Um eine Verbesserung der Angebote im öffentlichen Nahverkehr soll es am heutigen Mittwoch im Stockacher Gemeinderat gehen. Auf der Tagesordnung steht dabei auch das Thema Ablachtalbahn – die Räte sollen über die Mitfinanzierung einer Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Bahn zwischen Stockach und Mengen/Sigmaringen entscheiden.
In der Sitzungsvorlage geht die Stadt Stockach dabei auch auf Machbarkeitsstudien ein, die in der Vergangenheit erstellt wurden und in denen eine Wiederaufnahme des Zugverkehrs nicht wirtschaftlich genug bewertet wurde. Frank von Meißner, Mitglied des Fördervereins Ablachtalbahn, ist darüber nicht glücklich. Er kennt sich in der Thematik aus, ist hauptberuflich für Bau und Planung von Eisenbahnstrecken verantwortlich und arbeitet im Nebenberuf für die Stadt Meßkirch als Eisenbahnbetriebsleiter. Ein persönliches Interesse an der Ablachtalbahn habe er dennoch nicht, betont er. Allerdings erwecke die Sitzungsvorlage in seinen Augen keinen neutralen Eindruck.
Alte Studien nicht mehr aktuell
„Aus verkehrsplanerischer Sicht ist es ein wenig fraglich, aus bis zu 20 Jahre alten Unterlagen zu zitieren“, sagt er. Es gebe seither neue Entwicklungen. Zudem sei die Darstellung in der Sitzungsvorlage nicht vollständig. Dort heißt es, ein von der Vieregg-Rössler GmbH im Jahr 2004 erstelltes Gutachten habe „die mangelnde Wirtschaftlichkeit der Strecke für den regionalen Verkehr bestätigt“. Laut von Meißner habe das Gutachten aber ein Potenzial für den überregionalen Verkehr gesehen.
Ebenfalls unzufrieden ist er, dass sich Stockach in der Beschlussvorlage auf die Stadt Mengen bezieht. Diese habe in einer ihrer Sitzungsvorlagen zur Ablachtalbahn etwa in Bezug auf die Kostenverteilung fehlerhafte Aussagen getätigt und damit ein sehr kritisches Bild gezeichnet, befindet der Bahnexperte.
Stadt sollte Experten zu den Sitzungen einladen
Frank von Meißner fordert die Stockacher Stadträte darum auf, sich am neuesten Landesgutachten aus dem Jahr 2020 zu orientieren, das in der Ablachtalbahn ein hohes Potenzial für den Personenverkehr sieht. Allerdings befürchtet er, dass durch die Formulierung der Sitzungsvorlage ein falscher Eindruck von der aktuellen Sachlage entstehen könnte. Dort heißt es, die Ablachtalbahn sei im Landesgutachten mit einem zu erwarteten Fahrgastaufkommen „von 830 Personen/Tag (Pkm/km)“ eingestuft. Dies bedeute aber nicht, dass dort 830 Fahrgäste am Tag erwartet werden, so Frank von Meißner. Stattdessen handle es sich um Personenkilometer je Streckenkilometer – gemeint sei, dass die Fahrgäste zusammen erwartete 830 Kilometer zurücklegen.
Für ein besseres Verständnis fordert er die Stadtverwaltung auf, bei Diskussionen zur Ablachtalbahn Experten einzuladen, „die dem Gemeinderat vielleicht ein besseres Bild vermitteln können als eine Sitzungsvorlage„. Denn das Thema sei schließlich sehr komplex.