In wenigen Tagen feiern die Christen weltweit wieder ihr höchstes Fest im Jahreskalender: An Ostern gedenken sie der Auferstehung Jesu Christi. Dass dabei die Unterschiede zwischen den großen beiden Konfessionen gar nicht so groß sind, haben der evangelische Pfarrer Ulf Weber und der katholische Pfarrer Thomas Huber herausgefunden, als sie sich für den SÜDKURIER gegenseitig interviewen durften:

Ulf Weber: Wie hast du in deiner Kindheit die Fastenzeit und das Osterfest erlebt?

Thomas Huber: Ich erinnere mich noch ganz genau, dass ich als Kind in der Fastenzeit weniger Süßigkeiten als normal gegessen habe. Ganz darauf zu verzichten, habe ich nie geschafft (lacht). Als ich später zu den Ministranten gekommen bin, erinnere ich mich, dass bei den Proben für die Ostergottesdienste ganz oft herrliches Wetter war. Man hat wirklich gemerkt, wie die Natur erwacht und es hell wird. Das finde ich bis heute schön, dass die Natur quasi mitmacht: Aus der kargen Fastenzeit blüht zu Ostern hin alles auf.

Eine weitere schöne Erinnerung sind die Osterbesuche bei meinen Großeltern, bei denen wir im großen Garten Ostereier gesucht haben. Manche waren so gut versteckt, dass wir noch Monate später welche gefunden haben (lacht).

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Thomas Huber: Wie wurde denn das Osterfest in deiner Familie gefeiert und welche Traditionen habt ihr in der evangelischen Kirche besonders gepflegt?

Ulf Weber: Wir waren eine sehr christliche Familie und es war selbstverständlich, dass wir jeden Sonntag in die Kirche gegangen sind. Daher war mir als Kind das ganze Kirchenjahr sehr präsent. In meiner Heimat wurde zum Beispiel auch Fasnacht gefeiert, und ich empfand es immer als sehr eindrücklich, wie dann mit dem Aschermittwoch ganz plötzlich alles vorbei war und die Stille der Fastenzeit einkehrte. Was ich allerdings als Kind nie so genau verstanden habe, ist, warum ich denn jetzt verzichten soll.

Heute bin ich deshalb auch ganz froh, dass wir in der Evangelischen Kirche Fastenaktionen haben, die besagen ‚sieben Wochen ohne Panik‚ oder Ähnliches. Ich habe natürlich, als ich älter wurde, auch begriffen, dass Jesus Christus für uns gelitten hat, und diese Zeit deshalb keine fröhliche Zeit ist.

Wie hast du die Karwoche erlebt?

Die Karwoche war für mich sehr eindrücklich. Schon als Kind war die Feier des Abendmahls am Gründonnerstag etwas ganz Besonderes für mich. Noch heute feiere ich diese Feier mit am liebsten. Am Karfreitag war für mich das Abräumen des Altares immer sehr eindrücklich, das auch mit dem Schweigen der Orgel und der Glocken einhergeht.

Das Zweite, was den Karfreitag für mich besonders einprägsam gemacht hat, ist das traditionelle Mittagsgericht, das es in meiner Familie immer gab: Dörrobst und Nudeln. Das war eine feste Tradition und es war mit Ausnahme des traditionellen Weihnachtsessens das einzige Gericht im Jahr, das fest gesetzt war (lacht). Das behalte ich auch bis heute mit meiner Frau bei.

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Mit dem Ostersonntagmorgen verbinde ich natürlich auch das Eiersuchen. Es kamen immer Cousinen und Cousins bei meinen Großeltern zusammen. Meine Mutter hatte immer ein Lamm aus Rührteig gebacken. Und zusätzlich dieses Aufblühen der Natur, da war dann immer klar: Jetzt ist wieder alles gut.

Ulf Weber: Was ist heute für dich als Pfarrer das Herausragende in der Liturgie des Osterfestes? Gibt es da etwas, was für dich ganz besonders wertvoll ist?

Thomas Huber: Zwei Sachen sind ganz wertvoll für mich. Das Erste ist die Segnung des Osterfeuers und der anschließende Einzug mit der Osterkerze in die Kirche. Das Licht dieser Kerze fließt in der Kirche fast über. Das ist für mich ein besonders ergreifender Moment. Der zweite ganz besondere Punkt in der Feier der Osternacht ist für mich, wenn das Halleluja wieder angestimmt wird. In meiner Zeit als Diakon durfte ich die Osternacht im Freiburger Münster mitfeiern und dort in einer feierlichen Zeremonie das Halleluja verkünden. Deshalb ist das für mich noch immer ein besonderer Moment.

Thomas Huber: Was macht für dich die Feier der Osternacht zu etwas Besonderem?

Ulf Weber: Bei mir ist das ganz ähnlich. Der Einzug der Osterkerze zum Lumen Christi ist immer wieder etwas ganz Besonderes. Insbesondere, wenn ich das als Pfarrer tun darf. An meiner vorherigen Station gab es einen Kantor, der das traditionell übernommen hat. Jetzt freue ich mich schon sehr darauf, es in Stockach wieder selbst zu machen. Ich liebe auch sehr die Oster-Frühgottesdienste, die beginnen, wenn die Sonne noch nicht aufgegangen ist. Dadurch, dass die Kirche nach Osten ausgerichtet ist, leuchten dann während des Gottesdienstes die ersten Sonnenstrahlen in die Kirche. Das ist ein ganz tolles Ereignis, das die Botschaft von Ostern noch zusätzlich unterstreicht.

Der zweite Punkt, der für mich ganz besonders ist, ist der Ostergruß: ‚Der Herr ist auferstanden‘ und die Gemeinde stimmt mit ein: ‚Er ist wahrhaftig auferstanden‘. Das sind für mich ganz besondere liturgische Höhepunkte.

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Ulf Weber: Es gibt ja neben dem Liturgischen auch noch andere Traditionen – kennt ihr zum Beispiel noch das Osterlachen?

Thomas Huber: Ja, ich habe auch immer mal wieder versucht, das wieder einzuführen mit dem Osterwitz. Aber der muss natürlich so sein, dass er nicht zu sehr vom Gottesdienst und der Predigt ablenkt. Wenn mir dieses Jahr ein guter einfällt, dann werde ich den auf jeden Fall erzählen.

Ulf Weber: Ich finde das wirklich eine schöne Tradition. Ihr hattet ja in der katholischen Kirche im 17. Jahrhundert mal einen Papst, der das verboten hatte. Aber es ist schon eine tolle Überlegung, die vom Gedanken herkommt: Der Tod ist besiegt und das, was uns traurig gemacht hat, ist überwunden. Das macht uns glücklich, fröhlich und frei. Deswegen gehört in eine Osterpredigt für mich viel Fröhlichkeit, viel Dankbarkeit und durchaus auch ein Witz. Aber immer in dem Verständnis, warum wir das eigentlich machen.