenommen wurde, einen echten Wolf zeige. Die FVA teilte am Freitagnachmittag mit, dass sie drei weitere Sichtungen vom Dienstag, 19. März, in Öhningen als bestätigte Wolfssichtungen wertet.
„Möglicherweise handelt es sich bei dem beobachteten Tier um einen durchziehenden Einzelwolf. Solche Wölfe können in kurzer Zeit sehr große Strecken zurücklegen. Wo sich das Tier aktuell aufhält, ist nicht bekannt“, heißt es in der Pressemitteilung der FVA.

Auch Schweizer Sichtungen gelten als bestätigt
Unklar bleibt damit, ob es sich bei dem Tier, das in der Schweiz gesichtet wurde, um den gleichen Wolf handelt. Laut den Informationen aus Schweizer Medien gehe die Schweizer Stiftung Kora, die ebenfalls ein Wildtiermonitoring betreibt, davon aus, dass es sich auch bei den dortigen Sichtungen um einen echten Wolf handle.
Laut Kurt Kirchmann gelte das allerdings nicht für alle Bilder, die derzeit im Umlauf seien und die einen Wolf im Kanton Thurgau zeigen sollen. Einige davon seien falsch zugeordnet worden und eigentlich in Öhningen aufgenommen. Dennoch vermutet auch er, dass der Wolf aus Stockach inzwischen schon wieder zurück in der Schweiz sei. „Es scheint allerdings öfter mal ein Wolf auf der Höri unterwegs zu sein“, sagt Kirchmann. Im Zuge seiner jüngsten Recherche sei ihm von zwei Rehen berichtet worden, die vor kurzem in der Nähe von Öhningen gerissen worden seien. „Leider wurde der Vorfall damals offenbar nicht bei der FVA gemeldet“, sagt Kirchmann.
Meldungen wichtig für Forschungszwecke
Solche Meldungen seien allerdings sehr wichtig und würden dabei helfen, die Forschungen zu dem Tier, das in Deutschland unter Naturschutz steht, weiter voranzubringen. Es lohne sich also, beim Spaziergang in der Natur die Augen offenzuhalten, denn „es scheint tatsächlich so zu sein, dass da immer mal wieder ein Wolf über die Grenze guckt“, sagt Kirchmann.
Laut Schweizer Medienberichten habe es in jüngerer Zeit häufiger Wolfssichtungen im weiteren Umkreis der Grenze zu Deutschland gegeben. So habe der Kanton Zürich im Herbst 2022 vor einem Wolf im Zürcher Weinland, einer Region im Norden des Kantons Zürich, unweit der Grenze, gewarnt. Im Kreis Konstanz stammt die bislang bestätigte Sichtung vor den Ereignissen der vergangenen Woche aus dem Jahr 2017. Wie die FVA auf Nachfrage erklärte, gab es zudem ein Rissereignis im Jahr 2021, welches auf einen Wolf zurückzuführen war.